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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,2.1917

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Heft 10 (2. Februarheft 1917)
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Meissner, E.: Typenbildung - eine nationale Notwendigkeit
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Witte, Johannes: Weltkrieg und Europa im Urteil der Ostasiaten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14296#0201

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sich rnit stolzem Wahrheitsgefühl als das bekennen, was er ist, und muß
ebenso den anderen in seiner Ligenart anerkennen; aber er muß sich auch
mit Gleichstrebenden zusammenschließen, muß sich selbst so weit in Zucht
halten, daß er bei aller rndividuellen Ligenart doch auch den Typus
verkörpert. Nur so können wir zu einer organischen Gliederung unseres
Volksganzen kommen. —

Wir brauchen Typenbildung snr unser politisches Leben: der Libe-
ralismus atomisierte die Menschheit, stellte den einzelnen ganz auf sich
und seine Kraft; er löste so zwar die höchste Energie des Selbsterhaltungs-
triebes aus, aber er entfesselte auch einen Kampf aller gegen alle, der
in seinem Lndergebnis zur Vergewaltigung der wirtschaftlich und sozial
Schwachen durch die Starken führen mußte. — Ein mechanisch durch-
geführter Sozialismus dagegen würde eine Bindung der individuellen
Schöpferkraft, eine Linerleimachung bedeuten und zudem, da er nur mit
einem ausgedehnten Verwaltungsapparat arbeiten könnte, schließlich in
einer Beamtenherrschaft enden müssen. — Lin veredelter Staatssozialis-
mus aber muß eine organische Gliederung der Menschheit nach ihren zu
typischer Durchbildung gelangten Lebensorganen herbeiführen. —

g^ie Ausbildung des Typus ist das Zeichen der Reife eines Volkes und
^eines Kulturabschnitts; ist sie erreicht, so kann eine neue Zeit neue
Aufgaben stellen, neue Typen bedingen und eine neue Völkerjugend her-
aufführen; die Endgültigkeit jeder Lösung ist nur relativ. Höher als
die vollendete Lösung selbst steht das Streben danach, das den Menschen
adelt und erhebt und die Menschheit von Stufe zu Stufe einem unbekann-
ten Ziele zuführt. Immer aber hat das Volk, das für seine Zeit den
Typus zuerst gefunden hatte, die Führerrolle innegehabt.

Der Weg zur Typenbildung ist nur durch tätige Mitarbeit aller fähigen
Köpfe zu bahnen. Ieder muß an seinem Platz denken und arbeiten, wie
er bis zum Ziele durchzuführen ist. E. Meißner

Weltkrieg «nd Europa im Urteil der Ostasiaten

hina und Iapan stehen seit Iahrzehnten unter dem Banne angel-
sächsischer Kulturarbeit, daher der englischen Sprache und der eng-
lischen Presse. Letztere hat schon lange vor dem Kriege beide Völker
dauernd gegen Deutschland aufgehetzt.

So war es kein Wunder, daß im Anfange des Krieges die herrschende
Stimmung fich unter diesen H70 Millionen Menschen stark gegen Deutsch-
land wandte, von dem man gemäß dem ruhmredigen Prahlen unserer
Feinde glaubte, es werde von der gewaltigen Äbermacht in wenigen
Monaten erdrückt sein. Sogar von den in Deutschland weilenden Chi-
nesen reiste eine ganze Anzahl heim, um unsern Zusammenbruch nicht zu
erleben.

Dieser Zusammenbruch aber blieb aus. Die Deutschen hielten sich
und gewannen bleibende Lrfolge. Diese Erfolge wurden auch in Ost-
asien bekannt. Und nun zeigte die Vergleichung auf der Landkarte den
urteilsfähigen Chinesen und Iapanern, in welcher Weise sie von unsern
Feinden betrogen worden waren und belogen wurden.

Diejenigen, welche Deutschland wirklich gekannt hatten, hatten freilich
von Anfang an seinen Sieg für möglich gehalten. Das japanische Offi-

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