Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0458

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
434

Siebenunddreißigstes Kapitel.

Da reifte in T a 1 b o t der Plan, ohne daß er von den analogen Be-
strebungen N i e p c e s und Daguerres Kenntnis gehabt hätte,
das Bild in der Camera obscura auf chemischem Wege zu fixieren.
Da er aus der chemischen Literatur wußte ß, daß Silbernitrat licht-

1) Diese Schilderung gibt Talbot selbst in der Vorrede seines nunmehr
äußerst selten gewordenen Werkes ,,The pencil of nature“, London 1844, das Eder
für die Bibliothek der Graph. Lehr- und Versuchsanstalt in Wien ankaufte. Die
Illustration zum „Pencil of nature“ stellte T a 1 b o t mittels seines Kalotyp-Ver-
fahrens her und kopierte die so erhaltenen Negative auf Chlorsilberpapier (s. S. 436).

Das schönste Exemplar von Talbots „Pencil of nature“ befindet sich nach den
Mitteilungen von Charles R. Gibson im Besitze der Universität Glasgow;
das Exemplar im Besitze des Britischen Museums hat sehr verblaßte Bilder —- manche
davon sind sogar ganz verschwunden. T a 1 b o t publizierte einige Jahre später ein
zweites Buch: „Lichtbilder von Schottland“ (Sun Pictures of Scotland) — ein Exem-
plar dieses Buches ist im Besitze der Bibliothek des Patentamtes in London. Dies ist
eine Sammlung von Bildern, die T a 1 b o t im Jahre 1845 angefertigt hat. Eines der
Bilder darin ist allmählich verschwunden, während die übrigen vorzüglich erhalten
sind. -— Die Reproduktionen in Abb. 112 sind hierfür ein Beleg; die Verschiedenheit
des Zustandes der Bilder ist auf die Verschiedenheit der Fixation zurückzuführen,
vielleicht spielen auch Einflüsse der Atmosphäre mit eine Rolle. (Charles R. Gibson,
a. a. 0.)

Eine Übersicht über die historische Entwicklung der Photographie
gibt G. H. Rodman in „The phot. Journ.“ 1921 S. 435; er bringt a. a. 0. Ab-
bildungen der Instrumente, deren sich Fox Talbot in Lacock Abbey bediente,
und bespricht ausführlich das Lebenswerk Talbots.

Im Jahr 1930 wurden ganz unerwartet eine größere Sammlung von Erst-
lingsphotographien von Eox Talbot im Nachlasse des Fürsten-Staatskanzlers
Metternich gefunden. Der österreichische Staatskanzler, der sich für die
Daguerreotypie sehr interessiert hatte (s. Seite 314), ließ sich auch über die im
Jänner 1839 auftauchenden Nachrichten der Erfindung von Lichtbildern durch
T a 1 b o t berichten und trat dann mit ihm in schriftlichen Verkehr. T a 1 -
bot sandte an Metternich in den Jahren 1839—1840 eine Anzahl von
Lichtpausen auf Chlorsilberpapier, nach Blättern von Pflanzen, (Farnkräuter)
Glasmalereien usw., die fixiert waren. Auch einige Keramiken sind darunter,
die vielleicht in der Kamera mit enorm langen Belichtungszeiten erhalten worden
waren. Dann folgten einige Chlorsilberkopien nach Kamerabildern, die Talbofc
mit dem von ihm erfundenen Entwicklungsverfahrens mit Jodsilber und Gallus-
säure hergestellt hatte, und zwar ein Porträt und mehrere Gebäudeaufnahmen,
die ziemlich gut erhalten geblieben sind. Die Lichtbilder Talbots sind chrono-
logisch geordnet, reichen bis 1841, aber die ältesten Kalotypien sind nach
der Erwerbung des Talbotschen englishen Patentes datiert. Diese Kollektion ruhte
viele Jahrzehnte unbekannt in der Bibliothek Metternichs, (im Metternich Palais
am Rennweg in Wien), bis ein Teil derselben (nach dem Verkaufe des Palais
Metternichs durch seine Erben) verkauft wurde. Da kamen die Photographien
Talbots mitsamt einer Anzahl von Büchern durch Kauf an den Feld-
marschalleutnant Hugo Graf (Conte) C o r t i in Wien. Sein Sohn, der ehe-
malige Offizier des österreichischen Generalstabes und Historiker Egon Graf
 
Annotationen