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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0156

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141

Verzierungen finden sich am „Parthenon", an den „Propyläen",
der Burg von Athen, am „Tempel am Jlissus", am „Monu-
ment des Lhsikrates" rc. Aus allen diesen Spuren aber sieht
man, daß die Farben bei den attischen Monumenten wesentlich
nur als eine Dekoration der architektonischen Glieder
sich darstellten, während die Haupttheile den Stein in seiner
Naturfarbe zeigten. Auch an den Monumenten des Peloponnes
sind äußere Bemalungen aufgefunden, namentlich am „Minerva-
tempel" zu Aegina, wo nicht allein das Marmorgesimse Ver-
zierungen in Malerei und das Giebelfeld, vor welchem die eben-
falls mit Farbenspuren versehenen Statuen standen, einen
lichtblauen Grund hatten, sondern auch die mit Stuck versehenen
Wände farbig waren. Nicht weniger sind Farbenspuren an
den sicilischen Monumenten, vorzüglich am „Peripteros" auf
der Südseite des Hügels von Selinunt entdeckt, ebenso an den
italienischen Monumenten zu Metapont und Pästum.

Eine ästhetisch genommen wesentlich verschiedene Frage ist
die Anwendung farbigen Gesteins zur Hervorbringung far-
biger Architekturformen, wie sie sich bereits in sehr früher Zeit,
so am „Wwenthor zu Mhkenä" und am Schatzhause des Atreus
selbst finden. Was die Bemalung der Skulpturen im
Alterthum betrifft, so gehört diese Frage eigentlich nicht hieher;
doch mag bemerkt werden, daß nach Mithoff bei den Bildhauer-
werken an den großen griechischen Tempeln die nackten Theile
des menschlichen Körpers frei von Farbe gewesen zu sein schei-
nen. Hierüber wird noch gestritten, aber sicher ist, daß
sich an den Gewändern, Waffen rc. Farben befanden. — Wie
weit übrigens oder wie enge auch durch fortgesetzte Unter-
suchungen die Grenzen gesteckt werden mögen, bis zu denen die
antike Kunst die Bemalung von Architektur- und Skulpturfor-
men ausgedehnt hat: ästhetisch betrachtet kann es wohl kaum
einem Zweifel unterliegen, daß überall, wo die Bemalung über
ihre blos dekorative Bestimmung hinausgriff, d. h. sich auf den Kör-
per des Bau- oder Skulpturwerks selbst erstreckte, dies als eine Ver-
irrung, eine Abweichung von dem reinen Kunstgesetz zu betrach-
ten ist. Wir stimmen in dieser Beziehung höchstens mit dem in
solchen Dingen ebenso vorurtheilsfrei wie fein fühlenden Kug-

ler überein, wenn er in seiner Abhandlung über antike Poly-
chromie (Kl. Schriften und Studien. Stuttgart 1853) sagt:
„So finden wir denn in der Architektur sowie in der Skulp-
tur der Griechen, deren Vereinigung an den großen Tempel-
Anlagen stets ein großes Gesammtwerk erscheinen ließ, das
Gesetz der reinen, einfachen Form allerdings als
das eigentliche und bestimmende festgehalten; wir finden
aber zugleich, daß in beiden die Farbe hinzutritt, wo die Form
zur vollkommenen Darstellung des Zwecks nichthin-
reicht; daß sie vornämlich da angewandt ist, wo das leichtere
Verständniß des Ganzen eine Sonderung und schärfere
Bezeichnung der Theile wüuschenswerth macht, und daß
sie endlich ihrer Natur gemäß mannigfach zur weiteren Aus-
schmückung benutzt wird."

Bei den späteren Werken der antiken Architektur ist die
ausgedehnte Anwendung der Farbe durch den Augenschein nach-
zuweisen, namentlich bei den Ruinen von Pompeji. Hier sind
die Wände hinter den Peristylen, auch die Säulen häufig be-
malt, letztere oft im unteren, meistens nicht kannelirten Drittel
blau, im oberen Theile roth oder gelb, z. B. bei den Portiken
am Hauptforum und am Forum Nundinarium, am Peristyle
des Venustempels rc. Doch deutet, wie auch Mithoff bemerkt,
diese letztere Weise der Bemalung ohne Zweifel auf eine Aus-
artung der Kunst hin. Auch in Rom zeigen sich an antiken
Gebäuden verschiedentlich Ueberreste von Farben. Der Grund
der Bildwerke an der Trajanssäule ist von Semper blau be-
malt gefunden. Die Römer hatten eine Vorliebe für buntfar-
bigen Marmor. Plinius berichtet, daß man unter der Herr-
schaft des Claudius angefangen habe, den Stein zu bemalen,
unter Nero aber die Steine durch Hervorbringung von Flecken
auf denselben bunt herzustellen. Letzteres Verfahren, ein Affek-
tiren mit kostbar scheinenden Stoffen, zeigt, auf welche Abwege
man gerathen war.

Soviel über die malerische oder, allgemeiner gesprochen,
farbige Ornamentik des Alterthums, die übrigens, wie man
sieht, mit der Sgraffitomanier nichts gemein hat.

(Fortsetzung folgt.)


Korrespondenzen.

citttar, den 9. April. (Aus dem hiesigen Kunst -
leben. Schluß.) Im Ausstellungslokal der Kunst-
schule waren vor Kurzem die Ihnen bekannten Car-
1 tonS zu Max Lohdc's Sgrafsitogemälden im So-
phiengymnasium zu Berlin ausgestellt und fanden
die verdiente Anerkennung. Außerdem sahen wir da-
selbst Landschaften von O. v. Kamcckc, Wcichberger und Dö-
pler, sowie eine „Rheinländerin" von Prof. Plockhorst, welcher
die verschiedensten Stoffe zur Darstellung wählt und seinem „Auf-
crstehenden Christus" dieses frische und anmuthige Naturbild, in
dessen lenchtendem Kolorit indeß der Künstler des Guten etwas zuviel
gcthan, folgen ließ. Gegenwärtig ist derselbe mit Ausführung eines
lebensgroßen und in strengerem Styl gehaltenen „Luther" beschäftigt.

Hummel ist mit Darstellungen aus dem Böhmerwald beschäf-
tigt. Eine von niächtigen Felsblöcken bekrönte Berghohe mit weiter
Aussicht in das Land, ein sehr einfaches Motiv, ist vortrefflich ge-

malt und von guter Stimmung. Ebenso verspricht eine Urwald-
partie mit prächtigen Bäumen ein schönes Bild zu werden. Zugleich
leistet Hummel bekanntlich auch Vorzügliches in Aquarellmalerei, und
wir sahen manche mehr oder weniger ausgcführte Skizzen und Bil-
der der norddeutschen und südlichen Natur von ihm in dieser Technik
ausgeführt. — Auch dieses Künstlers Arbeiten zeige», daß sich der
„Styl" recht wohl mit realistischer Behandlung vereinigen lasse, wie
denn Beides — wenn man unter „Realistisch" nur nicht etwa na-
turalistisch versteht — im Grunde genommen gleichbedeutend und
bei jedem Kunstwerk als selbstverständlich vorauszusetzen ist.

Gleichzeitig mit dem Bilde von Genelli ist ein anderes von
James Marsch all dahier vollendet und an die Gallerte des Frhrn.
von Schack abgeliefert: „Die Entstehung von Tartini's Teufels-

sonate", ein originelles, fein durchgefllhrtes Käbinctsstück, das uns
in Marshall nicht minder den begabten Koloristen als gewandten
Zeichner kennen lehrt. — Schließlich erwähnen wir noch zwei Land-
 
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