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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Zschimmer, Eberhard: Aus Max Laeugers Werkstatt
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Schiebelhuth, Hans: Verantwortungs-Freudigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0050

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Aus Max Laeugcrs Werkstatt

PROFESSOR MAX l.AF.UGER

»MAJOLIKA-PLASTIK« 60/66 cm

Aber Laeuger ist eben Künstler — „Chemie-
Künstler", und das ist etwas anderes. Man
werte ihn darnach und nicht nach der Zahl der
Haarrisse, Kochblasen, Runzeln oder anderen
Glasurfehlern der Fabrikware. Man lerne mit
ihm empfinden, daß keramische Schönheit zu-
gleich keramische Lebendigkeit im Ton, im Glas,
im Schmelz, in der Farbe bedeutet; nicht Glätte,
Homogenität, Konstanz der Farbe, Exaktheit —
welch' fürchterliches Wort, welcher Hohn!

Laeuger hat die Schönheit des „technisch
Schlechten" wieder entdeckt. Die Urwüchsig-
keit, die wahre Natur des feuergeborenen Pro-
dukts. Die andern haben sie unterdrückt, ver-
pönt und dem Geschmack des mechanisierten
Gefühls unterworfen. Sie urteilen falsch und
Laeuger bekämpft sie; fanatisch, rücksichtlos
durch seine Werke. Er bleibt primitiv, weil
er überzeugt ist, daß das Primitive vom wahren
Wesen der Keramik, der wahren „Erdenkunst"
untrennbar ist und jenseits des Primitiven, da-
rin ist er eben Fanatiker seiner Theorie, der
keramische Kitsch beginnt. Er ist überzeugt,
daß der Sinn des Keramischen überhaupt darin

besteht, die ewige Spannung zwischen allem
Erdhaften, erdhaft Primitiven und dem Trans-
zendenten der Idee zum Ausdruck zu bringen.
Er hat es mir nie gesagt, aber ich fühle es aus
jedem seiner besten und liebsten Geschöpfe
heraus: „Wir sind", sagen sie, „und doch sind
wir nicht. Wir sind nur Erde, Metalloxyd, Glas
— ein Symbol, Gleichnis des Lebens".

VERANTWORTUNGS-FREUDIGKEIT

Jedem aktiven Menschen, gleichgültig ob er sich
als Täter oder Tuer, als Macher, Schaffer
oder Schöpfer in den ewig tathaften Gang des
Lebens einstellt, ob er sich als Ursacher oder
Mittler oder Ausüber des Tatgedankens emp-
findet, ziemt vor allem eines: die Bereitschaft
zur Verantwortung seines Tuns, sich selber und
dem Weltsinn gegenüber. Jenseits der Verant-
wortungspflicht steht nur der Umnachtete und
der Verbrecher aus geistiger Minderwertigkeit.
Bei dem Künstler sollte sich diese stumme Be-
reitschaft zur offenen Verantwortungsfreudig-
keit steigern, weil gerade die künstlerische Tat
 
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