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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Fels, Florent: José de Togores
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Niebelschütz, Ernst von: Massenwille und Persönlichkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0352

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Jose de Togores

Sammlung Alexander Koch und die „Mittags-
stunde" vom Jahre 1925 miteinander zu ver-
gleichen. In dem ersten Bild wirken seine
Kräfte in glücklicher Harmonie zusammen.
Suchter aber die „große" Wirkung, soisternichts
als Chaos und Durcheinander. Wenn Breughel
oder Van Gogh ermüdete Mäher oder Hand-
werker auf die Böschung eines Hügels lagern,
dann tun sie es mit einem solchen Gefühl für
das Freie und Zufällige, daß die Bewegung
menschlich bleibt. Hier aber hat eine bloße
Aufbau-Formel diesen Haufen von Leibern ge-
ordnet, und für die Eilfertigkeit der Komposition
entschädigen keine Qualitäten der Malerei, der
Farbe, des Materials. Diese Farbe erscheint
wie aufgestäubt, so fein verrieben und hauch-
artig wie Puder, der den Teint der Schönen
umschleiert. Togores ist kein robuster Maler;
wollte man seine künstlerischen Ahnen suchen,
so müßte es in jenem 18. Jahrhundert sein, wo
die Anmut sich mit der Geziertheit mischte.
Im Zeitalter des Eisens und des Betons ist es
ein Wunder und ohne Zweifel auch ein Vor-
zug, wenn einer solchermaßen sich seine Zart-
heit bewahrt, selbst auf die Gefahr hin, viel-
leicht als eine charmante Ausnahmeerscheinung
in der Geschichte der zeitgenössischen Malerei
betrachtet zu werden........florent fels.

MASSENWILLE UND PERSÖNLICHKEIT

von ernst v. niebelschütz.

Wir pflegen heute das Mittelalter als das
uns zunächstliegende Beispiel derjenigen
Kulturen zu feiern, in denen der alles Einzelne
überschattende Gesamtgeist das künstlerische
Schaffen der Menschen zu einer fast unpersön-
lichen Tätigkeit aller gemacht hat. Man ver-
weist auf das große, alle schöpferischen Kräfte
aufsaugende Werk der gotischen Kathedrale,
auf die Namenlosigkeit der Architekten und
bildenden Künstler, auf die von der Kirche vor-
geschriebenen und überlieferten Sachinhalte —
und sieht in dem allen einen Vorzug gegenüber
der individualistischen Zersplitterung jeder spä-
teren, zumal unserer eigenen Zeit.

Sicherlich haben wir angesichts der groß-
artigen kulturellen Geschlossenheit des Mittel-
alters allen Grund zur Selbstkritik. Auf der
anderen Seite aber sollten wir auch nicht das
Kind mit dem Bade ausschütten und dem per-
sönlichen Prinzip in der Kunst ganz allge-
mein darum den Krieg erklären, weil es über-
spannt werden und zur Originalitätssucht führen
kann. Auch das erdenklich Beste ist in dieser
Welt der Unvollkommenheiten der Gefahr des
Mißbrauchs ausgesetzt. Zu leugnen ist jeden-
falls doch nicht, daß wie alle Geschichte so auch
 
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