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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0229

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teldach, das im Osten als Walmdach ab-
schließt. Der quadratische Westturm mit spitz-
bogigen Archivoltenzügen über tiefem Ein-
gangsportal ist nur im Erdgeschoß verputzt,
darüber ist er in unverputztem Bruchsteinmau-
erwerk aufgeführt. Über einer Rosette verjüngt
sich der Turm allseitig für den Umgang in
Firsthöhe des Schiffes, hat hier hohe, spitzbogi-
ge Schallöffnungen und endet in einem Zinnen-
kranz, hinter dem ein hoher Helm aufragt. Das
Schiff ist mit sieben lanzettförmigen Fenster-
achsen angelegt, wobei das östliche jeweils auf
eine kreisrunde und eine mit Eselsrückensturz
ausgeführte Öffnung reduziert ist. Eckpilaster
tragen oberhalb des Traufgesimses kleine Pyra-
midenaufsätze. Das Innere ist in der Form einer
Hallenkirche angelegt: das breite Mittelschiff
überspannt eine hölzerne Wölbung im Schnitt
eines Tudorbogens auf je vier schlanken Holz-
pfeilern, flankiert von flachgedeckten Seiten-
schiffen, in denen Holzemporen eingezogen
sind. Die gesamte Innenausstattung ist der
englischen Tudorgotik nachempfunden.
Für den Bau des Pfarrhauses war die Gemein-
de gefordert, die nötigen Mittel selbst aufzubrin-
gen. Es liegt östlich der Kirche (Kirchbergstra-
ße 2) und umfaßt auch die winkelförmig zu-
sammengebauten Nebengebäude Stall und
Scheune unmittelbar an der Kirchstraße. Noch
bis in das 19.Jh. war ein Pfarrhaushalt landwirt-
schaftlich ausgerichtet. Nach einem Bericht von
1760 war der Vorgängerbau an gleicher Stelle
einsturzgefährdet, so daß 1781 das heutige
Pfarrhaus aus Gemeindemitteln errichtet wurde.
Ursprünglich hatte dieses im Westteil Stall und

Futterkammer im Erdgeschoß und darüber Fut-
ter- und Getreideboden. Die zugehörigen Ne-
bengebäude wurden erst 1847 erneuert. Beim
Einbau eines Gemeindesaales 1955 ersetzte
man im südöstlichen Gebäudeteil die Holzkon-
struktion durch Eisenträger. Heute zeigt sich
das Pfarrhaus als zweigeschossiger Fachwerk-
bau auf hohem Kellersockel aus Bruchsteinen
mit einem außermittigen Eingang auf der Nord-
seite und kleinem Zwerchgiebel auf der Garten-
seite. An den Giebelseiten sind die Strukturen
durch neueren Ziegelbehang verdeckt; das
Krüppelwalmdach hat noch eine alte Krempzie-
geldeckung.
Der Kirche fiel nach der ersten allgemeinen
Schulordnung des Fürstentums Wolfenbüttel
von 1534 die Aufgabe zu, neben dem Kirchen-
dienst auch die Kinder zu unterrichten. Aber
erst ab 1651 - nach einer neuen Schulordnung
des Herzog August - dürfte es in Ölper dazu
gekommen sein, daß dafür auch die räumlichen
Voraussetzungen geschaffen wurden.
Auf dem Grundstück mit der alten Assekuranz-
nummer 15, gegenüber der Kirche, wurde 1615
das „Opferhaus“ (Küsterei) errichtet und 1697
mit Mitteln der Kirche zur Schule erweitert und
bis 1834 als solche genutzt (Dorfstraße 5). Der
zunehmende Verfall machte 1835 einen Neu-
bau notwendig: das heutige Gebäude, das
noch bis 1955 als Schule diente und 1957 zu
Wohnzwecken umgebaut wurde. Es behielt
auch nach einer Renovierung 1987 nahezu sein
ursprüngliches Aussehen eines zweigeschossi-
gen Fachwerkbaues in Stockwerkbauweise,

der, teilunterkellert, auf einem niedrigen Stein-
sockel ruht. Die Ziegelausfachung wurde ver-
putzt.
Zu den Sakralbauten auf Kirchenland gehört
auch die ehemalige Friedhofskapelle (Papen-
kamp). Nachdem ab 1826 die Gemeinde ihre
Verstorbenen auf dem Pfarrland oberhalb der
Okeraue bestattete und vom ehemaligen Fried-
hof unmittelbar an der Kirche die Grabsteine als
Bodenplatten für die 1842 neu errichtete Kirche
nutzte, wurde 1864 aus Gemeindemitteln auf
dem Papenkamp ein kleiner einschiffiger Bau
aus roten Ziegeln mit niedrigem Steinsockel als
Totenhaus erstellt, dessen Eingangstor die Tu-
dorbogenform des Kirchenbaues wiederholt.
Die Giebelwände schließen mit gemauerten
Treppengiebeln ab.
In einem rein bäuerlichen Dorf hatten auch die
handwerklichen Berufe zumeist ihr Auskommen
mit kleinen landwirtschaftlichen Betrieben für
den Eigenbedarf. Lohnarbeiter wohnten als
Häuslinge zur Miete auf den Höfen, 1818 waren
dies 22, 1839 bereits 35 - ohne eigene Haus-
stelle und Land. Die Mitte des 19.Jh. einsetzen-
de Industrialisierung erforderte die Unterbrin-
gung weiterer „Personen der arbeitenden Klas-
se“, wie die Häuslinge und Fabrikarbeiter
genannt wurden. Die Gemeinde Ölper, die ab
1850 der Kreisdirektion Braunschweig unter-
stand, siedelte diese an der Celler Heerstraße
an.
Zur Unterbringung mehrerer Häuslingsfamilien
errichtete sie 1860 an der Ostseite der Celler

Ölper, Kirchbergstr. 2, Pfarrhof


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