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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Unus, Walther: Neue Bilder von Julius Hüther, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0155

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JULIUS
HÜTHER.
MÄDCHEN
- K O P F

NEUE BILDER VON JULIUS HÜTHER-MÜNCHEN

Hüther steht nun seit einer Reihe von Jahren
durch die Ursprünglichkeit seiner Tech-
nik, durch die Größe seiner Kompositionen,
den weiten Umfang seiner Stoffe auch schon
äußerlich im vorderen Rang seiner Landsleute.
Seine neuen Produktionen wiederholen in
immer neuen Varianten seine Lieblingsthemen:
die nackten Frauen im freien Licht, das Spiel
der Farben, hier im halben Schatten, von
weißen Tüchern umringt, durch die die Sonne
schimmert, das blühende Fleisch von allen
Freuden eines gesunden, vegetativen Lebens
durchleuchtet. Den Hintergrund, — früher die
einsamen Berge und Seen der südlichen Hoch-
alpen, — bilden in den neueren Bildern zumeist
die eckigen, starke Schatten werfenden Würfel
großstädtischer Neubauten, und seltsam ist es,
wie gut diese harten mathematischen For-
men als gewichtige Kontraste mit den hellen,
weichen Frauenleibern Zusammengehn.

Ein neues Feld der malerischen Betätigung
hat Hüther neuerdings in den Jahrmärkten,
Rummelplätzen und Festwiesen gefunden. Auch
hier arbeitet er mit starken Gegensätzen. Er
nimmt den Augenpunkt sehr hoch. Aus der

Vogelperspektive gewinnt er an den Zelt- und
Budendächern große, ruhige helle Flächen,
zwischen denen er dann seine zahllosen
Menschlein in Gruppen, Haufen und einzeln
herumwimmeln läßt. Dadurch entstehen wun-
derbar geschlossne Flächen voller zahlloser
Farben — höchst lebendige Schilderungen bren-
nenden Lebens........... waj.ther unus

*

Der Künstler vermag die Dinge umzuschaff en,
umzutaufen; seine Schöpfungträgt das Ant-
litz, den Ausdruck, die Sprache seines Herzens.
*

Der Schaffende sucht die Freiheit, das Werk,

die Vollendung; der Ehrgeizige die Macht,

den Preis, den Erfolg..............

*

Der Schaffende ist der Spender, der jedem
Beifall entflieht; der Unfähige späht zurück
nach Erwiderung, und böse ist der Blick des

Rückwärtsschauenden..............



Willst du die Tiefe ergründen, so verschlingt
sie dich, erklimme die höchsten Gipfel, und dort
dein Leben bricht. Was willst du zur Sonne ei-
len? Siehe! Sie kommt ja zu dir! viola hüther

XXIX. Juni 1926. 1

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