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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0233
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das nördliche, Hohenfelde das zwischen den
beiden Lühebrücken gelegene mittlere Teilstück
und Dorfstraße den südlichen Bereich, in dem
auch die Kirche angesiedelt ist.

Ev. Kirche St. Bartholomäus
Auf einer dreiseitig von Gräben umschlossenen
Wurf steht die langgestreckte, mächtige Back-
steinkirche mit flachem, polygonalem Ostab-
schluß, die in ihren ältesten Teilen wohl auf das
13.Jh. zurückgeht (Dorfstraße). In spätgoti-
scher Zeit erfolgte eine Backsteinummantelung
des wohl ursprünglichen Feldsteinbaus mit
gleichzeitiger Erhöhung der Chorpartie. Diese
wurde bei einem zweiten großen Umbau 1749
unter Leitung des Baumeisters Christian Goetze
aus „Rohtenburg“ zurückgebaut und das Bau-
werk mit einer einheitlichen Trauflinie versehen;
dennoch heben sich der westliche und östliche
Kirchenteil bis heute durch unterschiedliche Ge-
simsgestaltungen voneinander ab. Das ab-
schließende hohe und steile Pfannendach mit
östlichem Walm wird von einem kleinen
Dachreiter bekrönt. Für den holzverkleideten,
quadratischen Westturm ist das Baujahr 1721
anzunehmen. Seine ehemals hohe Spitze ist
nach einem Sturmschaden 1837 nicht wieder-
errichtet worden, so daß der Bau jetzt mit ei-
nem flachen Zeltdach abschließt.
Zwischen den gliedernden Strebepfeilern des
Kirchenschiffs sind größtenteils in zweifach ge-
stuften Laibungen dreigeteilte Fenster angeord-
net, die im Langhaus spitzbogig, in der Apsis
rundbogig ausgeführt sind. In jeweils zwei Ab-
schnitten jeder Traufseite sind Fachwerkbauten
als Zugang zu den Emporen nachträglich ange-
fügt worden.
Den Innenraum mit verputzten, weiß gestriche-
nen Feldsteinwänden überspannt seit 1749 ei-
ne segmentbogige, ebenfalls verputzte Bretter-
tonne anstelle des spätgotischen Gewölbes.
Beherrschendes Element der Ausstattung ist
der beidseitig von Chorpriechen hinterfangene
Kanzelaltar in schlanken Proportionen. Er wur-
de 1800/02 unter Verwendung eines Abend-
mahlreliefs und zweier Engelsfiguren des alten
Altars von 1651 geschaffen und zeigt große
Ähnlichkeit mit dem Steinkirchener Altar von
1784/86, der ebenfalls ein Werk des Tischlers
Claus Christoph Bülkau ist.
Den westlichen Raumabschluß bildet eine Dop-
pelempore mit einer fast die gesamte Breite
einnehmenden Orgel, welche 1750-53 von
dem Glückstädter Orgelbauer Johann Matthias
Schreiber erbaut wurde. An den Langhaussei-
ten befinden sich auf schlanken Eisenstützen
insgesamt drei Priechen. Die südliche des Grä-
ten Johann Rolff ist besonders reich ge-
schmückt und wohl um 1650 entstanden, die
beiden anderen werden der Zeit um 1760 zu-
geordnet. Bemerkenswert sind weiterhin ein ro-
manischer Taufstein aus Granit in konischer, un-
regelmäßiger Form, ein Kruzifix (Ende 15.Jh.)
und eine Kreuzigungsgruppe (15.Jh.).
Aus den überwiegend modernisierten und er-
neuerten Gebäuden der östlichen straßenbe-
gleitenden Bebauung in der Dorfstraße ragt die
zu Wohnraum ausgebaute, ehemalige Obst-

scheune Nr. 148a heraus. Sie zeichnet sich
durch ein gleichmäßiges Fachwerkgefüge unter
dem reetgedeckten, als Halbwalm ausgebilde-
ten Dach aus und zeigt in beiden Giebeln kräfti-
ge, asymmetrisch angeordnete Hauptständer
mit je zwei Kopfbändern (erb. wohl um 1800).
Ein anderes Bild vermittelt die Deichbebauung
mit einer Reihe denkmalwerter Bauten, die wohl
überwiegend dem 19.Jh. zuzuordnen sind. Eine
Ausnahme bildet die giebelständige Kate Dorf-
straße 141. Ihre kräftig ausgebildeten Vorkra-
gungen ruhen auf profilierten Knaggen und ein-
gezapften Balkenköpfen, eine Konstruktions-
weise, die vor allem im 17. und 18.Jh. auftritt.
Im übrigen dominieren traufständige, meist fünf-
achsige Bauten mit Zwerchhaus über dem mit-
tigen Eingang, die trotz ihrer unterschiedlichen
Baujahre ein geschlossenes Bild rund um die
Kirche ergeben. Erwähnenswerte Beispiele sind
der Fachwerkbau Nr. 137 mit einer reich ver-
zierten zweiflügeligen Tür (erb. wohl 1. Hälfte

19.Jh.), der 1896 errichtete Backsteinbau
Nr. 140, welcher durch Putzgliederungen in der
Straßenfassade besonders betont wird, und
der Backsteinbau Nr. 121 von 1937. Er greift im
Zwerchgiebel die historischen Schmuckformen
des Alten Landes auf und zeigt Heimatverbun-
denheit.
Besondere straßenraumprägende Wirkung be-
sitzt der ebenfalls traufständig plazierte Gasthof
mit Saalanbau schräg gegenüber der Kirche.
Seine langgestreckte Straßenansicht, die mit ei-
nem schiefergedeckten Satteldach abschließt,
wird durch ein außermittiges Zwerchhaus ge-
gliedert. Die regelmäßige Fachwerkkonstruktion
ist ebenso wie die Ausbildung des Ostgiebels
mit zwei Vorkragungen auf zierlichen Stichbal-
ken ein Hinweis auf eine Erbauung Mitte des
19.Jh. (Dorfstraße 128).
In dem nördlich der Lühebrücke als Hohenfelde
fortgeführten Straßenzug ist die Deichreihe

Mittelnkirchen, Dorfstraße 148a, ehern. Obstscheune, wohl um 1800


Mittelnkirchen, Dorfstraße 141, Kate


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