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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0103

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Photochemische Studien der Naturforscher des 17. Jahrhunderts usw. 79

bleichen, wenn man sie wechselweise netzt und an der Sonne trocknet.
Sind sie sodann weiß und bleiben sie lange unbeleuchtet an der Luft,
so werden sie gelb“1).

Im Jahre 1707 hatte der königliche Leibarzt Lemery (*1677,
t 1743) die Aufmerksamkeit auf die Kristallvegetationen
aus Salzlösungen im allgemeinen gerichtet2). Petit bemerkte
1722, daß die Auflösungen von Kalisalpeter und Salmiak im Sonnen-
schein schönere Vegetationen gaben als im Schatten3).

Im Jahre 1725 erfand der russische Großkanzler und spätere
Feldmarschall Graf Bestuscheff (* 1693, f 1766) seine „Tinctura
tonico-nervina“, bei deren Darstellung er die Mitwirkung des Lich-
tes in Anspruch nahm. Es war dies ein früher sehr geschätzteis
Arzneimittel und wurde in Rußland als Geheimmittel um so teurer
verkauft, weil man die Flüssigkeit für goldhaltig hielt; später kam
die Vorschrift durch einen Laboranten an Lamotte, der die Kom-
position in Frankreich verkaufte (deshalb auch Lamotte sehe Gold-
tropfen genannt). Die russische Kaiserin Katharina kaufte später
den Erben Bestuscheffs das Geheimnis ab und ließ die Bereitung
der Eisentinktur bekannt machen. (Näheres über die Geschichte
dieses Präparates s. Trommsdorffs Journal der Pharmazie, 1881,
S. 60, und Kerner, Annalen der Chemie und Pharmazie, XXIX,
S. 68.) Bestuscheffs Originalvorschrift bestand darin, daß er
das aus Schwefelkies, Roßschwefel und Quecksilbersublimat weit-
läufig bereitete sublimierte Eisenchlorid an der Luft zerfließen ließ
und in dem vierfachen Gewicht Alkohol löste. Diese tiefgelbe Lösung
wurde in verschlossenen Flaschen dem Sonnenlichte ausgesetzt, bis
sie weiß wurde. (Reduktion des Eisenchlorids zu Chlorür.) Es war
auch damals schon bekannt, daß der im Lichte entfärbte Liquor sich
im Dunkeln bei Luftzutritt wieder goldgelb färbt (s. S. 136).

Bestuscheff fand also nicht nur als Erster die Lichtemp-
findlichkeit der Eisensalze und beobachtete die Reduktion
derselben vom Ferri- zum Ferrosalz, sondern er beobachtete auch,
daß er eine Art Lichtreaktion vor sich hatte, welche nachher im
Dunkeln wieder (bis zu einem gewissen Grade) rückgängig wurde.

1) Ibid. XXXVI, S. 284.

2) Lemery, Histoire de l’Academie Royale des Sciences. Paris 1707. S. 299.

3) Histoire de l’Academie Royale des Sciences. Paris 1722. S. 129. Auch
C r e 11 s Chemische Annalen. II, S. 136.
 
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