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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,2.1917

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Heft 8 (2. Januarheft 1917)
DOI Artikel:
Bonus, Arthur: Ein Kampf der Moralen?, [1]
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Schumann, Wolfgang: "Das deutsche Volk und die Politik"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14296#0086

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lisch eingespeichelt sind sie bereits und werden es tagtäglich weiter, wider--
stehen aber noch. Am kräftigsten wohl die Schweiz und Schweden. Aus
Schweden kamen uns die an wohlgesichtetem und kritisch wohldurchgearbei»
tetem dokumentarischen Stoff außerordentlich reichen Bücher des Sozia«
listen Steffen. Aus der Schweh die sehr selbständig und Liefschauend
prüsenden Auslassungen des Sozialisten Kutter — vergleiche Kunstwart,
l. Maiheft sein neues Buch (Diederichs, Iena) ist noch nicht heraus;
hosfentlich läßt es nicht mehr auf sich warten. Vor kurzem schrieb ein
Franzose: der deutsche Militarismus würde die Verbandsheere besiegt
haben, aber die französisch-englische Presse hätte den deutschen Milita-
rismus besiegt. Diese Steigerung ist im Außerlichen zunächst richtig. Die
„Freiheits"moral geht werbend durch die Welt und bewährt ihre Agita«
tionskraft wie vorher. Dennoch ist die Frage, ob der Superlativ jener
Steigerung nicht noch erst kommt und also lautet: aber der deutsche
Sozialdemokrat schlug den Verbandsjournalisten. kmj Artur Bonus

(Schluß folgt)

„Das deuische Volk und die PsliLik"

^ nter dieser ÄberschrifL hat Professor tzugo Preuß ein Buch ver-
? 8 öffentlicht, das vielleicht der stärkste tzebel zur A.msLellung unseres
^^politischen Denkens ist, den wir uns wünschen können.^ tzier isL alles
beisammen, was einem Buch bleibende BedeuLung sichert: geschichLliche
Einsicht) weiter Äberblick, scharfe Begrifflichkeit und echt politischer Sinn.
Dieser zeigt sich zuerst schon darin, daß nicht ein in einzelne Forderungen
gefaßtes Programm für die Zukunft aufgestellt, sondern aus der ge-
samten Weltlage das an politischen Gedanken entwickelt wird, was wir zu-
nächst einmal wissen müssen, um überhaupt Fragen stellen und Antworten
entwerfen zu können.

Preuß' erster Grundgedanke ist: wenn unsrer friedlichen und kriegerischen
Tüchtigkeit auch nur annähernd unser politischer Sinn entspräche, so müßte
die SLellung unsres Volkes in der Welt ganz anders sein, als der Krieg
sie erwiesen hat.. Denn wie offenbarte sich uns, zur Aberraschung von
Millionen, die Lage bald nach der Kriegserklärung? Trotz aller Sorge
ergriff uns ein Gefühl der Befreiung. Auf unserer inneren und auf der
äußeren Politik hatte ein Druck gelasteL, weil auf beiden Gebieten ein großes
und klares, den Gemeingeist kräftig erfassendes Ziel der Entwicklung ge-
fehlt hatte. And so war es gewesen trotz des gewaltigsten wirtschaftlichen
Aufschwungs, trotz der steten Mehrung des Volkes und seiner Kraft.
Wir sühlten das alle: sehr viel hat uns das Schicksal gegeben, politischen
Sinn hat es uns versagt. „Damit kann sich ein großes Volk nicht be-
scheiden!" Anmöglich darf sich der politische Streit weiter „in ewig fehler--
haftem Kreise um dieselben Fragen^ drehen, die seit SLein und tzarden-
berg kaum gefördert wurden. Anmöglich darf der „doktrinäre Partei-
kampf um die Lehrsätze der Programme" wieder zum Inhalt des öffentlichen
Politiklebens werden. Bicht darf die „Simplizissimus-Stimmung^ wie-
derkehren, die „hoffnungsloser politischer Sehnsucht" entsprang. So im
Inneren. Im Außeren waren zwar weltwirtschaftliche Fortschritte

^ Polilische Bibliothek, Verlag Eug. Diederichs, Iena, l99 S., geb. 3 M.
 
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