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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0082

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Würzburg. Das in der hiesigen Festungskapelle befindliche
Denkmal des Bischofs Gerhard aus dem gräflichen Hause Schwarz-
bnrg, welches in seinem verfallenen Zustande der Erneuerung dringend
bedurfte, hat der regierende Fürst Albert von Schwarzburg-Rudolstadt
prächtig restauriren lassen.

Neuenburg. In der Feengrotte zwischen St. Aubin und
Vaumarcus im hiesigen Canton wurden interessante Alterthümer,
nämlich zwei Armspangen von Glas in blauer und violetter Farbe,
acht römische Medaillen und Spangen von Bronze, sowie eine Agraffe
von demselben Metall gefunden.

Antwerpen. Die Regierung hat eine Konkurrenz zu einem
„Justizpalast in Antwerpen" für einheimische und auswärtige Archi-
tekten eröffnet. Unter den Bestimmungen ist Folgendes zu uotiren:

1) Die Ablieferung der mit einem Motto zu versehenden Arbeiten
muß bis zum 1. Juni 1868 erfolgen. Arbeiten mit dem Namen
des Verfassers werden von der Konkurrenz ausgeschlossen. — 2) Die
Baukosten sollen 950000 Francs nicht überschreiten. Jedes Projekt,
welches nach Revision des Anschlages eine höhere Summe zur Aus-
führung erfordert, wird unwiderruflich ebenfalls ausgeschlossen. —
3) Für die am meisten dem Programme entsprechende Arbeit
ist ein Preis von 5000 Frcs., oder eventuell dem Verfasser die Aus-
führung des Baues gegen 5"/» Honorar ausgesetzt. Ein etwa nöthig
werdender zweiter Preis beträgt 3000, ein dritter 1000 Frcs. Die
prämiirten Arbeiten bleiben Eigenthum der Provinz. — 4) Die Jury
wird aus 7 Mitgliedern, von denen 4 Architekten des In- oder Aus-
landes sein sollen, durch die Bau-Deputation berufen werden.

Kunstgeschichte.

Zur Drientirung über die Restauralion des Andrea del 5arto und üster die Rkuseumssrage im
g, Astgeordnelenhause.

ijH an scheint endlich zur Einsicht darüber zu kommen,
was eigentlich in dieser ganzen, mit so außerordent-
licher Leidenschaftlichkeit — selbst im Abgeordneten-
Rfe Hause — behandelten Angelegenheit „des Pudels
STT Kern" sei. In Kreisen, die der Kunst ziemlich nahe
stehen, taucht bereits dse leise Ahnung auf, daß unsere
gleich Anfangs und aus guten Gründen ausgesprochene Ansicht, es
handele sich dabei um einen „geschickt in Scene gesetzten Skandal"
doch wohl nicht so gänzlich aus der Luft gegriffen sein dürfte; und
es bleibt schließlich nur die Gewandtheit zu bewundern, womit die
Leiter desselben die richtigen Leute zu finden gewußt, um für sie „die
Kastanien aus dem Feuer zu holen". — Wir haben diesen Herren
etwas das Spiel verdorben: daher die sonst ganz unerklärliche Heftig-
keit, zu der man sich gegen uns hinreißen ließ, daher — da man keine
besseren Mittel, z. B. sachliche Widerlegungsgründe, besaß — die
perfiden Insinuationen, Wortverdrehungen, Beleidigungen direkter und
indirekter Art. Aber diese Herren irren sich, wenn sie meinen, wir
würden »ns dadurch zurückschreckcn lassen, das Recht der offenen Wahr-
heit und der unabhängigen Ueberzeugung zu vertheidigen. Es ist
wahr, wir standen bisher — scheinbar der unisonen Ueberzeugung
Aller trotzend — ganz isolirt da; aber dies würde uns nicht ab-
halten, Das, was wir einmal als Recht erkannt, unerschütterlich als
solches offen zu bekennen: „Man muß den Muth seiner Ueberzeugung
haben", ist immer unser Wahlspruch gewesen.

Wohlan, wir stehen mit unsrer Ansicht jetzt nicht mehr isolirt da.
Eine große und geachtete Zeitung — freilich leider keine preußische,
nicht einmal eine norddeutsche — aber sicherlich eine, der man in
Fragen der Kunst und Wissenschaft unter den politischen Blättern
Deutschlands wenn nicht den höchsten, so doch jedenfalls einen hohen
Rang von jeher, und mit Recht, eingeräumt hat, die Augsburger
Allgemeine Zeitung, enthält in ihrer Nr. 41 vom 10. Februar
eine ausführliche Korrespondenz aus Berlin, welche unter dem Titel
„Die Berliner Museums-Berwaltung" diese Angelegenheit
von einem ähnlichen Standpunkt betrachtet, wie wir, ja zum Theil
noch viel weiter geht. Wenn wir dem Korrespondenten auch einen
Vorwurf daraus zu machen Veranlassung finden, daß er bei der der
berliner „Presse" ertheilten Rüge, deren „Maaßlosigkeit und Leiden-
schaftlichkeit der Angriffe" er tadelt, nicht derjenigen Blätter erwähnt,
auf welche dieser Vorwurf nicht Anwendung findet, nämlich der „Post"
und der „Deutschen Kunstzeitung" — beide freilich vertreten durch die
alleinige Person des Unterzeichneten —; wenn wir ferner mit seiner Auf-
fassungsweise der Restauration nicht völlig übereinstimmen können:
so sind dies doch nur Nebendinge in Hinsicht auf die Hauptfrage

selbst, nämlich welche Stellung das Abgeordnetenhaus zu
der Angelegenheit eingenommen hat.

Mehr in Rücksicht auf unsere hiesigen als auf unsre auswär-
tigen Leser fühlen wir uns veranlaßt, die Hauptstellen des Artikels
der Augsburger Allgemeinen Zeitung mitzutheilen, und be-
merken nur, erstlich daß wir leider manche derbe Wahrheiten, welche
die officiellen Anwälte der „künstlerischen Entrüstung" zu hören
bekommen, ihrer preßgesetzbedenklichen Derbheit wegen unterdrücken
müssen; zweitens daß wir, um den Text des Korrespondenz-Artikels
nicht zu unterbrechen, etwaige Bemerkungen in Form von Anmer-
kungen unter denselben bringen werden. Der Artikel beginnt folgender-
maaßen:

„Die Maßlosigkeit und Leidenschaft der Angriffe, womit Volks-
vertretung und Presse sich gegen die berliner Museumsverwaltung
und persönlich gegen den Vorstand derselben, den wirkt. Geh. Rath
v. Olfers, auszulassen beliebt haben, und die bcklagenswerthe Folge,
welche diese Angriffe bereits gehabt, müssen zu ernsten Bedenken und
zu ebenso ernstem Protest wider Geist und Form eines Verfahrens
Anlaß geben, welches von vornherein jede, auch die billigste, Rücksicht
aus den Augen gelassen hat. Die Presse möge ans sich beruhen,
mit der Volksvertretung aber haben wir es zu thun. Ein Kammer-
Mitglied, ein Mann von Geist und Kenntnissen, aber der Kunst und
Kunstgeschichte wie der Administration von Kunstanstalten völlig fremd,
läßt sich mit inquisitorischem Behagen von rechts und links, von Be-
fugten und Unbefugten, alles erdenkliche Material zusammentragen,
welches dann aus Zeitungsartikeln ergänzt wird, bis cs ein Arsenal
von Beschuldigungen bildet, denen das angeblich liebevolle Interesse
für einen mißhandelten Florentiner Maler zur Folie für den Effekt
auf das große Publikum dienen soll. Dieses Kammermitglied vergißt
— bei einem praktischen in Angriff und Vcrtheidigung bekanntlich
sehr geübten Juristen doppelt unverzeihlich — die Norm des Gerichts-
Verfahrens so sehr, sich als Ankläger und Richter in einer Person
hinzustellen und von einem „Schuldigen" zu reden, wo es sich eben
lediglich um einen Angeklagten handelt. Ein Kollege des Genannten,

ohne irgendetwas zur Sache beizubringen, versteigt sich.zu einer

gröblichen persönlichen Beleidigung dieses abwesenden „Schuldigen".
So hat das Abgeordnetenhaus die Museumsangelegenheit in die
Hand genommen — ein vielversprechender Anfang, der die Sache
sogleich aus das Gebiet der Persönlichkeiten bringt, dadurch zwiefach
beachtenswerth, daß Männer, die von ihrer Vertrautheit mit dem
Gegenstand auch noch die elementare Probe abzulegen haben, a prima
vista mit „Ignoranz" und „Unfähigkeit" um sich werfen."

(Fortsetzung folgt.)
 
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