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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0215
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worden, denn sie zeigt das gleiche zierliche
Stichgebälk wie die 1828 in Vierständerbau-
weise aufgeführte Großkate Nr. 35.
Vergleichbare Giebelkonstruktionen mit je vier
Vorkragungen treten auch an den beiden
mächtigen, reetgedeckten Vierständerbauten
Groß Hove 2 und Domänenweg 5 (erb. 1834)
auf. Ihr gleichmäßiges Fachwerkgefüge wird le-
diglich durch einzelne Streben aufgelockert, die
bei dem erstgenannten im Wirtschaftsgiebel,
bei letzterem im straßenseitigen Wohnteil einge-
fügt wurden. Dieser auch Seehof genannten
ehemaligen Königs- und Staatsdomäne kommt
durch ihre exponierte Lage unmittelbar an der
Landesgrenze eine landschaftsprägende Be-
deutung zu.
Abweichend von der vorherrschenden giebel-
ständigen Anordnung ist das siebenachsige
Fachwerkhaus Groß Hove 12 traufständig zur
Straße gestellt. Für das mit einem pfannenge-
deckten Krüppelwalmdach abschließende Ge-
bäude ist aufgrund der zuvor mehrfach be-
schriebenen Konstruktionsweise ebenfalls eine
Erbauung in der 1. Hälfte des 19.Jh. anzuneh-
men.
Eine ausgewogen gestaltete Putzfassade mit
neoromanischen Schmuckformen und Rundbo-
genfenstern ziert den Straßengiebel von Groß
Hove 88. Dieses wohl im späten 17. oder
frühen 18,Jh. entstandene Hallenhaus, das im
gewalmten Wirtschaftsgiebel Verstrebungsfigu-
ren in „Mann“-Form aufweist, wird seit einer
Umgestaltung des Wohnteils 1879 durch einen
rundbogigen Säuleneingang erschlossen.
Zuletzt seien noch zwei reetgedeckte Katen
des 18.Jh. (Nm. 150 und 172, dat. 1733) vor-
gestellt, deren Giebel mit Vorkragungen auf ein-
fachen unverzierten Knaggen unmittelbar an
den Deich grenzen, denn ungewöhnlicherweise
wird die Straße in diesem nördlichen Abschnitt
vor dem Deich geführt, so daß sie bis zum Bau
eines ersten Estesperrwerks 1959 hochwasser-
gefährdet war.

JORK - KÖNIGREICH

Der seit 1335 überlieferte Name des Deichhuf-
endorfes Königreich nördlich von Estebrügge
leitet sich möglicherweise von der Königsstraße
ab, die auf dem westlichen Esteufer verlief und
Buxtehude mit dem Fährort Cranz verband.
Die im 14.Jh. gebildete Königreicher Haupt-
mannschaft erstreckte sich vom Estebrügger
Steindamm bis an das nördliche Dorf Leeswig
und bezog auch Klein Hove auf dem rechten
Esteufer mit ein. Aus Anlaß der politischen Um-
organisation im Jahre 1879 mußte Königreich
den Teil südlich der Hinterstraße an die neuge-
bildete Gemeinde Estebrügge und seinen östli-
chen Teil an die neugegründete Gemeinde Ho-
ve abgeben, erhielt aber gleichzeitig das nördli-
che Dorf Leeswig hinzu.
Schon wenige Jahre zuvor, 1873, war für den
Ausbau der Altländer Durchgangsstraße von

Stade über Jork nach Francop in Königreich ein
zweiter Esteübergang geschaffen worden, wo-
durch letztlich auch der Ort eine größere Be-
deutung erhielt. Rechtwinklig zu dieser Landes-
straße 140 verläuft die alte deichparallele Er-
schließungsachse des Ortes. Während ihr
südliches Teilstück, die Estebrügger Straße,
den Deich unmittelbar begleitet, gab es an der
nördlichen Königreicher Straße offenbar keinen
direkt am Deichfuß geführten Weg, denn hier
wurden die Höfe seit jeher über einen Weg er-
schlossen, der parallel zum Estedeich in einem
Abstand von maximal 250 Metern entlang den
Wirtschaftsteilen der Häuser verläuft.
Ein zweiter Erschließungsweg, der im 18.Jh.
bereits mit sechs Hofstellen besetzt war, ist die
Hinterstraße, ein bogig geführtes Anhängsel der
Estebrügger Straße. Heute ist er im nördlichen
Teil, der Buxtehuder Straße, zur Kreisstraße 39
ausgebaut und leitet in die Estebrügger Orts-
umgehung über.

Königreich, Königreicher Straße 88, Wohnwirtschaftsgebäude



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