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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,2.1917

DOI Heft:
Heft 9 (1. Februarheft 1917)
DOI Artikel:
Mahrholz, Werner: Von dem, was der neuen Baukunst am meisten not tut: zu Tessenows Buch "Hausbau und dergleichen"
DOI Artikel:
Fried, Alfred Hermann; Corbach, Otto: Zur amerikanischen Friedenspolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.14296#0148

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ist in diesen Photographien und Zeichnungen gegeben. Arbeiterwohnhäuser
und die Bauten in Hellerau, ländliche Einfamilienhäuser und Gutsgebäude,
Herrensitze und Innenräume, Werkzeichnungen zu Türen und Möbeln
wechseln in bunter Fülle, und immer wieder staunt man über die Kunst
Tessenows, mit den einfachsten, billigsten Mitteln ein harmonisches, wohl-*
gefälliges, im Höchsten Sinne künstlerisches Ganze zu erzielen. Wenn man
etwa nach den theoretischen Ausführungen geglaubt hat, Tessenow sei als
Baumeister allzu einfach, so sieht man sich durch die Bilder aufs ange-
nehmste enttäuscht: eine Fülle von Anmut, Lieblichkeit, Großzügigkeit
spricht aus den Bildern, von denen die Zeichnungen auch rein als Zeich-
nungen von duftigem zarten Strich sehr anmutig und reizvoll sind und ihren
Ligenwert als kleine Kunstblätter Haben; aber freilich, man muß schon Zeit
haben und sich in die Blätter vertiefen, um den intimen Reiz, die einfache
Harmonie der Proportion, die kleinen feinen Züge dieser Bauten zu ge-
nießen: schreiende Fassäden, prunkende Dekorationen gibt es da nicht zu
sehen, wohl aber spricht viel schlichtes Können, unendlich feiner Sinn für
die Mufik des Raumes und ein reines Künstlergemüt aus diesen Photo-
graphien und Zeichnungen.

So ist dies Büchlein vom tzausbau in seiner Art für alle Gruppen von
Lesern geeignet: für die Zukunftsgläubigen wie für die Kritischen, für
diejenigen, welche auf die Symptome ihrer Zeit acht geben, wie für die,
welche ihre Begriffe aus dem Grunde zu klären und zu berichtigen suchen,
äm meisten aber für die, welche einen schöpferischen Menschen zu bewun-
dern geneigt sind und den Glauben an die einigende Macht der Schönheit
-als der vollendeten tzarmonie haben. Möchte es auch Baulustigen in
die tzände kommen, dem tzandwerk wie der Kunst zu Nutz und Ehre!

Werner Mahrholz

Zur amerikanischen Friedenspolitik

^m^er Aufsatz des tzerrn Corbach im zweiten Dezemberheft des
^D^Deutschen Willens ist bedauerlich. Lr sucht den Glauben an die
Ehrlichkeit des Friedenswillens amerikanischer Staatsmänner in
dem Augenblick zu erschüttern, wo ein Verkennen dieser Absichten von
größtem Unheil für das deutsche Volk sein muß. tzerr Corbach sucht
mir und meinen Gesinnungsgenossen, die wir von dem uneingeschränkt
ehrlichen Friedenswillen und der bewährten nmerikanischen Friedens-
technik auf Grund eines eingehenden Studiums der Verhältnisse, der
Dokumente, der tzandlungen überzeugt sind, durch den Vorwurf naiver
Gutgläubigkeit den Kredit zu schmälern. „Sie (das heißt ich und meine
Freunde) merkten nicht, was für nichts weniger als friedfertige Absichten
amerikanische Staatsmänner, bewußt oder unbewußt, jeweils auch hinter
pazifistischen Idealen verbargen." Ich müßte die Geschichte der Friedens-
bewegung in Amerika hier aussühren, mein erschienenes Buch über
„Pan-Amerika^ noch einmal schreiben, wollte ich diese Auffassung des
tzerrn Corbach widerlegen. Ich müßte die diplomatischen Aktionen, die
von überzeugtestem Pazisismus durchtränkten Reden eines Elihu Root,
Taft, Knox, Bryan, Wilson und vieler anderer Staatsmänner hier aus-
führlich darstellen, um den Versuch des tzerrn Corbach, das in vielen
 
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