aus: flache Dächer über mehrfach profilierten
Dachgesimsen beschließen die einzelnen Bau-
kuben, die ihrerseits durch kolossale Lisenenfel-
derungen in einzelne Abschnitte unterteilt sind.
In ihnen sind jeweils die Fenster in Dreiergrup-
pen zusammengefaßt, wodurch die lange Fas-
sade einen gleichmäßigen Rhythmus erhält. Be-
sondere Akzente setzen die vertikalen Fenster-
bahnen zur Belichtung der Treppenhäuser, die
sowohl in der Fassadenmitte als auch an den
Gebäudekanten untergebracht sind. Mit den
originalen kleinteiligen und sternförmigen Unter-
teilungen haben sie sich nur noch in der südli-
chen Halle erhalten. Dezente Zierverbände
schmücken die Brüstungsfelder der Fenster,
die, z.T. leicht reliefiert, wesentlich zum ausge-
wogenen Erscheinungsbild des Gesamtkom-
plexes beitragen. Nach Aufgabe der Anlagen
durch die Bahn werden die Hallen heute zu La-
gerzwecken und als Werkstätten genutzt.
Ebenfalls 1925 sind am Eingang des Werks-
geländes ein weiterer Bau für die Verwaltung
(Borsigstraße 1) sowie eine Kantine (Borsig-
straße 3) entstanden, verputzte Bauten unter
Walmdächern, von denen vor allem das dreige-
schossige Verwaltungsgebäude mit seinen drei-
zehn Fensterachsen durch sein mit sehr unre-
gelmäßigen Hausteinen verkleidetes Erdge-
schoß auffällt.
Schon 1938 kam es zwischen der Stadt Braun-
schweig und der Reichsbahn zu einer Vereinba-
rung über die Errichtung eines neuen Durch-
gangsbahnhofes. An diese durch den Ausbruch
des Zweiten Weltkrieges hinfällig gewordenen
Planungen wurde in den Nachkriegsjahren un-
ter Berücksichtigung der neuen verkehrspoliti-
schen Verhältnisse angeknüpft: Durch die Tei-
lung Deutschlands war Braunschweig auch ver-
kehrsgeographisch in eine Randlage geraten,
da der schienengebundene Ost-Westverkehr
auf einige wenige Transitverbindungen reduziert
wurde. Dennoch ist der neue Braunschweiger
Bahnhof am Ort des alten Ostbahnhofes (Berli-
ner Platz 1) in einer Dimensionierung errichtet
worden, die vom Verkehrsaufkommen in einem
wiedervereinigten Deutschland ausging. 1960
übernahm der Neubau die Funktionen des al-
ten Kopfbahnhofes am Kalenwall (s. Bd. 1, S.
235 f.). Die Anbindung des zentrumsfern liegen-
den Neubaues an die innere Stadt hatte die
schon mehrfach erwähnten städtebaulichen
Neuplanungen der Kurt-Schumacher-Straße
und des Kennedy-Platzes zur Folge. Der Bau
selbst zieht seine optische Wirkung in erster Li-
nie aus der quergelagerten und kleinteilig wie
textil gemusterten Fassade des Hauptbaues,
eines scheibenförmigen Baukörpers, der als
Verwaltungsbau dient und mit seiner Rückfront
zu den Bahnsteigen steht. Diese Seite des Bau-
es ist im Gegensatz zur Stadtfront in sechs Ge-
schossen stark durchfenstert. Eine asymme-
trisch angebrachte, den oberen Gebäudeab-
schluß durchbrechende Uhr ist der einzig
hervorgehobene Akzent der gleichförmig mit
versetzten Rechtecken grafisch gerasterten
Stadtfassade. Optisch separiert und als eigener
Baukörper durch Form, Gliederung und Materi-
al gekennzeichnet, ist dem Hauptbau die Emp-
fangshalle vorgelagert: eine zum Berliner Platz
hin voll verglaste Halle unter weit vorspringen-
dem Kragdach. Die Anordnung der Fahrkarten-
schalter und Läden für Reisebedarf springen in
der Halle stufenweise zurück und geben in der
Mitte den Durchgang zu den Bahnsteigen frei.
Der Entwurf der Anlage stammt aus dem Tech-
nischen Büro der Bundesbahn-Direktion Han-
nover und wurde von Erwin Dürkopp ent-
wickelt.
DAS GEBIET ZWISCHEN BÖCKLERSTRASSE
UND DER OKER
Das im folgenden zu behandelnde Stadtgebiet
im Süden ist ein sowohl topographisch als auch
Stadt- und architekturgeschichtlich vielfältiger
Stadtbezirk. Er ist im Westen begrenzt durch
den gewundenen Verlauf der Oker, deren tieflie-
gende Feuchtwiesen entlang des Ostufers am
Ende des 19.Jh. zum Bürgerpark umgeformt
wurden. Südlich des mit Gleisanlagen und
Brückenbauwerken umfangreichen Bahnkör-
pers, der, von West nach Ost verlaufend, die-
sen Stadtbereich in zwei Teile schneidet, steigt
die östliche Uferzone der Oker in sanften Hü-
geln steiler an. Hier liegen Park und Schloß
Richmond und auf dem nördlich anschließen-
den Gelände des ehern. Schlosses Neu Rich-
mond der monumentale Bau der in nationalso-
zialistischer Zeit errichteten Akademie für Ju-
Berliner Platz 1, Bahnhofempfangsgebäude, 1960, Arch E. Dürkopp
132
Dachgesimsen beschließen die einzelnen Bau-
kuben, die ihrerseits durch kolossale Lisenenfel-
derungen in einzelne Abschnitte unterteilt sind.
In ihnen sind jeweils die Fenster in Dreiergrup-
pen zusammengefaßt, wodurch die lange Fas-
sade einen gleichmäßigen Rhythmus erhält. Be-
sondere Akzente setzen die vertikalen Fenster-
bahnen zur Belichtung der Treppenhäuser, die
sowohl in der Fassadenmitte als auch an den
Gebäudekanten untergebracht sind. Mit den
originalen kleinteiligen und sternförmigen Unter-
teilungen haben sie sich nur noch in der südli-
chen Halle erhalten. Dezente Zierverbände
schmücken die Brüstungsfelder der Fenster,
die, z.T. leicht reliefiert, wesentlich zum ausge-
wogenen Erscheinungsbild des Gesamtkom-
plexes beitragen. Nach Aufgabe der Anlagen
durch die Bahn werden die Hallen heute zu La-
gerzwecken und als Werkstätten genutzt.
Ebenfalls 1925 sind am Eingang des Werks-
geländes ein weiterer Bau für die Verwaltung
(Borsigstraße 1) sowie eine Kantine (Borsig-
straße 3) entstanden, verputzte Bauten unter
Walmdächern, von denen vor allem das dreige-
schossige Verwaltungsgebäude mit seinen drei-
zehn Fensterachsen durch sein mit sehr unre-
gelmäßigen Hausteinen verkleidetes Erdge-
schoß auffällt.
Schon 1938 kam es zwischen der Stadt Braun-
schweig und der Reichsbahn zu einer Vereinba-
rung über die Errichtung eines neuen Durch-
gangsbahnhofes. An diese durch den Ausbruch
des Zweiten Weltkrieges hinfällig gewordenen
Planungen wurde in den Nachkriegsjahren un-
ter Berücksichtigung der neuen verkehrspoliti-
schen Verhältnisse angeknüpft: Durch die Tei-
lung Deutschlands war Braunschweig auch ver-
kehrsgeographisch in eine Randlage geraten,
da der schienengebundene Ost-Westverkehr
auf einige wenige Transitverbindungen reduziert
wurde. Dennoch ist der neue Braunschweiger
Bahnhof am Ort des alten Ostbahnhofes (Berli-
ner Platz 1) in einer Dimensionierung errichtet
worden, die vom Verkehrsaufkommen in einem
wiedervereinigten Deutschland ausging. 1960
übernahm der Neubau die Funktionen des al-
ten Kopfbahnhofes am Kalenwall (s. Bd. 1, S.
235 f.). Die Anbindung des zentrumsfern liegen-
den Neubaues an die innere Stadt hatte die
schon mehrfach erwähnten städtebaulichen
Neuplanungen der Kurt-Schumacher-Straße
und des Kennedy-Platzes zur Folge. Der Bau
selbst zieht seine optische Wirkung in erster Li-
nie aus der quergelagerten und kleinteilig wie
textil gemusterten Fassade des Hauptbaues,
eines scheibenförmigen Baukörpers, der als
Verwaltungsbau dient und mit seiner Rückfront
zu den Bahnsteigen steht. Diese Seite des Bau-
es ist im Gegensatz zur Stadtfront in sechs Ge-
schossen stark durchfenstert. Eine asymme-
trisch angebrachte, den oberen Gebäudeab-
schluß durchbrechende Uhr ist der einzig
hervorgehobene Akzent der gleichförmig mit
versetzten Rechtecken grafisch gerasterten
Stadtfassade. Optisch separiert und als eigener
Baukörper durch Form, Gliederung und Materi-
al gekennzeichnet, ist dem Hauptbau die Emp-
fangshalle vorgelagert: eine zum Berliner Platz
hin voll verglaste Halle unter weit vorspringen-
dem Kragdach. Die Anordnung der Fahrkarten-
schalter und Läden für Reisebedarf springen in
der Halle stufenweise zurück und geben in der
Mitte den Durchgang zu den Bahnsteigen frei.
Der Entwurf der Anlage stammt aus dem Tech-
nischen Büro der Bundesbahn-Direktion Han-
nover und wurde von Erwin Dürkopp ent-
wickelt.
DAS GEBIET ZWISCHEN BÖCKLERSTRASSE
UND DER OKER
Das im folgenden zu behandelnde Stadtgebiet
im Süden ist ein sowohl topographisch als auch
Stadt- und architekturgeschichtlich vielfältiger
Stadtbezirk. Er ist im Westen begrenzt durch
den gewundenen Verlauf der Oker, deren tieflie-
gende Feuchtwiesen entlang des Ostufers am
Ende des 19.Jh. zum Bürgerpark umgeformt
wurden. Südlich des mit Gleisanlagen und
Brückenbauwerken umfangreichen Bahnkör-
pers, der, von West nach Ost verlaufend, die-
sen Stadtbereich in zwei Teile schneidet, steigt
die östliche Uferzone der Oker in sanften Hü-
geln steiler an. Hier liegen Park und Schloß
Richmond und auf dem nördlich anschließen-
den Gelände des ehern. Schlosses Neu Rich-
mond der monumentale Bau der in nationalso-
zialistischer Zeit errichteten Akademie für Ju-
Berliner Platz 1, Bahnhofempfangsgebäude, 1960, Arch E. Dürkopp
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