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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Fels, Florent: José de Togores
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0351

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JOSE DE TOGORKS—PARIS

»BADENDES MADCHEN«

JOSE DE TOGORES

Den „Drei Weisen aus dem Morgenlande"
folgte auf ihrem Weg ein Schwärm von
Dienern, Roßknechten und Mitläufern, die ihnen
auf die Kunde von einem fremdartigen, aber
unfaßbaren Geheimnis schweigend nachzogen,
bereit, alles zu bewundern und anzunehmen.

Aber selten sind diejenigen, die den Ruf des
Kommenden vernehmen und das ungewohnte
Zeichen verstehen, welches das Licht von oben
über die Wesen und Dinge legt.

So wurden Picasso und Manolo, als sie die
Gaben ihres Könnens und Wissens nach Paris
brachten, von Mitläufern begleitet. Sie bean-
spruchen nicht die ersten Plätze, es genügt ihnen,
nahe am Tisch zu sitzen, wo die Götter tafeln.
So sehen wir von Zeit zu Zeit diese „hoffnungs-
vollen Begabungen" auftauchen, die es zu einem

rasch vergänglichen Ruf bringen.--—

Infolge des zynischen, sog. „amerikanischen"
Journalismus ist der Geschmack am Schwül-
stigen entstanden, der sich erst der Lebens-
gewohnheiten, dann des Geistes bemächtigt hat.

Es gibt nur „geniale" Maler, nur „titanische"
Bildhauer. Jeder Ausdruck scheint den Künstlern
zu arm, jedes Lob zu bescheiden. Es herrscht
eine wahre Inflation. Ich möchte im Folgenden
den Sinn für Maß und Verhältnis zu bewahren
suchen. Die Leistungen und ihre Urheber wer-
den den Vorteil davon haben.

Jose Togores hat Begabung und Grazie. Er
hat Feinheit. Aber ist kaum frei von den
übermächtigen Einflüssen, die einen empfind-
samen Geist wie ihn gefangen nehmen mußten.
Und um seine Eigenkraft darzutun, steigert er
sich künstlich und übertreibt gewisse Einzel-
heiten, wie Picasso verfuhr, als Togores sich
der Pariser Schule anschloß.

Man findet also etwas Künstliches, Ge-
zwungenes bei einem Künstler, der ganz darnach
angetan scheint, sich eher von der Grazie eines
Sunyer, eines Bosshard inspirieren zu lassen
als von den Dogmen der „Wilden" und der
Kubisten. Um diese Behauptung zu erproben,
braucht man nur den „Blumenstrauß" der

XXIX. September 1926. 1
 
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