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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,2.1917

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Heft 11 (1. Märzheft 1917)
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Avenarius, Ferdinand: Auch Amerika
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Schairer, Erich: Inseratenmonopol
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https://doi.org/10.11588/diglit.14296#0240

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Aber Wilsons Amerika ist so wenig ganz Amerika, wie Iohn Bulls
England ganz England ist. In Amerika wie in England selbst sind
immer noch Menschen, die den skeptischen Kopf und das gesund schlagende
tzerz gewahrt haben. Sogar in Frankreich, Rußland und Italien sind
ihrer noch. And wären ihrer noch tausendmal weniger, als sind, wir
grüßen als Anbekannte die Unbekannten. Ihre Zeit wird kommen und
unsre Zeit. Oder unserer Kinder Zeit. A

Jnseratenmonopol

Der Chefredakteur des Düsseldorfer Tageblattes Dr. Heinz Brau-
weiler hat im Novemberheft der Monatsschrift „Deutsche Arbeit"
(Monatsschrift für die Bestrebungen der christlich-nationalen Arbeiterschaft)
die Einführung eines Anzeigenmonopols befürwortet. Er würde
davon eine jährliche Linnahme von etwa 200 Millionen Mark für den
Staat erwarten. Die Rückwirkung auf das Zeitungswesen aber wäre:
Unabhängigkeit vom Anzeigengeschäft; Brauweiler zögert nicht, die „zu-
nehmende Abhängigkeit des redaktionellen Teils der Zeitung von dem
Anzeigenteil" für „einfache Korruption" zu erklären und sieht dementspre-
chend in der Trennung der beiden Bestandteile „das beste Mittel, die
deutsche Presse ihren idealen Aufgaben zu erhalten".

Gedanken, wie Brauweiler sie ausspricht, sind seit Iahrzehnten immer
wieder aufgetaucht, ohne starken Widerhall zu finden. Daß ein mitten
im Beruf stehender Zeitungsredakteur den Finger auf diese Stelle unserer
Preßverhältnisse legt, ist immerhin von besonderer Bedeutung; und da
unsere ZeiLungsunternehmer wissen, daß gegenwärtig nach allerhand Mono-
polen gefahndet wird, mögen ihnen Brauweilers freimütige Außerungen
gerade jetzt nicht recht bequem sein. Unter Anwesenheit und Mitwirkung
von Vertretern zweier großer Zeitungsverlage hat am 27. Ianuar eine
Versammlung des „Vereins deutscher Reklamefachleute^ in Berlin Brau-
weilers Behauptungen und Folgerungen schärfstens abgelehnt und „fest-
gestellt^, daß das Gegenteil richtig sei, nämlich daß ein blühendes An-
zeigengeschäft die Zeitungen unabhängig mache, und daß gerade die Los-
lösung des Inseratenteils sie der Korruption ausliefern würde.

Wie wir unserseits darüber denken, wissen die Leser. Angesichts einer
endlich nun doch vielleicht erwachenden öffentlichen Teilnahme an solchen
Fragen scheint es uns angebracht, auch Erich Schairer über das Thema
„Inseratenmonopol" zu hören. Schairer hat an anderer Stelle bereits
mehrfach und in den verschiedenen Gesichtspunkten eine teilweise Äber-
führung des Anzeigenwesens in öffentliche Verwaltung gefordert. K.-L.

urch das ganze Mittelalter hindurch, in der Periode der sogenannten
Stadtwirtschaft, hat sich der tzandel in der Form des öffent-
lichen Marktverkehrs vollzogen. Auf dem Markte trafen sich Er-
zeuger und Verbraucher, Verkäufer und Käufer, und auf Grund des Ver-
hältnisses von Angebot und Nachfrage erfolgte die Preisbildung, wie es
der erweiterte wissenschaftliche Begriff des Marktes heute noch ausspricht.
Dieser Markt aber stand unter der im Marktregal staatsrechtlich festgeleg-
ten Aufsichtsgewalt und Ordnung der städtischen Obrigkeiten. Er war an
bestimmte Zeiten und Plätze und an die Mitwirkung öffentlich beamteter

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