Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0159

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Von Priestley (1777) bis Senebier (1782), nebst einem Exkurse usw. 135

Light and Colours“ (1772), wovon eine deutsche Ausgabe 1775 erschien. — Über
Pristley s. Seite 126.

Im Jahre 1778 entdeckte er die Eigenschaft, der im Sonnenlicht stehenden
Pflanzen „unreine Luft zu verbessern“. Im allgemeinen kann man sagen, daß die
„pneumatische Chemie“ (Gas-Analyse) keinem einzelnen Forscher soviel verdankt,
wie Pristley, durch dessen Entdeckungen sie eine neue Gestalt bekam.

Seine chemischen Arbeiten trugen sehr viel zum Aufbau des chemischen Systems
des berühmten französischen Chemikers Lavoisier bei. Er schrieb auch viele
theologische Werke, die ihn in Konflikt mit den Orthodoxen brachten, denn er neigte
zum Materialismus im Seelenleben. Dies verstimmte auch seinen Gönner Lord Shel-
b u r n, der sich nach 7 jährigem Zusammenleben von ihm freundschaftlich trennte und
ihm eine j ähr liehe Leibrente von 150 Pfund aussetzte. Priestley wählte Birmingham
zu seinem Aufenthalt, wo er unter anderen auch in den Kreis des Keramikers Wedg-
wood (s. S. 176) kam, der auch durch Geldsubventionen seine Untersuchungen
förderte. Dann nahm er wieder eine Predigerstelle an, kam aber in heftige theologische
Streitigkeiten. Er sympathisierte mit der mehr und mehr ansteigenden Revolution,
und als die Franzosenfreunde in Birmingham am 14. Juli 1791 den Jahrestag der
Erstürmung der Bastille feierten, richtete sich die Parteiwut gegen Priestley. Sein
Haus, seine Bibliothek, Manuskripte und Apparate wurden eine Beute der Flammen;
er selbst rettete nur mit Mühe sein Leben. Er verließ mit seiner Familie 1794 England,
reiste nach Amerika, zunächst in die Stadt Northumberland in Pensylvanien, dann
erwarb er ein Landgut bei Philadelphia, wo er seine Studien wieder aufnahm. Er
starb daselbst am 6. Februar 1804.

Der Franzose Opoix ergänzte 1777 die älteren Angaben Du-
fays (1737) sowie Bonzius (1757) und zeigte, daß die Farb-
stoffe auf Zeugen, Bändern usw. nicht durch einfache Wirkung der
Luft ausbleichen, sondern daß das Licht die Ursache davon sei1);
er sagt ferner, das Wachs werde im Lichte gebleicht, „weil es das
Brennbare (Fhlogiston) verliere“, d. i. weil es oxydiert.

Die Ansicht, daß im Lichte ein zusammengesetztes, brennbares
Wesen enthalten sei, wurde schon im Jahre 1782 von Seile ange-
zweifelt2), jedoch wurde keine bessere Erklärung der chemischen
Wirkung des Lichtes gefunden. Sogar Lavoisier, welcher die
Bedeutung der Rolle des Lichtes in der Natur wohl erkannte und in

1) Opoix, „Observations physico-chymiques sur les couleurs“, Paris 1777;
deutsche Ausgabe: „Physikalisch-chemische Beobachtungen über die Farben“, Wien-
Leipzig 1785, S. 65. Daselbst heißt es: „Gefärbte Körper entfärben sich nach und
nach an der Luft und verlieren nach einer gewissen Zeit ihre Farbe gänzlich ....
Es läßt sich aber leicht zeigen, daß nicht die Luft die Veränderung bei gefärbten
Körpern hervorbringe: denn die Farben halten sich an einem dunklen sehr luftvollen
Orte sehr gut. . . Also zerstöret nicht die Luft, sondern das Licht die Farben.“

2) „Neue Beiträge zur Natur- und Arzneiwissenschaft“, Berlin 1782, S. 200.
(Dieses Zitat entnehme ich Ebermayers „Versuch einer Geschichte des Lichtes“,
1799, ferner Fischer, „Geschichte der Physik“, VJI. Band.)
 
Annotationen