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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Hausenstein, Wilhelm: Bemerkungen über Max Unold
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0044

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Bemerkungen über Max Unold

des Bessermachens im sogenannten technischen
Sinne. Er ist ein Handwerker. Er ist ein Arbeiter.
Wir freilich, wir Zuschauer — wir werden im
Menschlichen getroffen; wir werden in unserer
Fähigkeit zur Andacht berührt; und dies ist gut,
denn so soll es sein. Der Maler betreibe sein
Handwerk; dem Laien aber dringe die aus dem
Handwerk stammende Kunst ins Gemüt. Nicht
daß dem Maler das Gemütliche mangelte. Aber
es ist bei ihm zum Teil das Selbstverständliche,
ohne das er gar nicht anfinge, zum Teil aber der
begnadende Augenblick, in dem das treue Hand-
werk über seine Grenze wächst, ohne es zu
wissen. Daß er ein Dichter ist wie jeder Hand-
werker, der seine Hände ernst nimmt, diese
Hände, die immer nur das andere Ende des
Geistes sind — dies bewegt ihn nicht und soll
ihn nicht bewegen; es wird ihn nicht bewegen,

wenn er diese Zeilen liest, denn er ist auch durch
eine Wahrheit nicht zu bestechen. Es wächst
seinen Bildern einfach zu, daß sie dichterisch
sind; es wächst ihnen zu aus seiner eigenen
Tiefe und aus einer Gunst des Himmels, die
auch diesen traurigen Maler, diesen Maler melan-
cholischer Bilder noch freundlich streift wie mit
einem umflorten Finger. Ja, es ist wahr: sein
Werk scheint verwaist; es hat nicht Bruder noch
Schwester heute, nicht Vater und Mutter, und
man meint, diese Bilder leise weinen zu sehen
in der Dämmerung, welche die Scham löst. Es
sind die Bilder eines Menschen, dem das Ver-
hängnis der Einsamkeit in der Seele wohnt —
auch wenn er den Trubel der Menschen sucht
und alle Register zieht, um durch Beredsamkeit,
durch Einfälle, durch bizarre Mimik Freunde
zu erheitern, die selbst nicht heiter sind. w. h.

MAX UNOLD-MÜNCHEN. »SPIELENDE KINDER« 1922
 
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