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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Michel, Wilhelm: Der Münchener Glaspalast 1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0361

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DER MÜNCHENER GLASPALAST 1926

Die erste internationale Ausstellung seit
Kriegsbeginn, die alte Bilderflut und baby-
lonische Sprachverwirrung, die den Kritiker
jedesmal von neuem in Verlegenheit setzt, wenn
auch die haltbare Qualität diesmal vorherrscht.
Denn der „Glaspalast" im engeren Sinne um-
greift so viele verschiedenartige Gruppen und
Gesinnungen, daß der Betrachter den Urteils-
maßstab und überhaupt die ganze Einstellung
von Saal zu Saal, fast von Bild zu Bild wechseln
muß. Unzählige Welten schieben sich inein-
ander, das Vergangenste kreuzt sich mit dem
Gegenwärtigen. Da kann nur strenge Wahl
einen Weg bahnen, Wahl, die nur dasjenige
Material in Betracht zieht, das in irgend einer
Beziehung zum geistigen Gesamtstreben der
Gegenwart steht.

Äußerlich gliedert sich die ganze Ausstellung
in drei große Abteilungen: Neue Secession,
Alte Secession, Münchener Künstlergenossen-
schaft. Die erstere scheidet für die vorliegende
Erörterung aus, weil sie eigens gewürdigt wer-

den soll. Die zwei übrigen Gruppen gliedern
sich wieder in eine Reihe von Unterabteilungen.

_ Die „Münchener Künstlergenossenschaft"

umgreift die Künstlervereinigungen „Luitpold-
gruppe", „Bayern" und „Der Bund". Von
ihnen ist die erstere die fortschrittlichste, sie
stellt etwas wie den linken Flügel des konser-
vativen Teils der Münchener Künstlerschaft
dar. Außerdem aber haben sich in allen der
beteiligten Gruppen noch einmal nationale
Besonderungen ergeben, indem die Schweiz,
Holland, Rußland, Spanien, Ungarn, Österreich,
Schweden, Frankreich mit ihrem Kunstgut
gesondert auftreten. Freilich hat sich bezüg-
lich der Beteiligung des Auslandes anscheinend
kein einheitliches Prinzip durchführen lassen.
Schwedisches Material ist z. B. teils von der
„alten Secession", teils von der „Künstler-
genossenschaft" herangezogen worden, wobei
naturgemäß die erstere die fortschrittlichen, die
letztere mehr die konservativen Tendenzen der
schwedischen Kunst bevorzugt hat. Bei anderen

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