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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0486

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462

Neununddreißigstes Kapitel.

Stellung seiner Papierbilder benötigte er eine stundenlang© Exposi-
tion. Bilder von ihm sind heute noch erhalten und von Potonniee
in seiner „Histoire de la Photographie“ 1925, S. 206 und ff. repro-
duziert. Bayard hielt sein Verfahren damals geheim, überreichte
aber die Beschreibung am 11. November 1839 der Akademie der
Wissenschaften in Paris in einem verschlossenen Briefe. Die Bilder
selbst (die natürlich keine Porträte waren) fanden in den französischen
Zeitungen von Juli und August 1839 Anerkennung.

Erst am 24. Februar 1840 veröffentlichte Bayard sein Ver-
fahren (Comptes rendus Band I. 1840, S. 337). Es bestand darin,
daß ein am Lichte geschwärztes Chlorsilberpapier nach dem Baden
in 4°/oiger Jodkaliumlösung noch feucht in der photographischen
Kamera exponiert wird, wobei die vom Licht getroffenen Stellen aus-
gebleicht werden (Abspaltung von Jod aus dem Jodkalium und Ver-
einigung mit dem geschwärzten Silberbild); es resultiert somit, wie
man sieht-, in der Kamera ein direktes positives Bild.

Bayard und seine Freunde versuchten bei der französischen
Regierung eine Anerkennung für Bayard durchzusetzen, was aber
nicht gelang, denn sein Verfahren, so interessant es theoretisch ist,
kam in der Praxis gegenüber der Daguerreotypie nicht in Betracht. —
Am selben Tage, an dem Bayard seine Mitteilungen in der Aka-
demie veröffentlichte, machte Verignon der Akademie Mitteilung
von einem ähnlichen Prozeß und einige Tage später erinnerte Las-
sa i g n e daran, daß er ein Jahr früher den Prozeß der Akademie be-
kanntgegeben habe. Es entspann sich eine Polemik wegen der Priori-
tät dieser Erfindung. In diesen Streit griff A r a g o ein und teile in
einer Note über die Geschichte dieser Erfindung seine Feststellungen
in der Sitzung der Akademie vom 16. März 1840 mit. Er sagte, daß
die photographischen Verfahren von Verignon und Bayard sich
nicht von dem gleichen Verfahren von Lassaigne unterscheiden,
das am 10. April 1839 in der Zeitschrift ,,L’Echo du Monde savant“
angezeigt und in den „Comptes rendus“ 1840, S. 336,337, 374 und
478 beschrieben worden war. Auch der Engländer Fyfe hatte
dasselbe Verfahren in der Societe des Arts d’Edinburgh am 17. April
1839 beschrieben (Edinb. New philos. Journ. 1839. S. 144). Während
Lassaigne Chlorsilberpapier (ebenso wie Bayard) verwendete,
bediente sich Fyfe eines mit Chlorsilber oder Silberphosphat1)

1) Fyfe hatte im Jahre 1839 auch die gute Eignung des Silberphosphates
für photographische Kopierpapiere entdeckt. Er behandelte entweder Papier nach-
einander mit einer Lösung von Natriumphosphat und Silbernitrat oder bestrich das
 
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