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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0125

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chitekturen Krahes bezogen. Das Gebäude
stammt aus dem Jahre 1884, der südliche An-
bau kam 1933 hinzu.
Adolfstraße 1 und Adolfstraße 12/Leonhard-
straße 6 sind die Endbauten einer größeren
Denkmalgruppe, die die ganze Bebauung der
Ostseite dieses Abschnittes der Adolfstraße
umfaßt. Auch diese, in dichter Reihung aufein-
ander folgenden zwei- bis dreigeschossigen
Wohnhäuser (Adolfstraße 2, 3/4, 5, 6, 7/8,
9/10, und 11) sind repräsentativ gestaltete, mit
großzügig geschnittenen Wohnungen ausge-
stattete Häuser, die den Charakter einer noblen
Wohnstraße erzeugen. Zwischen 1883 und
1886 entstanden, zeigen diese Bauten heute
unterschiedlich starke Veränderungen,
hauptsächlich in den Dachbereichen, die nach
Beschädigungen im Zweiten Weltkriege nur in
einfacher Form repariert (Nr. 6) oder aber, zur
Gewinnung zusätzlichen Wohnraumes, mit neu-
en Ausbauten versehen wurden (Nrn. 2, 5).
Dennoch bietet die Häuserzeile insgesamt bis
heute ein weitgehend geschlossenes Bild. Be-
sondere Bedeutung für das Straßenbild haben,
alleine durch ihre großen Bauvolumina und Fas-
sadenlängen, die drei zweieinhalb- und dreige-
schossigen Doppelhäuser Nrn. 3/4, 7/8 und
9/10, von denen Nr. 3/4 durch die abweichende
Formgebung besonders auffällt: 1884 von
H. Campe errichtet, ist der gelbe Ziegelbau mit
Formsteinornamenten, Zierverbänden und far-
big abgesetzten Steinen mehr an Vorbildern
aus der Berliner Ziegelarchitektur der Jahrhun-
dertmitte als an lokalen Bautraditionen orien-
tiert.
Auch die vier Einzel- und zwei Doppelhäuser
auf der gegenüberliegenden Westseite mit ihren
bis an die Oker reichenden Grundstücken sind
zu einer Denkmalgruppe zusammengefaßt. An
ihrem Südende schließt sich mit dem Doppel-
haus Adolfstraße 58/Leonhardstraße 5 die
Denkmalgruppe an der Leonhardstraße an (s.
Leonhardstraße 2, 3, 4, 5), die, wie die ganze
Westbebauung der nördlichen Adolfstraße, auf
Entwürfen desselben Architekten, H. Campe,
basiert. Eklektizistische Ziegel-/Putzfassaden
(Nrn. 59, 60/61,66) und zwei Doppelhäuser als
reine Ziegelbauten mit Formsteinen und Ziegeln
in verschiedenen Farbtönen (Nm. 62/63, 64/65)
stellt H. Campe hier in einer abwechslungsrei-
chen, in einigen gemeinsamen Schmuckformen
aber auch untereinander verbundenen, Gebäu-
defolge zusammen. Bis auf das Doppelhaus
Nr. 60/61, das erst 1889 errichtet wurde und
bereits den schweren Putzschmuck der Jahr-
hundertwende trägt, sind alle Häuser zwischen
1883 und 1885 entstanden. Die südliche Hälfte
des Doppelhauses Nr. 64/65, dessen Fassade
ursprünglich spiegelbildlich zu der von Nr. 65
entworfen war, ist mit seiner heutigen Wieder-
aufbau-Fassade nur noch ein Gruppenbestand-
teil mit komplettierender Funktion.

VILLI ERSTRASSE,
GERSTÄCKERSTRASSE
Der mittlere und längste Abschnitt der Adolf-
straße erhielt gleichzeitig mit ihrer Aufsiedlung in
den frühen achtziger Jahren des 19.Jh. unge-
fähr in der Mitte eine kurze Querverbindung zur
Bertramstraße, die Villierstraße, die in den Jah-

ren 1885 und 1886 ebenfalls mit repräsentati-
ven Wohnhäusern bebaut wurde. Von den ins-
gesamt nur sechs Häusern an dieser kurzen
Straße sind die zwei freistehenden Villen Villier-
straße 1 und 2 an der Nordseite der Straße als
Baudenkmale einzustufen.
Beide Ziegelbauten stammen aus dem Jahre
1885 und wurden von dem Architekten R. Zink-
eisen als zweieinhalbgeschossige Gebäude un-
ter relativ flach geneigten Walmdächern entwor-
fen. Villierstraße 1, mit abgeschrägter Südwe-
stecke, farbig abgesetzter Lisenengliederung
und plastischer Putzdekoration in den Feldern
zwischen den Fenstern des niedrigeren Halbge-

schosses, ist noch weitgehend im Originalzu-
stand erhalten, einschließlich eines großen Tei-
les der schmiedeeisernen, genieteten Einfrie-
dung.
Villierstraße 2 hatte ursprünglich im Dachbe-
reich markante Akzente in Form eines spitzen
Kegels über dem Runderker an der Nordost-
ecke und eines Pyramidendaches über der
auch in der Fassadengestaltung hervorgehobe-
nen Mittelachse des Baues. Beide Dachaus-
bauten wurden erst 1961 entfernt. Die Vergla-
sung des Obergeschoßbalkons stammt aus
dem Jahre 1932. Seither sind die hier in die
korbbogige Balkonöffnung eingestellten gebälk-

Adolfstr. 9/10, 1886, Arch. Wellmann


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