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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Schiebelhuth, Hans: Verantwortungs-Freudigkeit
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PROFESSOR
M. LAKUGER
»MAJOLIKA«
HÖHE 17 cm

im Leben an souveräner Stelle steht und der
Weltvernunft sehr nahe kommt. Kunst ist eine
der großen Bindungen des Lebens; während in
der Religion vornehmlich die Bindung des Ge-
schöpfs mit dem Schöpfer vollzogen wird, wird
in erster Linie in der Kunst, durch die Kunst,
durch das Wesen und Wirken des Kunstwerks
die Bindung des Menschen als eines übergeord-
neten Einzelwesens und einer Norm mit der
Welt, das heißt der außermenschlichen Schöp-
fung Gottes, geleistet.

Einem Menschen ist es nicht anheimgestellt,
ein großer oder ein kleiner Erdenbürger zu wer-
den, aber es ist ihm gegeben, in seinem Maße ein
guter oder schlechter Mensch zu sein. Ebenso
ist es dem schaffenden Künstler gegönnt, einen

guten oder schlechten Arbeiter aus sich zu
machen. Worin besteht diese moralische Ver-
antwortung des Künstlers gegenüber der Kunst?
Daran, daß er ein mit dem schöpferischen In-
genium geborner Mensch, also ein Künstler ist,
ist er unschuldig. Es ist ihm meist auch nicht
gegeben, über sich hinaus zu wachsen und
die Umstände seiner Anlage und seiner ent-
scheidenden Lebenseinflüsse so zu meistern,
daß es an ihm stünde, in seinem Fach groß oder
klein, bedeutend oder unbedeutend zu sein.
Seine Pflicht ist es aber, daß er seine Gaben
auf Wucherzinsen verwaltet, zur Wohlfahrt
der Kunst und der Welt.

Diese Forderung, innerhalb seines gesetzten
Rahmens, auf seiner gegebenen Stufe sein Mög-
 
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