Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0190
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
besonderem Interesse ist die um 1600 entstan-
dene ehemalige Wassermühle, ein Zweistän-
derbau mit Resten von Lehmausfachungen,
dessen dammseitige Kübbung nachträglich
entfernt worden ist. Merkmale der frühen Bau-
zeit sind u.a. K-Verstrebungen sowie die
Fußwinkelhölzer in dem giebelseitig vorkragen-
den Obergeschoß, das von schlichten, kräfti-
gen Knaggen gestützt wird (Gut Daudieck
Nr. 4).
Als weitere Bestandteile der Gruppe sind zwei
giebelständig ausgerichtete Wohnhäuser in
Vierständerkonstruktion mit pfannengedeckten
Krüppelwalmdächern zu nennen, von denen
das wohl um 1800 errichtete Gutshaus zugleich
den Rang eines Einzeldenkmals einnimmt. Hier
deutet die Gestaltung des zweifach auf ge-
schweiften Balkenköpfen vorkragenden Giebels
mit dekorativem Fachwerk (u.a. „Mann“-Stre-
ben) und einer vorgestellten Holzveranda auf ei-
ne Modernisierung um 1900 (Nr. 1). Das be-

nachbarte Wohnhaus Nr. 2 mit nur einer Gie-
belvorkragung kann in die Mitte des 19.Jh. da-
tiert werden.
Die oberhalb der Teiche befindliche ehemalige
Gutsschäferei ist heute von einem ausgedehn-
ten Laubwald umgeben, denn um 1850 ist die
seinerzeit vorhandene Heidelandschaft aufge-
forstet worden. Der wohl Mitte des 19.Jh. ent-
standene Zweiständerbau unter reetgedecktem
Walmdach hat als Ferienhaus eine neue Nut-
zung erhalten (Schäferberg).

HORNEBURG - HORST

In dem am östlichen Ausläufer des Rüstjer
Forstes gelegenen Gut Horst war ursprünglich
ebenfalls eine Schäferei untergebracht, die zu
einem weiteren Horneburger Gut gehörte. Nach
der Aufforstung des Rüstjer Forsts ab Mitte
letzten Jahrhunderts diente Horst auch als
Jagdhaus.

Daudieck, Luftaufnahme (Foto Rihse-Menck)


Daudieck, Gut Daudieck Nr. 4, Wassermühle, um 1600


Als nach 1945 die Familie von Düring ihren
Wohnsitz vom Horneburger Marschdamm hier-
her verlegte, war der letzte Burgmannensitz in
der ehemaligen Vorburg aufgegeben worden.
Der frühere Pferdestall des Horneburger Gutes
wurde in Horst als Wohnhaus neu errichtet und
durch mehrere Stallgebäude des 19.Jh. zu ei-
ner Hofanlage ergänzt.
Denkmalpflegerisches Interesse kann jedoch le-
diglich das ehemalige Gutsförsterhaus von
1883 beanspruchen, ein kleiner dreiachsiger
Backsteinbau mit Falzziegeldeckung (Gut
Horst).

JORK

Die Gemeinde Jork umfaßt den gesamten östli-
chen, zu Niedersachsen gehörenden Teil des
Alten Landes. Ihr Gebiet begleitet auf einer Län-
ge von gut zehn Kilometern die Elbe und er-
streckt sich rund fünf Kilometer landeinwärts.
Im Osten reicht sie bis über die Este hinaus und
grenzt an die Hansestadt Hamburg bzw. den
Landkreis Harburg.
Ihre Erschließung erfolgt in Ost-West Richtung
durch die Landesstraße 140 von Hamburg
nach Stade. Die hierzu rechtwinklig verlaufende
Kreisstraße 26 schafft eine Verbindung von der
nördlichen Elbe (Borstel) über Jork und La-
dekop zum südlichen Geestrand.
Die Einheitsgemeinde mit heute rund 11.000
Einwohnern entstand 1972 als Zusammen-
schluß der Gemeinden Jork, Borstel und La-
dekop sowie den Estegemeinden Estebrügge,
Hove, Königreich und Moorende. Für die Vor-
stellung des Denkmalbestandes wurde gleich-
falls diese Abfolge gewählt.
Die erste urkundliche Nennung des Namen
Jork ist für das Jahr 1221 belegt, als der Verde-
ner Bischof Iso (1205-1231) dem von ihm ge-
stifteten Andreaskloster den Zehnten des Ortes
Majork überließ.
Die Besiedlung Jorks mit zunächst etwa 25 Fa-
milien war in der 2. Hälfte des 12.Jh. als plan-
mäßige Anlage erfolgt. Die Höfe waren anfangs
wohl vornehmlich auf der Südseite des ost-
west gerichteten Siedlungsstrichs am Kopfende
der etwa zwei Kilometer langen, bis nach La-
dekop reichenden Grundstückshufen plaziert.
Nur im heutigen Osterjork bot die weit nach
Norden vorgeschobene Gemarkungsgrenze
Platz für eine zweizeilige Anordnung.
Am Schnittpunkt dieser Marschhufenreihe mit
der nord-süd verlaufenden Jorker Hauptwet-
tern, der ehemaligen Zester, entwickelte sich
der eigentliche Ortskern, wobei die Kirche den
südöstlichen und die Doppelhufe des Herren-
hofes den nordöstlichen Winkel der Kreuzung
einnahm. Die westliche Seite schließlich war mit
dem sog. „Verdener Hof“ des Andreasklosters
besetzt, dessen Ländereien ebenfalls zwei Huf-
en umfaßten. Eine Verdichtung der Wohnstät-
ten ist um die Kirche herum festzustellen, wo
sich Handwerker, Schiffer und Händler auf Bau-
plätzen der Kirche und des Verdener Hofes nie-
derließen.
Begünstigt durch die zentrale Lage entwickelte
sich Jork bereits frühzeitig zum Hauptort des

186
 
Annotationen