Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,2.1917

DOI Heft:
Heft 8 (2. Januarheft 1917)
DOI Artikel:
Nagel, Ferdinand: Gutsbesitzer und Bauern: ein ostdeutsches Bauerndorf als Beispiel
DOI Artikel:
Vom Heute fürs Morgen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14296#0105

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
meist — auch im Frieden schon war es so! —, die dort die Rüben hacken,
die Kartoffeln aufnehmen, das Korn schneiden, ja neuerdings sogar schorr
die Gutsgespanne führen. Iedes Iahr werden sie in Masse aus Rußland
und Galizien eingeführt. Sie bilden sehr oft schon den Hauptbestandteil
der erwachsenen Arbeiterschaft unserer Gutsbezirke. Deutsche Tagelöhner
und Knechte nämlich kann der Großgrundbesitzer für seine durch maßloses
Einziehen und Aufkaufen von Bauernland um ein Vielfaches vergrößerten
Landflächen schon seit langem nicht mehr in ausreichender Zahl bekommen.
So rächt sich die alte schwere Schuld, die er mit der Verdrängung so vieler
selbständiger Kleinwirte von ihrem Heimatboden auf sich geladen hat.

Ist das aber noch ein „Deutscher Großgrundbesitz", der dermaßen von
seinen slawischen Wanderarbeitern abhängt? Und dann: wie soll es wer-
den, wenn diese polnischen Schnittermassen nach dem Kriege nicht wieder-
kehren, was sicher und vom deutsch-völkischen Standpunkt auch dringend
zu wünschen ist? Söllen wir, wieschon vordem Krieg von gewisser Seite vor-
geschlagen wurde, chinesische Kulis zur Feldarbeit einführen? Oder sollen wir
die bisherigen polnischen Schnitter, die sonst nicht wiederkommen würden,
als ständige Tagelöhner in nnsere Instkaten aufnehmen — als Ersatz für den
„in kurzer Zeit aussterbenden deutschen Landarbeiterstand", was Graf von
Schwerin-Putzar im roten „Tag" vom 3H Mai Wb als einzig wirksames
Mittel zur „Lrhaltung und Stärkung unserer Volkskraft
nach dem Weltkriege" gefordert hat?

Beide Vorschläge beleuchten blitzartig die so oft verschleierte Tatsache:
daß der Großgrundbesitz in seiner heutigen Äberspannung — v. H. der
Anbaufläche in Ostelbien hat er inne, und gar v. tz. im Regierungs-
bezirk SLralsund! — nur noch auf Kosten des deutschen Volkstums auf-
recht erhalten werden kann.

Das ist die Erkenntnis, die für uns, denen die Zukunft unsres Volkes
höher steht als alle privaten und Standesvorteile, ein neuer Ansporn sein
muß, um mit aller Tatkraft auf eine Besserung hinzudrängen. Und das
heißt: auf eine energische Besiedlung Ostelbiens, die dort endlich wieder eine
gesunde Grundbesitzverteilung schaffen und dem deutschen Bauerntum
mindestens die Flächen wiedergeben soll, die es unter Friedrich dem Großen
besessen hat. Gilt es doch, ein schweres Rnrecht wieder gutzumachen und
unsere Ostprovinzen, die alten Kernlande des preußischen Staates, vor der
sonst unvermeidlichen Verslawung zu bewahren. >smsj

Ferdinand Ragel

Vom tzeute fürs Morgen

Neberflüsfige Nundfragen

Gelegentlich der neuesten: „Was wird
aus unsrer Kunst nach dem Kriege?"

om Beginn des Krieges an,
selbst während der ersten Eil-
märsche war mehr Geduld bei den
Kämpfern als im Hinterlande,- in
jedem Ouadratfuß eroberter Erde
steckte realere Äberlegung des Grup-

penführers als in den daran ge-
knüpften grenzenlosen Folgerungen
ganzer Bundesstaaten. Noch jetzt
hört man nirgends so wenig vom
Ende sprechen wie in den Unterstän-
den, denn dort Lasten sie die Zähig-
keit und die Stärke des immerwachen
Gegners mit leibhaftigen Händen ab,
indessen die telegraphisch Belehrten
der Heimat, nur halb berührt, jede

80
 
Annotationen