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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0192
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se wie den wenige Jahre zuvor in Borstel ent-
standenen Wehrtschen Hof, als T-förmige Anla-
ge ausführen.
Sie ist aus einem traufständigen zweigeschossi-
gen Herrenhaus und einem östlich anschließen-
den Fachhallenhaus von ehemals 30 Meter
Länge zusammengefügt. Von den wiederholten
Umbauten hat besonders der des Mittelteils
1783 deutliche Spuren hinterlassen. Seinerzeit
sind wohl die Obergeschoßwände des Südflü-
gels erhöht worden, auch der kleine Erker so-
wie der darüberliegende Giebel in der asymme-
trisch gestalteten Westwand werden dieser
Bauzeit zugeschrieben. Diese unmittelbar an
den von einer Findlingsmauer eingefaßten Lauf
der Jorker Hauptwettern grenzende Fassade ist
besonders repräsentativ gestaltet. Über eine
kleine Treppe und die zweiflügelige Eingangstür
gelangte man direkt in die untere Treppenhalle.
Sie ist ebenso wie die obere Treppenhalle und
eine jetzt als Trauzimmer genutzte Stube mit
spätbarocken Stuckdecken ausgestattet.

Zwischen 1974 und 1980 ist der Bau grundle-
gend restauriert und zum Rathaus für die Ein-
heitsgemeinde Jork umgenutzt worden. Im Zu-
ge der Bauarbeiten wurde der gesamte Ostflü-
gel neu aufgeführt und um zehn Meter verkürzt.
Dabei wurde der einst schlicht ausgeführte
Wirtschaftsgiebel durch einen dreifach auf profi-
lierten Knaggen vorkragenden Wohngiebel ei-
nes abgebrochenen Jorker Hallenhauses er-
setzt. Allerdings ist hier anstelle der originär vor-
handen gewesenen Brauttür von 1823, die jetzt
als nördliche Eingangstür des Rathauses ihren
Platz fand, ein Dielentor eingesetzt worden. Ein
Relikt des alten Wirtschaftsgiebels ist der in-
schriftlich auf 1783 datierte Torholm, welcher
die Wappenkartusche der Familie von Haren/
Wilkens trägt.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist
das zweigeschossige giebelständige Wohn-
und Geschäftshaus Am Gräfengericht 7 als
einziges Relikt einer ehemals sieben Gebäude

Jork, Bürgerei, Blick von Westen


Jork, Bürgerei, Blick von Osten


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umfassenden Zeile der westlichen Straßen-
raumbegrenzung überkommen (erb. wohl 2.
Hälfte 19.Jh.).

Bürgerei
Bürgerei bezeichnet das seit dem letzten
Straßenausbau abgehängte und weitgehend
verkehrsberuhigte Teilstück der Durchgangs-
straße. An ihrem gewundenen Verlauf reihen
sich mehrere Fachwerkbauten auf, deren Ent-
stehung zum Teil bis in das 17.Jh. zurückreicht
und die durch ihre Vor- und Rücksprünge den
Straßenraum abwechslungsreich gestalten.
Wirkungsvoll in die Blickachse der alten Durch-
gangsstraße ist das frühere Gerichtshaus Bür-
gerei 7 gestellt, dessen Erbauung auf die Zeit
um 1659 zurückgeht, als Jork Gerichts- und
Verwaltungssitz des Alten Landes geworden
war. Hier tagten sowohl das höchste Gericht als

Jork, Bürgerei 6, Ostgiebel


Jork, Bürgerei 7, von Südosten
 
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