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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0181

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zukommt. Haus Nr. 28 hat als einziges der Rei-
he seine ursprüngliche Zweigeschossigkeit, die
flachen Dächer, den Gebälkabschluß des Log-
gienbogens und die originale Verkleidung der
zurückliegenden Loggienwand erhalten. Der
großen zentralen Loggienöffnung im Oberge-
schoß ist ein polygoner Balkon mit Balusterbrü-
stung vorgelagert, der auf kannelierten Säulen
ruht, die im Erdgeschoß eine Veranda umste-
hen. Putz und horizontaler Fugenschnitt setzen
das Erdgeschoß deutlich von dem hohen, zie-
gelsichtigen Obergeschoß ab. Die in Renais-
sanceformen erscheinenden Gliederungsele-
mente sind teils in Werkstein, teils in Putz aus-
geführt. Das als großbürgerliches Wohnhaus
zusammen mit den vier anderen von H. Königs-
dorf 1882 errichtete Haus beherbergt heute ein
Mineralienkabinett, dessen Ausstellungsfläche
auch auf den Vorgarten ausgedehnt ist, in dem
eine Steinesammlung sowie einige Skulpturen
ausgestellt sind.
Den südlichen Abschluß der Bautengruppe bil-
det, bereits in der sich zum Platz erweiternden
Rundung der Gaußstraße liegend, der dreige-
schossige Bau Nr. 29, der im Nordosten die
Platzwand schließt. Es ist ein zurückhaltend or-
namentiertes, wohl 1882 entstandenes und
nach Kriegsschäden erneuertes Gebäude, des-
sen auffälligstes Ornament ein Putzplattenfries
unter dem Dachansatz ist.
Zu einer weiteren, trotz Veränderungen und
Beschädigungen für das Straßenbild bestim-
mend wirkenden Bautengruppe sind acht
Wohnhäuser zusammenzufassen, die sich auf
der Südseite der Abt-Jerusalem-Straße (Nrn.
5, 6, 7, 8) und der Westseite der Gaußstraße
(Nrn. 12, 13, 14, 15) zu einem gewissen bauli-
chen Kontinuum verbinden. Es sind zwei- bis
zweieinhalbgeschossige ZiegeF/Putzbauten,
die vornehmlich in den Dachbereichen meist
stärker verändert sind. Den höchsten Grad an
Originalsubstanz weist Gaußstraße 12 auf, ein
Wohnhaus, das Stilelemente italienischer Re-
naissance-Vilien verwendet und das im Zwei-
ten Weltkrieg nur wenig beschädigt wurde. Ei-
ne gewisse Sonderstellung innerhalb der Grup-
pe hat der Randbau an der Abt-Jerusalem-
Straße mit der Nr. 8, der als einziger vollstän-
dig verputzt ist und stilistisch mehr die Formen
eines Barockpalais’ anklingen läßt. Aus dem
gängigen Schema fällt hier besonders die Pro-
portionierung der Fassade mit einem stark be-
tonten und überhöhten Piano Nobile als Hoch-
parterre und einem hochragenden Souterrain-
geschoß, in dem der über eine zweiläufige
Rampe zu erreichende Eingang liegt. Die Er-
bauungszeit für alle acht Gebäude ist um 1885
anzusetzen.
Mehrere denkmalwerte Einzelbauten treten zu
den beiden Gruppendenkmalen hinzu und ver-
dichten das historische Erscheinungsbild so-
wohl der Abt-Jerusalem-Straße als auch der
Gaußstraße, wobei durch den in der Achse der
Gaußstraße liegenden Bau Spielmann-
straße 10 auch dieser ältere, leicht gebogen
verlaufende Straßenzug miteinbezogen wird.
Der reich gegliederte, in seiner Fassade streng
symmetrisch organisierte Bau stammt aus dem
Jahre 1902 und ist mit seinem gotisierenden
Mittelrisalit auf die Achse der Gaußstraße aus-
gerichtet. Ziersetzungen, Formsteine und Gla-


Gaußstr. 24, 1882, Arch. H. Königsdorf


Gaußstr. 25, 1882, Arch. H. Königsdorf

Gaußstr. 28, 1882, Arch. H. Königsdorf


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