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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 13.1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.13560#0322

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306

sein könnte, einseitig eine solche Verbindung mit der Kunstgenossen-
schaft einzugehen, glaubten aber, daß die dadurch gegebene An-
regung genügen würde, um die Frage überhaupt in Fluß zu
bringen. In der That lehnte auch die Kommission ein solches
gemeinsames Handel vorläufig ab.

Inzwischen war die Angelegenheit der Uhland - Konkurrenz
in ein weiteres, noch bedenklicheres Stadium getreten, und wir
sahen uns abermals veranlaßt, die Frage in Erwägung zu
ziehen. Jedenfalls ist unsre Absicht, die Frage in Fluß zu
bringen, erreicht worden: der Antrag der breslauer Kunstge-
nossenschaft sowie die Debatten über denselben in der Künstler-
Versammlung zu Wien geben den Beweis davon. Die Künstler-
Versammlung hat den Beschluß gefaßt, die Lokalgenossenschaften
in Berlin, Düsseldorf und Wien zu beauftragen, einen Ent-
wurf zu einem Regulativ für die Einrichtung der
Konkurrenzen zu entwerfen und diesen als Vorlage
in der nachsten Künstlerversammlung zur Berathung
zu bringen.

Es dürfte deshalb der deutschen Kunstgenossenschaft nicht
unwillkommen sein, wenn wir diese Angelegenheit, unter Bezug-
nahme auf die früheren Erörterungen der Konkurrenzfrage, noch-
mals in Erwägung ziehen und unsere Ansicht über die dabei
hauptsächlich in's Auge zu fassenden Punkte aussprechen. Die
Basis für eine erschöpfende Erörterung bilden selbstverständlich
die durch Thatsachen zu belegenden Uebelstände in der bisherigen
Behandlung der Konkurrenzen. Sind diese Uebelstände genau fest-
gestellt, so ist zunächst zu untersuchen, welche von ihnen princi-
pieller und welche nur sekundärer Art sind. Die letzteren werden,
sobald die principiellen Forderungen befriedigt sind, sich mit
Leichtigkeit beseitigen lassen. Das Weitere ist dann, nach den
Mitteln zur Abhülfe zu forschen.

Worin besteht das Wesen und der Zweck der Konkurrenz?

Was zunächst den letzteren betrifft, so ist klar, daß er vor
Allem dahin geht, für die Ausführung einer bestimmten
künstlerischen Aufgabe das geeignet sie und befähig st e
Talent zu erforschen. Ob dieser Zweck immer oder auch
nur in den meisten Fällen erreicht werde, ist eine andere Frage.
Bei den gegenwärtigen Zuständen der Konkurrenz ist es erklär-
lich, daß sich gerade die tüchtigsten Kräfte überhaupt gar nicht

an den Konkurrenzen betheiligen. Dies dürste jedoch anders
werden, sobald die Konkurrenz in eine korrektere Verfassung ge-
bracht wird.

Der Entwurf der Kommission des Architektenvereins giebt
mehre Motive für die Einrichtung der Konkurrenzen an/'") In-
dem er einleitungsweise bemerkt, daß „das öffentliche Konkur-
renzverfahren im weiteren Sinne der Hauptrichtung der Gegen-
wart entspricht, große und bedeutsame Unternehmungen öffentlich
zu behandeln, und im engeren Sinne ebensosehr den Interessen
der Künstler wie der Auftraggeber dient, sieht er die besonderen
Vorzüge des Verfahrens:

a) in der Vielseitigkeit der Auffassung der gestellten Aufgabe;

b) in der Ermittelung der hervorragenden Talente;

c) in der Beschränkung des Nepotismus und im Ausschluß
jeder Moncpolisirung;

d) in der stets erneuerten Anregung des öffentlichen In-
teresses für künstlerische Unternehmungen.

e) in der durch den Wetteifer gesteigerten Anspannung der
künstlerischen Kräfte.

Wir können im Allgemeinen hiemit übereinstimmen, ob-
wohl alle diese Vorzüge illusorisch werden, sobald nicht drei
Uebelstände, an denen die bisherigen Konkurrenzen laborirten,
in gesetzlicher Weise beseitigt werden: 1) der Mangel be-
stimmter, im Wesen der Kunst begründeter Principien, die jedem
Programm zu Grunde liegen müssen; 2) die Willkür in der
Zusammensetzung der Jury; 3) der Ausschluß der
Oeffentlichkeit des ganzen Verfahrens. In der Be-
seitigung dieser drei Punkte liegt die einzige Garantie für eine
sachgemäße und erfolgreiche Behandlung der Konkurrenz. Die
Aufhebung dieser Uebelstände berührt aber die Rechte und Pflich-
ten der Staatsverwaltung in so direkter Weise, daß wir, ehe
wir einen Schritt weiter gehen, zunächst den anderen Theil der
oben aufgeworfenen Frage erörtern müssen, nämlich: worin das
Wesen der Konkurrenz bestehe. (Forts, folgt.)

*) Wir halten es der allgemeinen Fassung der Frage halber für zweck-
mäßig. die in dem genannten Entwurf gebrauchten Ausdrücke: „Bauherren",
„Bauküustler", „Baukunst" re. in die allgemeinen: „Auftraggeber", „Künst-
ler", „Kunst" je. zu verwandeln. D. Red.



Korrespondenzen.


ünchen, Anfang Oktober. (Wiedererwacheudes
Kunstleben; Kaulbach's Carton zu einem
Glasgemälde für Edinburg.) Die Münchener
kehren erst allmälig aus der Sommerfrische iin nahen
Gebirge zurück und die Stadt zeigt entschieden zur
Hälfte fremde Physiognomien. In den verschiedenen
Sammlungen aber begegnet man in der That nur fremden Gesichtern.
Ich will den guten Münchenern nicht im Mindesten zu nahe treten,
wenn ich der Wahrheit gemäß seststelle, daß neunzig Procent der-
selben überhaupt nicht einmal eine der beiden Pinakotheken oder die
Glyptothek, geschweige Antiquarium oder Vasensammlung anders als
dem Namen nach kennt. Die Frage bezüglich Abtretens eines Theils
der düsseldorfer Gemäldesammlung, welche der alten Pinakothek ein-
verleibt ist, wird außer in Künstlerkreisen nur in den ultramontanen
Blättern besprochen, die politisches Kapital daraus schlagen und dem

ihnen verhaßten Kultusminister Gresser damit eines anhängen wollen,
obschon sie recht wohl wissen, daß er zur Zeit des Augustvertrages
vom Jahre 1866 noch als Regierungs-Direktor in Würzburg saß.
Wenn ich erwähnte, daß die Städter erst allmälig aus der Sommer-
frische heimkehren, so gilt das auch und insbesondere von unfern
Künstlern, und man kann darauf wetten, daß von zehn Ateliers fünf,
ja vielleicht noch mehr auf unser Anlauten geschlossen bleiben.

Kanu ich Ihnen also aus unfern Künstler-Ateliers noch nichts
mittheilen, so mag dafür eine kurze Mittheilung über eine Arbeit
unserer Glasmalerei-Anstalt Ersatz bieten. Obwohl nun eine Pro-
menade durch die eud- und schattenlose Gabclsbergerstraße nicht zu
dem Erfreulichsten zählt, was unsere gute Stadt München aufzu-
weiscn hat, so machte ich mich nach einem kleinen Stoßseufzer auf
den Weg nach genannter Anstalt, woselbst nach veu untrüglichsten
„Neuesten Nachrichten" ein großes Glasgemäldc, für das Par-
 
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