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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,2.1917

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Heft 9 (1. Februarheft 1917)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14296#0177

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Was die Aeit wiü?

^Willst du dir ein hübsch Leben
zirnmern,

Mußt ums Vergangne dich nicht
kümmern, . . .

Was jeder Tag will, sollst du fragen,
Was jeder Tag will, wird er sagen."

GoeLhe

Unsre Büder und Noten

^m^as gutgelungene steindruckartrge Blatt nach Robert von tzaug
^--D^zeigt uns den Maler des „Blücher am Rhein^, des „Morgenrots"
und von andern berühmten Kriegsbildern auf sehr friedlichen Wegen.
„Post^, und zwar richtige gelbe Post sogar mit einem Wouwermanschen
Schimmel davor, im alten, mindestens biedermeierischen Hofe. Man wäre
versucht zu sagen: das ist ein „Fluchtbild", eines, wie's wer malt, der
dem Kriegslärm auch mal entrinnen will — aber es ist schon von W3
signiert. Es ist einfach ein Bild, das vom schönheitfrohen Genusse an den
hier erschauten Augenschleckereien angeregt ist. Wer mitschlecken will,
Lut wohl, sich zunächst einmal ganz einfach auf diesem Innenhose hier um-
zusehen. Rechts der Wand zuzuschreiten — wie farbenreich die und was
alles auf ihr zu sehn ist, daß man an Lionardos Worte über alte Mauern
denkt! An ihr dem tzintergrunde zu, an dem pikanten blaublitzenden
Dachel vorbei, um den feinen Obelisken-Brunnen herum, die Wand
links hin, über den farbigen Boden wieder nach vorn zur Kutsche —
was die selber mit ihrem Viergespann für ein kleines Kaleidoskop
von Muschelschönheit ist! Roch einen Blick über die Dächer aus den
tzimmel hinaus. Und nun einen übers Ganze, daß all die Farbenmunter--
keit mit dem Dach-Blauedelstein im Schnittpunkt der Diagonalen sozu-
sagen schwingt! tzaug wäre aber nicht tzaug, wenn ihm das Farbige
an sich genügte. Bei ihm versteht sich von selber, daß es auch Träger
einer Stimmung ist. Das alte Stadtstückchen hat, sozusagen, außer seiner
Schönheit auch sein Gemüt.

Rach der Idylle die Wildheit des Kriegs! Kurt Kluge, der „drau--
ßen" verwundet, den Krieg aus eigenem Erleben kennt, hat uns einen
Totentanz radiert. tzellichter Tag, da schreitet das Knochengespenst zwi-
schen den Brandstätten und über sie, und wie der Teufel von tzameln die
Ratten, so lockt er die Kpähen. Ein Stück Racht am Tage, ein Stück
Schwarz im Grellen, so stieben sie hinter ihm her. Es ist eine Anschauung
voller Leben. Abrigens: auch ein perspektivisches Bild. Ls empfiehlt
sich, auch dieses Blatt aus einiger Entfernung zu sehn, dann rundet sich's
zum Raume schneller.

Die Bilder von tzeinrich Tessenow zu dem Aufsatze von Mahr--
holz bitten wir, nicht nur als Illustrationen anzusehn, sondern auch nach
ihrem außerordentlichen Reiz an sich, als Zeichnungen zu würdigen.

Die Kopfleiste ist wieder ein Monatsbild von Boehle, das wir
mit Genehmigung der tzerren E. Klotz, Fr. Kurz und Th. Schafer wieder-
geben. Wir werden damit das ganze Iahr hindurch fortfahren, um diese
köstlichen Monatsbildchen nun zum Gemeinbesitze der deutschen Kunstfreunde
zu machen. In einem Iahrgange des „Frankfurter Kalenders" erschienen,
waren sie ja bisher nur wenigen bekannt.

Zum Textschluß ein Spielmannsbildchen von tzans Röhm.
 
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