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Kimpflinger, Wolfgang [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0071

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und links die Fassadenenden betonten. Der Ar-
chitekt war O. Eggeling. Die ursprünglich offe-
nen Balkone erhielten nachträglich eine Unter-
mauerung, wurden massiv umbaut und zu Win-
tergärten geschlossen.
Den südlichen Endpunkt der Denkmalgruppe
am Hagenring setzt an der Einmündung der
Roonstraße das Eckgebäude Hagenring 90/91,
ein 1898 von Maurermeister C. Gröpler entwor-
fener Bau, dessen schwere Putzgliederungen
das rote Ziegelmauerwerk in seiner optischen
Wirkung stark zurückdrängt. Die Hausecke
wurde, der städtebaulichen Wirksamkeit we-
gen, abgeschrägt und war zusätzlich mit einem
heute verlorenen Segmentgiebel akzentuiert.
Es sind in erster Linie städtebauliche Aspekte,
unter denen die dargestellte Gruppe spätgrün-
derzeitlicher Miethausarchitektur am Hagenring
Denkmalqualität beanspruchen kann. Unter den
meist von Maurermeistern oder Bauunterneh-
mern als Spekulationsobjekte erstellten Miet-
häuser gibt es weder besondere architektoni-
sche Einzelleistungen noch weisen sie in ihrer
Gesamtheit als planmäßig bebauter Straßen-
raum Gestaltmerkmale auf, die über das zeitty-
pische einer großstädtischen Stadterweiterung
hinausgingen. Sie sind ein typisches, durch die
schweren Kriegsverluste in Braunschweig selte-
nes Zeitdokument und als solches erhaltens-
wert.

HEINRICHSTRASSE, ROONSTRASSE,
WILHELM-BODE-STRASSE UND
BERNERSTRASSE
Die planmäßige Aufsiedlung neuer Wohngebie-
te erfordert die gleichzeitige Bereitstellung von
Infrastruktureinrichtungen, von denen die Schu-
len zu den wichtigsten kommunalen Bauaufga-
ben gehören. Für die ab den neunziger Jahren
des 19.Jh. neu entstehenden Wohngebiete im
östlichen Ringbereich wurde als erster Schul-
neubau die Bürgerschule an der Heinrichstraße
errichtet (Heinrichstraße 30). Zu ihrer Erbau-
ungszeit war die Wohnbebauung östlich des
Hagenringes noch nicht sehr weit vorangekom-
men, so daß die Schule zunächst frei an der
erst projektierten Heinrichstraße stand. Die
Blockbebauung, in die der Schulbau heute inte-
griert ist, schloß sich erst in den Jahren ab
1905.
In der Reihe der ab der zweiten Hälfte des
19.Jh. in der Stadt Braunschweig neu entste-
henden Schulbauten gehört die in der Heinrich-
straße zu den späteren Beispielen, an der sich
strukturelle Typisierung und vereinfachte Fassa-
dengestaltung beobachten läßt. Der große Be-
darf an neuen Schulbauten seit den siebziger
Jahren des 19.Jh. zwang die Stadt, den Reprä-
sentationsaufwand an diesen öffentlichen Bau-
ten zu reduzieren. Dem Bau liegt ein Entwurf
von M. Osterloh zugrunde, der seit 1874, zu-

sammen mit L. Winter unter der Leitung von
Stadtbaurat C. Tappe für den städtischen
Schulbau zuständig war. Der einfache kasten-
förmige Aufbau in drei Geschossen wird ledig-
lich in der Mitte der Langseiten durch wenig
vortretende Risalite gesteigert, in deren turmar-
tigen Eckachsen die Ein- und Ausgänge liegen.
Glasierte Ziegel, Ziegelformsteine und Mauerun-
gen im Zierverband sind die wesentlichen
Schmuckelemente des Baues, der lediglich mit
einigen gekuppelten Fenstern in Blendarkaden
auf Formelemente der Romanik verweist, die im
Zusammenhang mit der Rekonstruktion der
Burg Dankwarderode in den neunziger Jahren
verstärkt ins öffentliche Bewußtsein getreten
waren. Naturstein wurde nur für den hohen Kel-
lersockel, die Sohlbänke und die schmalen
Stockwerkgesimse verwendet.
Eine zum Schulbau gehörige und gleichzeitig
mit ihm entstandene Turnhalle mit Toilettenanla-
ge ist im Hof dem Mittelbau der Schule mit eini-
gem Abstand vorgelagert. Die Baumaterialien
sind hier die gleichen wie am Hauptbau, die
Schmuckformen aber noch reduzierter einge-
setzt als dort. Der Turnhalle mit hohen Seiten-
wänden und großen, stichbogigen Fensteröff-
nungen sind an den Langseiten überdeckte
Gänge angefügt, die zu den Eingängen der am
Südgiebel der Turnhalle angebauten, niedrigen
Toilettenanlage führen. Grund- und Aufriß der
gesamten Schulanlage zeigt in allen Teilen eine

Heinrichstraße 30, Schule, 1897, Arch. M. Osterloh


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