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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,2.1917

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Heft 7 (1. Januarheft 1917)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14296#0066

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Unsre Bilder mrd Noten

anl Leschhorns Farbenholzschnitt „Winternacht", den wir vors
Heft setzen, zeigt den Meister auf dem Gebiete, auf dern er keinen
neben sich hat. Nnsre Wiedergabe in Steindruck ist so gut, daß
sie immerhin als Kunstblatt im Sinne unsres Aufsatzes (Kw. XXIX, 6)
gelten darf, wenn sie auch den Dämmerlichtduft der blauen Stunde nicht
so wundersam bannen konnte, wie das den Leschhornschen tzanddrucken
gelingt. Wegen solcher müßte man sich an ihn nach Straßburg wenden.

In gewissem Sinne Phantasiekunst gibt ein Blatt wie das Fahren--
krogs, das wir hinterm Hefte bringen. Phantasiekunst in dem Sinne,
daß von einer künstlerischen, hier dichterischen Phantasie schon Vor--
gebildetes gezeigt wird. „Die wilde Iagd", die ja in den „Zwölftnächten"
Zwischen Weihnacht und Dreikönigstag toben soll. Fahrenkrogs Zeich--
nung ist mehr als ein Referat oder als eine Illustration der Sache, man
beachte außer dem Aufbau der Gruppe ihren Schwung, sozusagen ihre
Stoßkraft. Auch das Licht ist in seiner Gespensterei empfunden: es ist
Naturstimmung in diesem Bild.

Die sechs Bildchen von Unterständen gehören zu dem betreffen--
den Aufsatz.

Die Kvpfleiste ist von Fritz Boehle, wir geben sie mit Erlaubnis
der tzerren E. Klotz, Fr. Kurz und Th. Schäfer wieder.

Am Schluß ein bescheidenes SchattenschniLtchen, das doch etwas Be-
sonderes ist. Denn der diesen tzirsch hier ausschnitt, war der junge Paul
Konewk a. Es handelt sich also um einen „noch unbekannten Konewka";
das Schnittchen wird hier zum ersten Male veröffentlicht.

Schließlich: diesem tzefte beigelegt ist der Wandkalender des
Kunstwarts für W7. Er hat wieder Iulius Plischke zum Künstler.
Die Vorlage des Bildes ist ein echter Schnitt.

^amuel Scheidts^ Variationen über das echt volkstümliche, ganz
^und gar deutsch klingende Liedchen -,Wehe, Windchen, wehe" gehören
zu denjenigen zahlreichen Tonschöpfungen aus der vorklassischen Zeit,
die nicht nur historisches Interesse beanspruchen, sondern auch eine wirr«
liche, dauernde Bereicherung für den Rnterricht nicht minder wie für eine
gediegene, allseitige und anregungsvolle tzausmusikpflege bedeuten. Was
den historischen Wert dieser Variationen betrifft, sehen wir, wie der
tzallenser Organist in echt künstlerischer Feinheit, Schönheit und Leichtig-
keit italienische Formengebung mit der eigentümlichen englischen Satz--
technik verknüpft. Das Werk selbst ist von Lief deutschem Fühlen und
Empfinden durchtränkt und gesättigt. Der durch seine trefflichen Choral-
bearbeitungen bekannte Meister der Orgelliteratur verleugnet sich auch
in diesen Klaviervariationen nicht ganz: allerdings vermeidet er die Kirchen-
Lonnoten; er verläßt jedoch nirgends den strengen Kontrapunkt, behält
eine gewisse, ernstere und deutsche Färbung (im Gegensatz zu dem süd-
deutschen Meister Froberger u. a.) bei und überschreitet nicht den Am-
sang vom G der großen Oktave bis zum E der zweigestrichenen (entsprechend

^ Aber ihn vgl. den Rundfchaubeitrag „Zur Pflege älterer Musik" in
diesem tzest.

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