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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Pfeiffer, Max Adolf: Neue deutsche Reichsmünzen: Entwürfe der staatlichen Porzellanmanufaktur, Meissen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0150

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BEISPIELE GUTER ALTER HIN/GESTALTUNG

NEUE DEUTSCH

ENTWÜRFE DER STAATLICHEN I

Die Staatliche Porzellanmanufaktur Meißen
hat im Frühjahr des Jahres 1920 dem
Reichsfinanzministerium angeboten, Münzen aus
Böttgersteinzeug für das Deutsche Reich anzu-
fertigen und entsprechende Entwürfe vorgelegt.
Die Staatliche Porzellanmanufaktur ging hierbei
von Anfang an bewußt darauf aus, einen Weg
zu suchen, auf dem es möglich wäre, die Münz-
gestaltung des Deutschen Reiches neu zu be-
leben und versuchte damals die Freiheit, welche
die Not der Zeit in der Ausgestaltung der Mün-
zen bot, diesem Zwecke nutzbar zu machen.
Die Berechtigung, ja die Verpflichtung zu diesem
Vorgehen sieht die Staatliche Porzellanmanu-
faktur darin, daß hier eine der ganz wenigen
Stätten im Deutschen Reiche vorliegt, an welcher
noch in der Arbeitsgesinnung geschafft wird, aus
der allein eine Wiedergeburt auch der Münz-
gestaltung erwartet werden kann. Als beson-
ders glücklicher Zufall kam hinzu, daß hier ein
Künstler zur Verfügung stand, der alle Vorbe-
dingungen für eine erfolgreiche Durchführung
dieser Aufgabe bot. Das Deutsche Reich hat
damals die Anfertigung von Münzen aus Böttger-
steinzeug abgelehnt, dagegen ist dieser Plan im
Freistaat Sachsen durch Herrn Finanzminister
Dr. Reinhold verwirklicht worden, damit ist
nebenbei in der Geschichte der erste und bisher
einzige Fall zu verzeichnen, daß keramische

REICHSMÜNZEN

/.ELI AN MANUFAKTUR—MEISSEN

Münzen von einem größeren Staate mit öffent-
lichem Kurswert ausgegeben worden sind. Im
Verlaufe der nächsten Jahre sind sodann in der
Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen weit
über 300 verschiedene Münzen von Professor
Paul Börner geschnitten worden. Der Raum
verbietet, auf diese ungeheuere Leistung hier
im einzelnen einzugehen. Selbstverständlich
sind alle diese Münzen in Originalgröße vom
Künstler negativ geschnitten worden, d. h. in
der Technik, die allein als material- und stil-
gerecht angesprochen werden kann. Damit aber
hat Professor Börner zu der außerordentlichen
Veranlagung, die er hierfür mitbrachte, eine
Übung und Erfahrung auf diesem Gebiete ge-
wonnen, wie sie kein zweiter Künstler in Deutsch-
land, ja weit darüber hinaus z. Zt. besitzt.

Aus dieser Tatsache heraus hat die Staatliche
Porzellanmanufaktur im Jahre 1924 erneut die
Verpflichtung gefolgert, dem Deutschen Reiche
Entwürfe für die Ausgestaltung der deutschen
Münzen vorzulegen. Es lagen damals noch keine
eindeutigen Beschlüsse darüber vor, welche Be-
schriftung, Münzbilder usw. die neuen deutschen
Münzen tragen sollten. Die Manufaktur war
infolgedessen bei der Ausarbeitung dieser Probe-
münzen auf sich selbst und auf Vermutungen
angewiesen. Diese Münzen konnten deshalb
nicht als endgültige Vorschläge gelten, sie sollten
 
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