Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

DOI Artikel:
Ewarth, Hans: Warnung vor falscher Sachlichkeit
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0392

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Warnung vor falscher Sachlichkeit

richmodis-haus in köln a. rh.

»aus dem roten essz immer«

Sachlichkeit wird unter allen Umständen da
förderlich sein, wo sie sich als Konsolidierung
des Handwerklichen auswirkt; wo sie die Be-
sinnlichkeit und Verantwortlichkeit des Künst-
lers schärft, wo sie den Blick auf das Elemen-
tare und Grundsätzliche der Kunstausübung
lenkt. Sie soll sich auf der werklichen Seite
der Kunst nach allen Richtungen hin ausbreiten,
denn sie kann auf die Qualität der Produktion
entscheidend einwirken. Nach der völligen
handwerklichen Verwahrlosung, in der der Ex-
pressionismus endete, kommt es heute sehr mit
Recht darauf an, daß wieder gut gemalt und
gut gemeißelt wird. Nach der unverantwortlich
subjektivistischen Leinwandraserei der letzten
Jahre ist die Schaffung einer Kollektivgrundlage,
die das Handwerkliche erst wieder einmal wich-
tig nimmt, eine Tat von nicht zu unterschätzen-
der Bedeutung gewesen. Demgegenüber muß
man vor einer „Versachlichung" der geistigen
Seite der Kunst eindringlichst warnen, auf die
Gefahr hin, für den Augenblick in eine schiefe
Position zu kommen. Aber nur für den Augen-
blick ; denn eine Meinung, die im Ernst behaup-
ten will, die Kunst könne ohne jenen divinato-

rischen Moment, den man Einfall, Inspiration,
Intuition oder Erlebnis nennen mag und der
das eigentliche Geheimnis des Schöpferischen
ewig und immer siegelhaft umschließt — eine
solche Meinung kann nicht lange im Schwang
bleiben. Die künstlerische Vorstellung, einerlei
in welcher Vergegenständlichung sie auftaucht,
bleibt immer an ein Erlebnis gebunden und ist
als solche geistiger, nicht sachlicher Natur.
Aber sie soll sachlich verwirklicht werden, d. h.
mit Ernst, mit Bedachtsamkeit, mit Treue und

beherrschtem Können..... hans ewarth.



Die Vernunft ist nur eine in allen und die-
selbe ; wie aber jeder Mensch seine eigne
Natur hat und seine eigne Liebe, so trägt auch
jeder seine eigne Poesie in sich. Die muß ihm
bleiben und soll ihm bleiben, so gewiß er der
ist, welcher er ist, so gewiß nur irgend etwas
Ursprüngliches in ihm war; und keine Kritik
kann und darf ihm sein eigenstes Wesen rauben,
um ihn zu einem allgemeinen Bilde ohne Geist
und ohne Sinn zu läutern und zu reinigen, wie
die Toren sich bemühen, die nicht wissen, was
sie wollen............ Friedrich schlegel.
 
Annotationen