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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0205

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190

AunjI-Khronik.

assel. Der „Ausschuß für Errichtung eines Kunst-
hauses" Hieselbst ladet die Architekten zur Einliefc-
rung von Plänen zu dem genannten Hause mit dem
Bemerken ein, daß das Programm den Bewerbern auf
schriftliches Verlangen vom Rechtsanwalt Di-, Renner
übersendet werden und der Einliefernng der Entwürfe
bis zum 15. Juli d. I. entgegengesehen wird. Der bestbefundene
Entwurf soll mit 20 Friedrichsd'or prämiirt werden.

Stuttgart. Es wird hier die Errichtung einer Gewerbe -
halle beabsichtigt, welche geräumig genug ist, nicht blos eine fort-
währende Ausstellung zu bilden, sondern auch die verschiedenen Messen
des Jahres, sogar den Pferdemarkt, in sich aufzunehmen und den-
selben geeignete und gegen die Witterung geschützte Lokalitäten zu
bieten. Durch eine Actiengesellschaft, welche sich zur baldigen Her-
stellung des Unternehmens gebildet hat, ist ein Theil des pariser
Weltansstellungspalastes angekauft worden, der somit in Stuttgart
seine Wiederauferstehung feiern wird. Dem Entwürfe zufolge, soll
die innere bedeckte Räumlichkeit der neuen Gewerbehalle etwas über
75,000, das Ganze etwa 108,000 Quadratfuß Flächenraum erhal-
ten und jedenfalls nicht viel kleiner sein, als der stuttgarter Markt-
Platz. Die Kosten sind auf 350,000 Gulden berechnet.

Tübingen. Hier ist die vom Oberbaurath Leins geleitete
Restauration der Stiftskirche seit Kurzem vollendet; das gelungene
Werk findet die Anerkennung aller Sachverständigen.

Leipzig. Die Malereien in der nördlichen Kuppel des städtischen
Museums, welche die biblische Schöpfungsgeschichte darstellen, sind
kürzlich durch Professor Theodor Große einschließlich des reichen
Arabeskenschmucks beendet worden. Der Künstler wird nun mit Aus-
führung der Fresken der mittleren Kuppel beginnen, zu welcher er
bereits drei Cartons, die „Phantasie", die „Grazien" und „Jtalia"
fertig aus Rom mitgebracht hat.

Dresden. Der Kunsthändler Ernst Arnold hat hier am
6. April eine permanente Kunstausstellung eröffnet, in welche der
Eintritt unentgeltlich gestattet ist. Neben verschiedenen alten Oel-
Gemälden deutscher und italienischer Schulen sind einige anziehende
Bilder neuerer Künstler, wie von Jacobs, Gliemann, Wich-
mann, Scholz, Meyerheim n. a. m., nebst einer Reihe werth-
voller Handzeichnungcn und Aquarellen gegenwärtig dort ausgestellt.

Wien. Portraitmaler Aigner malt gegenwärtig in der k. k.
Hofburg das lebensgroße Bildniß Sr. Maj. des Kaisers im Ornate
für den Stiftersaal des Künstlerhauses. — Sigmund L'Allemand
vollendete soeben seine „Schlacht bei Custozza".

Pnriß. Am 30. April wurde die jährliche Gemälde-Aus-
stellung im Ausstellungs-Palastc der Champs-Elysees eröffnet. Der
Zudrang der Menge war sehr groß. Besondere Aufmerksamkeit er-
regten zwei Bilder von Geröme, von welchen das eine unter der
Bezeichnung: „7. December, 9 Uhr Morgens" und das andere
unter der: „Jerusalem" figurirt; dann die „Krönung Wilhelm's I."
von Adolph Menzel aus Berlin; ferner die „Revue vom 6. Juni
1867 auf dem Longchamp des Boulogner Wäldchens", von Ernst
Meister aus Koblenz (es ist die Revue, nach welcher von Bere-
zowski auf den Kaiser von Rußland geschossen wurde, und an wel-
cher dieser sowie der König und der Kronprinz von Preußen, der
russische Thronfolger u. s. w., welche auch Alle auf dem Bilde figu-

riren, theilnahmen), und zuletzt „Verona im Mondscheine", von Ben-
nings aus Bremen. (?) Was die beiden Bilder von Geröme an-
belangt, so findet das crstere, welches die „Erschießung von Ney"
darstellt, im Grunde genommen wenig Beifall. Der Marschall liegt,
von mehreren Kugeln getroffen, todt auf dem Boden; der Offizier,
welcher mit der Erschießung beauftragt war, marschirt mit seiner
Truppe im Hintergründe, indem er einen scheuen Blick auf die Leiche
wirft, und ferner erblickt man den Luxembourg und die Sternwarte.
Das Ganze macht, der Kl. Ztg. zufolge, keinen ergreifenden Ein-
druck. Das zweite Bild: „Jerusalem", erregt dagegen allgemeinen
Beifall. Es stellt die „Kreuzigung Christi" im Angenblicke dar, wo
die römischen Soldaten, welche der Hinrichtung beigewohnt, sich nach
Jerusalem, das im Hintergründe liegt, wieder znrückziehen. Geröme
hat bei diesem Bilde sein ganzes Talent entwickelt. Diese fünf Bil-
der befinden sich im Ehrensalon, das von Menzel mit der Bezeich-
nung: .chors concom-s“. Der Kaiser und die Kaiserin waren be-
reits in der Ausstellung.

— — Am 23. v. M. fand unter ungeheurem Zulaufe im
Hotel de Beutes die angckündigte Auction von 22 Gemälden der be-
rühmten Gallerte von San Donato statt. Obschon dazu die
zwei geräumigsten Säle des Gebäudes geöffnet waren, vermochten
sie doch nicht entfernt die Zahl der eingctroffenen Künstliebhaber und
Neugierigen aufzunehmen, so daß der ganze Korridor von Leuten an-
gefüllt war, welche mit verhaltenem Alhem den Rufen des Auctiona-
tors folgten. Die Aristokratie der Kunstmäccue ließ sich durch ihre
Geschäftsmänner vertreten, nachdem sie selbst die Gemälde früher be-
sichtigt hatten; dagegen bemerkte mau unter den Anwesenden den
Herzog von Mouchy, den Grafen Nieuwerkerke und den alten
Baron Rothschild. Ueber der Versammlung lagerte eine Art von
heiliger Weihe angesichts so vieler Meisterwerke des Pinsels. Fol-
gendes sind die erzielten Preise: Berg hem, „Der alte Hafen von
Genua" 42,000 Francs; A. Cuyp, „Ansicht von Dortrccht"

110.000 Frcs.; Derselbe, „Rindvieh an einem Flusse" 50,000 Frcs.;
Hobbema, „Ein Wald" 110,000 Frcs.; Hobbema, „Gegend
bei Haarlem" 98,000 Francs; Gabriel Metzu, „Der Besuch"

51.000 Frcs.: Mieris, „Zwei Portraits" 10,700 Frcs.; Isaak
van Ostade, „Das große Dorf" 104,000 Frcs.; Paul Potter,
„Eine Weide" 112,000 Frcs.; Rembrandt, „Eine alte Frau"

55.000 Frcs.; Derselbe, „Ein junges Mädchen" 21,600 Frcs.;
Rubens, „Eine Pietä" 25,000 Frcs.; Ruysdael, „Die Dünen
bei Schwenningen" 60,000 Frcs.; Jan Steen, „Moses, den Fel-
sen schlagend" 12,900 Frcs.; Teniers der Jüngere, „Das Schin-
kenfrühstück" 77,000 Frcs.; Derselbe, „Versuchung des heiligen An-
tonius" 16,500 Frcs.; Terburg, „Der Kongreß von Münster"

182.000 Frcs.; Derselbe, „Die Neugierde" 71,000 Frcs.; Bande
Velde, „Marinestück" 68,000 Frcs.; Wouverman, „Die Heu-
Ernte" 50,000 Frcs.; Flinck, „Der Kreuzberg" 4700 Frcs.;
Michel Mierevelt, „Ein männliches Portrait" 2250 Frcs. Die
ganze Auction, welche kaum anderthalb Stunden dauerte, ergab die
Summe von 1,363,650 Francs, ans welche die Käufer noch fünf
Procent Kosten zu entrichten haben; der Voranschlag der Experten
war nur 833,000 Francs. Die meisten und namentlich die theuer-
sten Stücke wurden von den Bilderhändlern Petit, Dur lach er,
Mannheim u. s. w, für die Kaiserin, den Herzog von Aumale
und den Baron Rothschild erworben.

(Fortsetzung in der Reitage.
 
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