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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Pfister, Kurt: Wiederentdeckte Werke des jungen Feuerbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0307

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ANSELM FEUERBACH

GEMÄLDE ':■ SCHIFFBRUCH«

WIEDERENTDECKTE WERKE DES JUNGEN FEUERBACH

VON DR. KURT PFISTER

Die Wiederentdeckung einer großen Zahl von
Jugendarbeiten Anselm Feuerbachs — es
handelt sich um etwa zwanzig Ölbilder und bei-
läufig fünfzig Zeichnungen aus der Pariser Stu-
dienzeit des Meisters, die die Münchner Ga-
lerie Caspari vor einiger Zeit ausstellte — er-
scheint umso bedeutsamer, da wir vergleichs-
weise wenig Bilder aus diesen für Feuerbachs
Entwicklung entscheidenden Schaffensjahren be-
sitzen — die bekanntesten sind „Hafis am Brun-
nen" in Mannheim und „Der Tod des Pietro
Aretino" in Karlsruhe. Das Bild von Werk und
Persönlichkeit des jungen Feuerbach kann nun-
mehr in klaren Linien umrissen werden.

Als Zweiundzwanzigjähriger kam der Künstler
(im Juni 1851) nach Lehrjahren in Düsseldorf,
München und Antwerpen nach Paris und blieb
dort mit kurzen Unterbrechungen drei Jahre.
Im Sommer 1854 mußte er die Stadt in bitlerer
Not verlassen. Die Bilder, die jetzt wieder auf-

gefunden worden sind, blieben damals in Paris
zurück. Er hat der Stadt stets ein dankbares
Andenken bewahrt und nicht nur in den wäh-
rend seines Aufenthaltes geschriebenen Briefen,
sondern auch in den Lebenserinnerungen, die
er wenige Jahre vor seinem Tod aufzeichnete,
die vielfachen Anregungen, den entscheidenden
Einfluß, den dieser Aufenthalt für seine künst-
lerische und menschliche Entwicklung bedeu-
tete, gekennzeichnet. „Ich verbrachte das letzte
Jahr," schreibt er in einem Brief, „mit wenig
Unterbrechungen in unausgesetzter Tätigkeit.
Angeregt durch das bedeutendste, epochema-
chende Bild der französischen Schule, durch
Coutures „Römer der Verfallzeit", trat ich so-
fort in sein Atelier und malte unter seiner Lei-
tung lebensgroße Akte. Nicht genug danken
kann ich dem Meister, welcher mich von der
deutschen Spitzpinselei zu breiter, pastoser Be-
handlung, von der akademischen Schablonen-
 
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