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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0077

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kon. Der langgestreckte Flügel an der Leon-
hardstraße hat seine jetzige Form einschließlich
des Zierfachwerkes im zweiten Obergeschoß
erst seit 1969, als ein älteres Lagerhaus mit
dem Kernbau verbunden und mit diesem durch
eine einheitliche Fassadengestaltung zusam-
mengefaßt wurde.
Stadtauswärts folgen auf der nordöstlichen Sei-
te der Straße zwischen der Einmündung der
Georg-Westermann-Allee und der Überführung
der Bahn die Gebäude des Marienstiftes
(Helmstedter Straße 35), eine Krankenhausan-
lage, die ab 1883 hier entstand und seither im-
mer wieder erweitert, erneuert und nach
schweren Kriegsbeschädigungen wieder aufge-
baut wurde. Lediglich die firstparallel zur Straße
liegende, 1902 errichtete Friedenskapelle kann
heute noch als Baudenkmal gelten, obschon
auch sie 1944 schwer beschädigt und 1964
erst wiederhergestellt wurde. Auf einem hohen
Werksteinquadersockel erhebt sich der kleine,
von A. Bierberg als Leichenkapelle entworfene
Bau in neugotischen Formen mit Strebepfeilern
und einem zierlichen, spitzen Dachreiter. Das
rote Ziegelmauerwerk ist mit Ziersetzungen und
Glasuren geschmückt, und Tür- und Fensteröff-
nungen sowie die Ortgänge sind in Werkstein
gearbeitet. Über den Eingang in der Mitte der
südwestlichen Langseite betritt man den lang-
gestreckten Hauptraum der Kapelle, der an sei-
nem südöstlichen Ende einen leicht eingezoge-
nen Altarraum enthält. Dem Eingang gegenüber
öffnet sich ein Andachtsraum, der wie ein goti-
scher Chor mit polygonalem Schluß gebildet ist.
Unter ihm liegt der über eine Treppe von außen
zugängliche Leichenkeller.

HAUPTFRIEDHOF
Jenseits der Bahnunterführung verbreitert sich
die Helmstedter Straße auf vier Fahrspuren und
wird auf ihrer Nordseite über ca. 1,5 Kilometer
Länge von weiträumigen Friedhofsanlagen be-
gleitet, deren historischer Kern der ab 1884 an-
gelegte Hauptfriedhof (Helmstedter Straße 38)
ist. Die Notwendigkeit für die Anlage eines für
die Gesamtstadt zuständigen „Centralfriedho-
fes“ wurde erstmals 1870 formuliert, als sich
abzeichnete, daß die im 18.Jh. vor den Toren
der Stadt eingerichteten Friedhöfe der einzel-
nen Pfarrgemeinden wegen der dort einsetzen-
den und sich ständig verdichtenden Wohnbe-
bauung nicht mehr erweitert werden konnten.
Beschlossen wurde der Neubau jedoch erst
1883 und im darauf folgenden Jahr nach den
Plänen von Ludwig Winter mit der Realisierung
begonnen, nachdem die Stadt ein 18 Hektar
großes Areal vom Klostergut Riddagshausen
erworben hatte. Erweiterungen des Geländes
fanden 1889, 1909, 1910/12 und 1916 statt.
Seit 1914 ist der Stadtkirchenverband Eigentü-
mer des Hauptfriedhofes, der mit seiner heuti-
gen Ausdehnung von 50 Hektar der größte
kirchlich geführte Friedhof Deutschlands ist.
Der auf einer Teilfläche von 6,8 Hektar Größe
errichtete historische Kern der Anlage gruppiert
sich als geometrisch konstruierte Wegefigur aus
sich kreuzenden Geraden und Viertelkreisen um
die zentrale Friedhofskapelle, einen dahinter lie-
genden eingeschossigen Querriegel und um die
beiden den Eingangsbereich flankierenden Ver-

Helmstedter Str. 35, 1902, Arch. A. Bierberg



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