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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0210

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186

Sechzehntes Kapitel.

handlung über das Bleichen and die Reinigung der Oele zur Oel-
malerey“ 1803, worin erwähnt ist, daß z. B. Leinöl im Sonnenschein
sich klärt und durch die Sonnenwärme noch mehr gebleicht wird.
Über spezielle Lichtwirkung ist aber nirgends etwas erwähnt, son-
dern Sonnenschein mit warmer Witterung identifiziert.

Im Jahre 1803 erfolgte ein neuerliches Eingreifen Berthol-
lets (vgl. S. 144) in der Entwicklung der Photochemie. Es erschien
Berthollets berühmtes Werk „Essay de statique chimique“,
welches 1811 in deutscher Übersetzung unter dem Titel: „Versuch
einer chemischen Statik“ von Bartholdy herausgegeben wurde.
In diesem Werke sind die chemischen Lichtwirkungen erwähnt und
neue Hypothesen zur Erklärung derselben aufgestellt.

„Der Wärmestoff unterscheidet sich“, sagt Berthollet, „da-
rum vom Lichte, daß er weit leichter ist, und auch von solchen
Körpern, welche das Licht durchlassen, verschluckt wird“ ....
„Es gibt einige chemische Verbindungen, die von der Wärme und
vom Lichte ungleiche Wirkungen zu erleiden scheinen, und die also
dazu führen möchten, beide als zwei verschiedene Stoffe zu betrach-
ten.“ Dazu führt Berthollet das Chlorwasser und die Salpeter-
säure an. — Vom gelben Blutlaugen salz sagt er, es zer-
setze sich in der Sonne unter Entwicklung von Blausäure und Aus-
scheidung eines blauen Niederschlages.

Er teilt dann neue Versuche über Chlorsilber mit. Chlorsilber,
unter Wasser dem Lichte exponiert, verlieh dem Wasser eine saure
Reaktion und enthielt Salzsäure, aber kein Chlor. Das Gas, welches
hierbei anfangs entweicht, sei nicht (wie er 1786 angegeben hatte)
Sauerstoff, sondern bloß Luft. „Meine Vermutung war also unbe-
gründet“, fährt Berthollet fort, „daß in diesem Falle der Sauer-
stoff durch die Einwirkung des Lichtes dahin bestimmt wurde, das
Metall zu verlassen und den gasförmigen Zustand wieder anzu-
nehmen“ (S. 146). Da er beim Erhitzen von geschwärztem Clor-
silber nur das Entweichen von Salzsäuredämpfen bemerkte (und kein
Chlor), so schloß er, daß „das Licht bloß die Trennung eines Teiles
der Salzsäure, die in dem salzsauren Silber gebunden ist, veranlasse
und daß Wärme allein denselben Erfolg zu bewirken scheine.“

Das Chlorsilber soll im Finstern bei vielem Luftzutritt sich
ebenso wie im Lichte schwärzen, was eine irrtümliche Beobach-
tung war1). 1

1) Die Angabe Berthollets, daß der Luftzug das Chlorsilber schwärze, soll
nach Ritter ihre Entstehung dem zufälligen Umstande verdanken, daß der Luftzug
 
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