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Huxdorff, Ernst: Tiefe Bilder: (aus dem Tagebuch eines Malers)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0396
RICUMODIS-HAUS IN KÖLN A.RH.
»AUS DEM GELBEN SCHLAFZIMMER«
TIEFE BILDER
(AUS DEM TAGEBUCH EINES MALERS.)
Ihre Bilder haben Tiefe, sagte jemand, dem
ich meine Arbeiten zeigte. Was verstehen Sie
darunter? fragte ich ihn. Sie malen plastisch,
antwortete er. Man sieht deutlich, wie die
Dinge hintereinander im Räume stehen. Schade,
sagte ich, daß an meinen Bildern gerade das
auffällt, was sie am wenigsten zu einem Kunst-
werk macht. Denn auf der Leinwandfläche die
Jllusion des Raumes hervorzurufen, das hat mit
Kunst nichts zu tun. Jeder Mathematiker kann
das mit Schatten-Konstruktionen und Linien-
perspektive...........
Und wieder einmal sagte jemand zu mir: Ihre
Bilder haben Tiefe. Wie meinen Sie das? fragte
ich ihn. Nun, Ihre Bilder regen zu tieferem
Nachdenken an, antwortete er. Sie erzählen
mir so viel, daß ich Stunden brauchte, um alles
wiederzugeben. 0 weh, sagte ich, auf eine
solche Wirkung hatte ich es wahrhaftig nicht
abgesehen. Bilder, deren geheimen Inhalt man
mit Worten wiedergeben kann, hätten lieber
ungemalt bleiben sollen; es sind vielleicht ge-
dankenvolle Fabeln, aber keine Bilder. Die
Malerei hat nur dann eine Existenzberechtigung,
wenn sie weder durch Worte noch sonst etwas
ersetzt werden kann........
Nun warte ich auf den Kritiker, der zu mir
sagt: Ihre Bilder haben Tiefe. Und zwar in dem
Sinne, daß sie aus der Tiefe des Ewig-Schöpfe-
rischen gekommen scheinen, wie die Blumen
aus der dunklen Erde.
Oder vielmehr: ich warte nunmehr auf die
tiefen Bilder..........
ERNST HUXDORFF.
Der Maler sieht nicht, der Musiker hört
nicht das Besondere und den besonderen
Zusammenhang, sondern er fühlt ihn. Ent-
scheidend für Beide ist daher nicht das op-
tische oder akustische Phänomen, son-
dern das Phänomen der innerenSensation.
Alle Kunst ist ein Versuch, von Qualitäten
zu Abstraktionen zu gelangen.
ARMANI) WEISER.
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»AUS DEM GELBEN SCHLAFZIMMER«
TIEFE BILDER
(AUS DEM TAGEBUCH EINES MALERS.)
Ihre Bilder haben Tiefe, sagte jemand, dem
ich meine Arbeiten zeigte. Was verstehen Sie
darunter? fragte ich ihn. Sie malen plastisch,
antwortete er. Man sieht deutlich, wie die
Dinge hintereinander im Räume stehen. Schade,
sagte ich, daß an meinen Bildern gerade das
auffällt, was sie am wenigsten zu einem Kunst-
werk macht. Denn auf der Leinwandfläche die
Jllusion des Raumes hervorzurufen, das hat mit
Kunst nichts zu tun. Jeder Mathematiker kann
das mit Schatten-Konstruktionen und Linien-
perspektive...........
Und wieder einmal sagte jemand zu mir: Ihre
Bilder haben Tiefe. Wie meinen Sie das? fragte
ich ihn. Nun, Ihre Bilder regen zu tieferem
Nachdenken an, antwortete er. Sie erzählen
mir so viel, daß ich Stunden brauchte, um alles
wiederzugeben. 0 weh, sagte ich, auf eine
solche Wirkung hatte ich es wahrhaftig nicht
abgesehen. Bilder, deren geheimen Inhalt man
mit Worten wiedergeben kann, hätten lieber
ungemalt bleiben sollen; es sind vielleicht ge-
dankenvolle Fabeln, aber keine Bilder. Die
Malerei hat nur dann eine Existenzberechtigung,
wenn sie weder durch Worte noch sonst etwas
ersetzt werden kann........
Nun warte ich auf den Kritiker, der zu mir
sagt: Ihre Bilder haben Tiefe. Und zwar in dem
Sinne, daß sie aus der Tiefe des Ewig-Schöpfe-
rischen gekommen scheinen, wie die Blumen
aus der dunklen Erde.
Oder vielmehr: ich warte nunmehr auf die
tiefen Bilder..........
ERNST HUXDORFF.
Der Maler sieht nicht, der Musiker hört
nicht das Besondere und den besonderen
Zusammenhang, sondern er fühlt ihn. Ent-
scheidend für Beide ist daher nicht das op-
tische oder akustische Phänomen, son-
dern das Phänomen der innerenSensation.
Alle Kunst ist ein Versuch, von Qualitäten
zu Abstraktionen zu gelangen.
ARMANI) WEISER.
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