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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Michel, Wilhelm: Der Münchener Glaspalast 1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0372

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Der Münchener Glaspalast 1926

LEON BAKSTf

»DIE VERLASSENE CLOE«

Verkaufsware, die es von ihm gibt, darf nicht
den Blick für die tiefe Echtheit dieses Ringens
trüben, Gewitterhaft, brüchig, zerstört ist oft
der Eindruck seiner Landschaften; man sieht
deutlich, daß er aus dem Schein zur Materie
will; ohne Zweifel schreitet er dabei in der un-
gestümen, fast erbitterten Unmittelbarkeit des
Ausdrucks voran.

Im übrigen geht die alte Secession auf guten,
gesicherten Wegen weiter. Neuere, entschieden
nachimpressionistische Tendenzen strömen frei-
lich nur spärlich in sie ein, doch dies gehört
zum Festhalten des historisch gewordenen Cha-
rakters und ist im Grunde eher zu loben als
zu tadeln. Immerhin sieht man, daß sich die
Secession keineswegs grundsätzlich gegen eine
Verjüngung sträubt. Von weniger bekannten
Namen sind Charlotte Berend, Florian Bosch,
Werner Schmidt mit ansprechenden Leistungen
vertreten. Unter den geläufigeren bleiben Bech-
stein, Bürgers, Otto Dill, Essig, Schwalbach,
Geigenberger, Pascin, Schräder-Velgen, Lan-
denberger besonders haften. Dafür treten An-
dere sichtlich aus dem Kreise derer, auf die es
„ankommt", hinaus, wie Erler, Reiser, Putz,
Pietzsch, Goossens, Diez u.s.f.

Sehr umfangreich sind die schwedische und
die französische Kollektion. Unter den Schwe-
den sind zu erwähnen: Björck, Engström, Foug-
stedt, Hjerten-Grünewald, Josephsohn, Kreuger,
Liljefors, Sjöberg, Wilhelmsson, N. von Dardel;
dazu der unvermeidliche Anders Zorn. Die
französische Abteilung wartet mehr mit einer

schönen Namenliste als mit besonders starken
Werken auf. Man bemerkt Derain, Vlaminck,
Flandrin, Laprade, Laurencin, Marquet, Maillol,
Matisse, Picasso, Raffaelli, Signac, Utrillo, Val-
loton, Vuillard. Manche von den französischen
Schweizern sind ihnen räumlich nahe gerückt,
so Barraud, Amiet, Giacometti, Vallet.

Die Münchener Künstlergenossenschaft hat,
wie gesagt, zunächst Egger-Lienz sehr reprä-
sentativ (auch äußerlich) in den Vordergrund
gerückt. Man sieht diesen Künstler in fort-
währender Steigerung das äußerste Aufgebot
an Quantität verüben, aber das Ergebnis wird
immer weniger überzeugend. Es entstehen
Fresken mit den Mitteln der Staffeleimalerei,
also auf Leinwand zwischen Holzrahmen; es
wirkt das Mißverständnis des „Monumentalen"
nach, das vor etlichen 20 Jahren soviel Kon-
fusion anrichtete, in 1 es als eine Art Größen-
wahn eine innerlich kleine Zeit befiel und zu
großsprecherischen Gebärden und Quantitäten
verführte, ohne daß auch nur die Wände vor-
handen gewesen wären, die diesen monumen-
talen Ehrgeizhättenrechtfertigenkönnen. Egger-
Lienz hat sich dadurch jedenfalls zu immer ex-
tensiverer Arbeit verführen lassen und ic
schließlich bei einem äußerlich ungefügen Ma» -
mut-Stil gelandet, in dem die Verwechsel ig
von Quantität und Größe (ähnlich wie be: n
meisten Monumental-Unternehmungen dei. >-
eren Architektur) in Vollendung dasteht.

Noch wesentlich unerfreulicher wirkt die
Kollektion Richard Müller (Dresden). Man
 
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