Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0136

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
112

Zehntes Kapitel.

seinen „Chemischen Versuchen“ einen Leitfaden und Lehrbehelf
für Chemie zu geben, wobei er sich auf den Standpunkt der Stahl-
schen Phlogiston-Theorie stellt. Er beschreibt zunächst die Salze,
das Antimon, das Quecksilber und andere Metalle, die Säuren usw.
Er erwähnt im § 148, daß man die rohe Salpetersäure durch Auf-
lösen von etwas Silber (vom Chlorgehalte) reinigen könne, wobei sich
ein weißer Bodensatz (Chlorsilber) bildet; gießt man die klare Sal-
petersäure ab, so enthält sie (wie Schulze erwähnt) wohl etwas
Silber (Silbernitrat), ist aber dann gut geeignet zur Trennung des
Silbers vom Gold; solche Salpetersäure nennt Schulze „präzipi-
tiertes Scheidewasser“.

Im § 151 kommt Schulze auf die von ihm im Jahre 1727 ent-
deckte Lichtempfindlichkeit der Silbersalze zu sprechen, welche wir
im Wortlaute des Originals wiedergeben:

„§ 151. Wenn aufgelöset Silber auf die Haut, auf Holz und
Knochen kömmt, und an die Sonnenstrahlen geleget wird, entsteht
eine schwartze Farbe. Man kann das praecipitirte Aq. Fort (Scheide-
wasser) mit gemeinem Wasser diluieren, darnach Kreyde damit an-
machen, und den Sonnenstrahlen exponiren, so wird sich die Verände-
rung der Farbe sichtlich zeigen. Wobey zweyerley merckwürdig ist.

1. Daß es hiebey nicht auf die Wärme ankomme: dieweil auch das
stärckeste Küchen-Feuer keine Veränderung der Farbe macht.

2. Daß es die Sonnenstrahlen nicht allein denn thun, wenn sie directe
drauf fallen, sondern auch, wenn sie durch einen Spiegel, oder nur
durch eine weiße Wand drauff geworffen werden.

Dieses Experimentum scotophorum scheinet in meinen Augen
gar nachdencklich. Zum wenigsten dienet es zu einem handgreif-
liche^ Beweiß, daß das Sonnenlicht, als Licht, Wirckungen habe,
die von der Wärme independent sind: worauf meines Wissens die
Physici bisher nicht reflectiret haben.“

Die oben zitierte Stelle ist insoferne von großem Interesse, als
sie neuerlich beweist, daß Schulze die Bedeutung seiner Ent-
deckung richtig erkannt hat. Für die Prioritätsansprüche Schul-
z e s auf die Entdeckung der Lichtempfindlichkeit der Silbersalze
und die Erfindung der Photographie hat diese Stelle aus der post-
humen Publikation vom Jahre 1745 dagegen eine viel geringere Be-
deutung als die erste jOriginalmitteilung über den Scotophorus vom
Jahre 1727, weil sie nur seine frühere Entdeckung achtzehn Jahre
nach dieser bestätigte.
 
Annotationen