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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Pfister, Kurt: Wiederentdeckte Werke des jungen Feuerbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0309

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Wiederentdeckte Werke des jungen Feuerbach

ANSELM FEDERBACH

»MADCHEN MIT WEINLAUB«

Couture damals malte und bei deren Ausführung
er seine Schüler heranzog, Kopien von Details
dieser Fresken; so das Bild eines Schiffbruchs.

Feuerbach war im November 1852 in Cou-
tures Atelier eingetreten. Die jetzt aufgefun-
denen Bilder und Zeichnungen bestätigen er-
neut die tiefgreifende Einwirkung, die Couture
(weit stärker als Courbet) auf seine malerische
Entwicklung nahm. Sie brach auch in den Spät-
werken immer wieder durch. Der erst nach der
Heimkehr (1854) in Karlsruhe vollendete „Tod
des Pietro Aretino" ist ein typisches Beispiel
der Historienmalerei der Coutureschule. Der
junge Feuerbach verdankt dem geschickten Mei-
ster einer virtuosen Atelierkunst technische und

koloristische Erkenntnisse, den Sinn für breite,
dekorative Bildwirkung, aber er übernahm von
ihm auch seine konventionellen Malrezepte, die
äußerlich dekorative Komposition, das im Ate-
lier geschaffene Kompromiß von echter Natur-
anschauung und routiniert akademischer Deko-
ration. Erst in Italien hat er sich in weitem Maß
von den Konventionen der Coutureschule be-
freit und die Werke geschaffen, in denen sich
persönliche Naturanschauung und rhythmischer
Bau zum eigenen Stil binden. Nie freilich, und
dies ist die Tragik im Schaffen Feuerbachs und
zugleich der ungelöste Ausklang eines großen
Kapitels deutscher Malerei, hat er das dekora-
tive Pathos der Coutureschule ganz überwunden.
 
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