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Kimpflinger, Wolfgang [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0200

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lieh nur wenig verändert: Von den beiden Ein-
fahrten der Fachwerkscheune im Süden ist die
in der Giebelseite und der Straße zugewandte
vermauert worden, wobei aber die Ständer und
Kopfbänder erhalten blieben. In dem zweige-
schossigen Stallgebäude auf der gegenüberlie-
genden Hofseite sind in dem massiven Ziegel-
untergeschoß die Viehställe und eine Futter-
küche untergebracht. Das Fachwerkoberge-
schoß mit Ladeluken zur Hofseite diente als
Bergeraum. Auf der Grenze zwischen Hof- und
Straßenraum steht eine große Linde, die das
noch vergleichsweise intakte Gesamterschei-
nungsbild der Hofanlage mitträgt.
Auf dem südwestlich anschließenden Grund-
stück, im Zwickel zwischen Lüddeweg und Alte
Schulstraße, wurde ebenfalls 1866 ein zweige-
schossiges, großes Wohnwirtschaftsgebäude
errichtet (Lüddeweg 10). Als Querdielenhaus
stellt es eine Sonderform des niedersächsi-
schen Hallenhauses dar und dokumentiert in

seiner unmittelbaren Nachbarschaft mit den
von Mitteldeutschland her beeinflußten Dreiseit-
höfen zwei sich im Braunschweiger Land häufig
überschneidende Haus- und Hoflandschaften.
Das in regelmäßigem Fachwerk unter einem
großen Krüppelwalmdach aufgeführte Gebäude
wird heute zwar nicht mehr landwirtschaftlich
genutzt, ist in seiner Substanz aber relativ gut
erhalten. Ein Schuppenanbau am Wirtschafts-
giebel unter Schleppdach scheint nur wenig
jünger als das Gebäude selbst zu sein,
während dem Wohnteil an der südöstlichen
Traufseite erst in neuerer Zeit ein Wintergarten-
vorbau angefügt wurde. Die Denkmalgruppe
schließt die Hofanlage Alte Schulstraße 9 auf
der gegenüberliegenden Straßenseite, die
ebenfalls nach dem Brand von 1865 neuerrich-
tet wurde, mit ein. Wie Nr. 6 ist auch dieser Hof
als Dreiseitanlage errichtet, wobei das zweige-
schossige, erneuerte Fachwerkwohnhaus hier
an der Straße liegt und die stark veränderten
Wirtschaftsgebäude die Hoffläche umschließen.


Dorfe Geitelde

Amte Wolfeiibtittd

Projeclion

Geitelde, Ortsplan, 1847 (Amt für Agrarstruktur Braunschweig)

Geitelde, Luftaufnahme (Stadtvermessungsamt Braunschweig)


Zu der nur noch in Bruchstücken überkomme-
nen Originalsubstanz auf der Hofanlage zählt
auch die schmiedeeiserne Einfriedung, die mit
Einfahrtstor, Fußgängerpforte und Gartenzaun
den Hofraum vom Straßenraum trennt.
Im Zentrum des Dorfes liegt die Hofanlage Am
Markt 5. Sie ist vor allem wegen der Größe ihrer
Wirtschaftsgebäude ortsbildprägend. Auch auf
dieser um 1866 erbauten Anlage liegt das
Wohnhaus in der Tiefe des Hofraumes, der auf
beiden Seiten von einer langgestreckten Fach-
werkscheune und einem mehrfach umgebauten
Stallgebäude in Ziegel begrenzt wird. Die ganze
Hofanlage wird mit einer Ziegelmauer eingefrie-
det. Das mit Mittelrisalit, Zwerchhhaus und
symmetrischer Fensteranordnung großzügig
strukturierte zweigeschossige Wohnhaus
scheint unter seiner allseitigen Plattenverklei-
dung noch viel Originalsubstanz zu besitzen.
Noch aus der Zeit vor dem Ortsbrand stammt
das Gasthaus Alte Schulstraße 16 am Südrand
des Ortskernes. Das um 1820 errichtete Fach-
werkhaus mit schieferverkleidetem Oberge-
schoß und mittigem Zwerchhaus lag ursprüng-
lich direkt an der Straße nach Lehre. Ein eben-
falls als Fachwerkbau errichteter Festsaal mit
Verbindungsbau zum Hauptgebäude ist im
Nordosten stumpfwinklig angebaut und stammt
aus dem Ende des 19.Jh. Der Gebäudekom-
plex markiert auch heute noch von der Bundes-
straße her den Ortseingang und gehört als Ge-
bäudetypus - Gasthaus mit Saalbau - zu einer
selten gewordenen Architekturgattung.

BRAUNSCHWEIG - GEITELDE
Der Ort Geitelde, ca. acht Kilometer südwest-
lich des Braunschweiger Stadtzentrums gele-
gen, gehörte bis zu seiner Eingemeindung im
Jahre 1974 zum Landkreis Wolfenbüttel.
Geitelde wird um 800 erstmals im Güterver-
zeichnis des Klosters Fulda erwähnt; der Ort
wurde Pfarrdorf und entwickelte im Laufe des
Mittelalters seine haufenförmige Gestalt, zu bei-
den Seiten der „Wasche“, einem Quellbach, der
nördlich des Ortes am Geitelder Berg ent-
springt. Geitelde hatte bis in das 20.Jh. hinein
seinen dörflichen Charakter bewahrt; es ist auf
allen vier Seiten von Ackerland umgeben mit
Ausnahme des nicht sehr großen Geitelder Hol-
zes, das sich im Nordosten dicht an den Ort
heranschiebt. 1798 hatte Geitelde sechs Acker-
höfe, drei Halbspänner, 27 Kotsassen und ei-
nen Brinksitzer. Die Industriealisierungphase
des 19.Jh. veränderte die Bevölkerungsstruktur
Geiteldes zunächst nur wenig, da seine Lage
abseits der Hauptverkehrswege und seine rela-
tiv große Entfernung zum Braunschweiger
Stadtzentrum eine frühe Verstädterung verhin-
derten. Erst mit der 1939 erfolgten Gründung
der Reichswerke Hermann Göring im nahen
Salzgitter, wodurch die Ortschaft ein Drittel ihrer
Agrarfläche verlor, änderte sich auch ihr Sozial-
gefüge durch Abwanderung vieler Bewohner in
die Industrie.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand im Nor-
den und Osten des Dorfes eine größere Zahl
von Einfamlienhäusern, während das Dorfzen-
trum weitgehend von strukturellen Veränderun-

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