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Kimpflinger, Wolfgang [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0069

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Von 1899 bzw. 1902 sind die beiden Eckbau-
ten zur Heinrichstraße, Hagenring 13/14 (Archi-
tekt A. Böller) und Hagenring 8 (Architekt W.
Bartels). An dem als Doppelhaus mit Fünf- und
Sechszimmerwohnungen konzipierten älteren
Gebäude sind bereits 1930 die beiden Giebel
an der Hausecke, die ehemals geschweifte Auf-
sätze in Renaissancemanier hatte, begradigt
und dem nördlichen Giebel angeglichen wor-
den. Das Gebäude ist eines der typischen Bei-
spiele historistischer Miethausarchitektur, bei
dem durch Erker, lebhafte Dachgestaltung und
Putzornament die Beliebigkeit des Entwurfes
aufgelockert und kaschiert werden soll. Seine
als Eckhaus hervorgehobene städtebauliche
Lage betont das Haus durch die abgeschrägte
Ecke, der in den beiden mittleren Geschossen
ein Erker angefügt ist und die ursprünglich in ei-
nem Glockendach endete.
Der andere Eckbau auf der gegenüberliegen-
den Seite der Heinrichstraße von 1902 setzt
sich durch seine lebhaft, mit Materialien und
Formen spielende Gestaltung der beiden Fas-
saden von der übrigen Bebauung auf der West-
seite des Hagenringes ab. Der Fassadenaufriß
lebt von dem optisch wirksamen Wechsel zwi-
schen Ziegel- und Putzflächen, von der phanta-
sievollen Unordnung in der Verteilung der Bal-
kone, Erker, Giebel, Loggien und Dachausbau-
ten, deren individuelle Formen sich nirgends
wiederholen. Die Wohnetagen dahinter sind
nach dem üblichen zweispännigen Schema an-
geordnet mit zwei Fünfzimmerwohnungen pro
Etage, erschlossen über ein integriertes Trep-
penhaus. Das weitgehend im Originalzustand
erhaltene Gebäude zeigt Veränderungen nur im
Bereich des Eckladens, der ursprünglich nur
zwei relativ schmale, stichbogengewölbte
Schaufenster hatte.
In südlicher Richtung reicht die Gruppe der
denkmalwerten Bauten auf der Westseite des
Hagenringes noch bis zur Einmündung der
Wiesenstraße und umfaßt mit Hagenring 3, 4/5
und 6/7 noch ein weiteres Eckhaus und zwei
Doppelhäuser, die 1902 und 1903 fertiggestellt
wurden. Die Gebäude Nrn. 4/5 und 6/7 wurden
gleichzeitig von dem Bauunternehmer Wilke als
Ziegelbauten mit applizierten Putzornamenten
errichtet, wobei an Haus Nr. 4/5 florale Motive
größere Teile der Wandflächen überziehen. Ver-
änderungen fanden an beiden Bauten vor allem
im Bereich der Balkone und Wintergärten statt
sowie bei Nr. 4/5 im Erdgeschoß durch den
Einbau eines modernen Ladengeschäftes.
Hagenring 3 schließlich markiert in seinem
äußeren Erscheinungsbild eine stilistisch unent-
schlossene Zwischenstellung, die einerseits ei-
ne Abkehr von der überlebten Schmuckfreudig-
keit der Gründerzeit propagiert, Asymmetrie so-
wie Disproportionalität als Gestaltungsmittel
einsetzt, strukturell aber dennoch in konventio-
nellem Schematismus verhaftet bleibt.
Augenfälliger noch als auf der Westseite des
Hagenringes sind bis heute die durch Kriegs-
schäden verursachten Veränderungen und Er-
neuerungen der ursprünglich durchgängig vier-
geschossigen Wohnhausbebauung auf der
Ostseite dieses Ringstraßenabschnittes. Eben-
so zügig wie auf der Westseite erfolgte die Auf-
siedlung der Ostseite, von der Einmündung der

Hagenring 8, 1902, Arch. W. Bartels


Hagenring, westliche Bebauung ab Einmündung Wiesenstraße


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