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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Semper, Hans: Andrea del Verrocchio: geb. in Florenz 1435, gest. in Venedig 1488
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0540

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BAMBINO DI BRONZO

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zufolge für Lorenzo hcrftellte, und wovon der eine Alexander's des Grofsen
Porträt, der andere das des Darius darftellen follte, beide allerdings frei nach
des Künhlers Phantahe erfunden. Beide waren mit Helmen und reichen Rüftungen
gefchmückt, die gewifs dem Verrocchio fchöne Gelegenheit gaben, feine Cifelir-
kunft zu zeigen. Wenn auch Lorenzo diefe Köpfe an Matthias Corvinus von
Ungarn fchickte, der ein grofser Kunftfreund war und zu Florenz in lebhaften
Beziehungen Rand, fo fchliefst das doch nicht aus, dafs he urfprünglich für die
genannte Villa behimmt gewefen.
Unter dem nbambino di bronzo« ih endlich ein Brunnenhgürchen zu verhehen,
welches fpäter von Herzog Cohmo I. im Hofe des Palazzo vecchio auf einem
marmornen, zierlichen Baffin aufgehellt wurde und noch dort heht. Es ih eines
der gelungenhen Werke des Verrocchio, wie der Frührenaiffance überhaupt, und
ih durch die harmonifche Vereinigung von decorativer Grazie und unmittelbarhem
Leben den behen decorativen Bronzehgürchen des Alterthums, wie he Hercu-
lanum und Pompeji uns fchenkten, an die Seite zu hellen. Ein fchalkhaft lächelndes
Knäbchen erhebt hch, auf einem Fufse fchwebend, inmitten des Marmorbeckens
und drückt einen hch hräubenden kleinen Delphin, der Waffer fpeit, in feine
Arme. Das wenige, den Knaben lofe umflatternde Gewand zeigt ein gefchmack-
volles Naturhudium und ih noch frei von jener Ueberfülle an brüchigen Falten,
wie he fpäteren Werken Verrocchio's eigen ih. Die Zacken, welche den Schweif
des Fifches fowie die Flügel des Knaben bilden, hehen, wie Rumohr treffend
hervorhebt, im angenehmhen Contrah zu den weichen, rundlichen Formen des
Kindes. Diefer Contrah erinnert an die ähnliche Behandlung des Sakrihei-
brunnens in S. Lorenzo. Auch ih in dem Kinde Donatello's Einhufs unver-
kennbar; es ih darin der ganze fchalkhafte Muthwille, die ganze Lebensfülle und
Wahrheit, aber auch der treffliche Stil ausgeprägt, der Donatello's behe Kinder-
gehalten auszeichnet. Nur ih des Altmeihers Derbheit hier durch eine gewiffe
füfse Grazie gemildert, die Verrocchio eigen war. Am meihen tritt die Ver-
wandtfchaft wie der Unterfchied im Stil des Verrocchio und Donatello hervor,
wenn man diefes Bronzeknäblein mit der räthelhaften Bronzehgur des Donatello
vergleicht, welche einen tanzenden und mit den Fingern fchnalzenden Flügel-
knaben darhellt, deffen Füfse Schlangen umwinden, während feinen Leib ein mit
Mohnblumen verzierter Gürtel umfchliefst: Vielleicht Amor, der der Gefahren
fpottet, die feinen Fufs umwinden.
Ungefähr um diefelbe Zeit, 1474, hellte Verrocchio eine reich mit Orna-
menten und Figuren in Flachrelief verzierte Glocke für die Abtei von Monte-
fcalari her, die leider nicht mehr erhalten ih.
Im Jahre 1476 vollendete er für Lorenzo die Bronzehatue des David. (Jetzt
im Nationalmufeum von Florenz.)
Wenn im Knaben mit dem Delphin anmuthige Natur mit decorativem Stil
glücklich verfchmolzen erfcheint, fo tritt am David der Realismus fo entfchie-
den hervor, wie felbh an wenigen Statuen des Donatello. Der David des Ver-
rocchio unterfcheidet hch vom Bronze-David des Donatello vor Allem durch
eine, wir möchten fagen, triviale Auffaffung. Während in der Statue des
älteren Meihers, einem fchönen Jünglingsknaben in echt monumentaler Auf-
 
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