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Albrecht, Heike [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0181
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wärts führende, locker bebaute Feldwege er-
weitert wurde, war bereits Mitte des 18.Jh. voll
ausgeprägt. Seit 1945 hat die Bebauung des
Mühlenweges und der Twielenflether Chaussee
im südlichen Abschnitt zu einer weiteren Zersie-
delung des seit jeher auseinandergezogenen
Dorfes geführt.
Bestimmendes Element in der Ortssilhouette ist
die hoch gestellte Mühle VENTI AMICA, hinter
der die abseits, inmitten von Obstbäumen gele-
gene Ev. Kirche St. Marien zurücktritt. Ihre
denkmalwerte Umgebung umfaßt den Kirchhof
mit einer Reihe qualitätvoller Grabsteine (Hör-
ne).
Über die Zeit der Kirchengründung ist nichts
bekannt, ebenso wenig gibt es genauere Anga-
ben über frühere Standorte, die im heutigen
Außendeichsgelände vermutet werden. Denn
gerade in Twielenfleth gab es im 14. und 15.
Jh., aber auch im 18.Jh., hier vor allem 1756,
durch Sturmfluten große Landverluste, die im
einzelnen aber nicht mehr exakt nachzuvollzie-
hen sind.
Eine erste Kirche auf dem heutigen Standort
wurde 1604-06 errichtet und 1792 erneuert;
doch bereits 1819 wurde auf den alten Funda-
menten das heutige Gebäude als einschiffiger
Fachwerkbau ohne Riegel mit Backsteinausfa-
chungen hochgezogen. Er schließt mit einem
pfannengedeckten, über der Apsis gewalmten
Dach ab. In die Langseiten sind je fünf, im 5/12
Ostabschluß drei Rundbogenfenster mit Holz-
sprossen eingesetzt. Der holzverschalte recht-
eckige Westturm, dessen hoher Achteckhelm
eine Schindeldeckung trägt, ist 1615 errichtet
worden.
Der schlichte, verputzte Innenraum wird von ei-
ner verschalten Segmenttonne überspannt,
welche von zwei Längsunterzügen auf Kopf-
bändern getragen wird. Zu den bemerkenswer-
ten Ausstattungsstücken gehört das gotische
Flügelretabel vom Ende des 15.Jh. Sein dreitei-
liger Mittelschrein ist 1820 erneuert worden,
das Abendmahlsgemälde der Predella ent-
stammt der 2. Hälfte des 18.Jh. Kanzel und
Taufe sind 1603 bzw. 1606 datiert. Gleichzeitig
mit der Empore ist 1860 die Orgel, ein Werk
Philipp Furtwänglers, eingebaut worden.
Der historische Baubestand ist, da insbesonde-
re für den Neubau des Elbdeichs um 1970
zahlreiche Gebäude abgerissen wurden, stark
reduziert und auch in fast allen Fällen sehr ver-
ändert worden.
Erhalten blieb lediglich eine denkmalwerte Hof-
anlage (Am Deich 31), die sich vom Elbdeich,
wo eine im 18.Jh. erbaute und 1959 erneuerte
Altländer Pforte den Eingang markiert, bis zum
südlichen Mühlenweg erstreckt. In einer für das
Alte Land atypischen Weise sind hier in deutli-
chem Abstand zur Straße zwei Hallenhäuser
mit ihren zum Deich orientierten Wirtschaftsgie-
beln in eine Flucht parallel gestellt und durch ei-
nen jüngeren traufständigen Querbau verbun-
den. Beide Bauten zeigen eine gleichmäßige
schmucklose Fachwerkkonstruktion mit hoch-
rechteckigen Gefachen und symmetrisch ange-
ordneten Fenstern, hinter der sich offenbar älte-
re Innengerüste verbergen. So geben inschrift-

Twielenfleth, Hörne, Kirche, Grundriß (1934)


Twielenfleth, Hörne, Kirche, von Südosten


Twielenfleth, Hörne, Kirche, Innenraum


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