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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Ankwicz, Hans: Moderne künstlerische Schrift: internationale Ausstellung im österr. Museum für Kunst und Industrie in Wien zu Ehren von Rudolf v. Larisch
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0413

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AUSSTELLUNG

ICUNSTLEEISCHEß

MODERNE KÜNSTLERISCHE SCHRIFT

INTERNATIONALE AUSSTELLUNG
IM ÖSTERR. MUSEUM FÜR KUNST UND INDUSTRIE IN WIEN ZU EHREN VON RUDOLF V. LAKISCH

Gleich der Reform des neuzeitlichen Kunst-
handwerks nahm auch die moderne Schrift-
bewegung von England her ihren Ausgang. Wil-
liam Morris und Cobden Sanderson haben
in ihrem Streben nach Verbesserung der Druck-
typenformen bereits den Boden für eine Erneue-
rung der Schreibkunst vorbereitet, der dann
insbesondere Edward Johns ton durch Zurück-
greifen auf die besten Schriftmuster der Ver-
gangenheit und durch gründliche technische
Schulung eine gesicherte methodische Grund-
lage zu geben versuchte. Sein 1906 erschiene-
nes Handbuch „Writing & Illuminating & Let-
tering" hat in der 1910 von Anna Simons be-
sorgten deutschen Übersetzung auch auf dem
Kontinent einen nachhalligen Einfluß auf die
Schriftgestaltung ausgeübt, doch war es in noch
stärkerem Maße dem Österreicher Rudolf von
Larisch beschieden, durch klares Herausarbei-
ten der mit dem Schriftwesen zusammenhängen-
den künstlerischen Probleme die endgültige
Trennung zwischen Kalligraphie und Schreib-
kunst zu vollziehen und durch den eindringlichen
Hinweis auf die kunsterziehliche Macht des
Schriftschreibens dem Unterricht in ornamen-
taler Schrift den ihm gebührenden Platz im
Rahmen des allgemeinen Kunstunterrichtes zu
verschaffen. Seit 1902 Dozent an der Wiener
Kunstgewerbeschule hat Larisch durch seine
Tätigkeit an dieser und andern Wiener Lehr-

anstalten, nicht minder aber auch durch seine
zahlreichen Publikationen, vor allem durch
seinen „Unterricht in ornamentaler Schrift"
(8. Aufl. 1922), weit über die Grenzen seiner
Heimat hinausreichende Erfolge errungen und
das Ziel seines Lebens verwirklicht: den Eigen-
wert der Schrift zur Anerkennung zu bringen.

Am 1. April dieses Jahres beging der Mei-
ster, der 1856 im damals noch österreichischen
Verona als Sohn eines Offiziers das Licht der
Welt erblickt hatte, seinen 70. Geburtstag. Die
Leitung des Österreichischen Museums, das in
seinem neuen Vorstande Hofrat Dr. Hermann
von Trenkwald einen verständnisvollen För-
derer aller modernen Bestrebungen erhalten hat,
nahm diesen Anlaß gerne wahr, um mit einer
Ehrung des allseits geschätzten Künstlers zu-
gleich eine Heerschau der auf dem Gebiete der
Schriftkunst bedeutungsvollen Kräfte zu ver-
binden. So kam die dank reger Beteiligung sehr
reichhaltige, im Säulenhof des Museums unter-
gebrachte „Internationale Ausstellung
moderner künstlerischer Schrift" zu-
stande, die trotz des Fehlens Frankreichs, Ita-
liens, der skandinavischen Länder und Rußlands
dennoch mit vollem Rechte als eine für die
europäische Schriftkullur repräsentative Expo-
sition bezeichnet werden konnte.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand natur-
gemäß das Werk des Jubilars und seiner Schule.
 
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