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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0493

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Photographische Gksnegative (Niepgotypic).

4ö9

Es war ihm augenscheinlich die frühere Publikation I. I. Pohls (Wien) über
die Entdeckung der Atmographie mit Joddämpfen unbekannt geblieben;
in beiden Fällen sind die Phänomene dieselben, aber Niepce de St. Victor führte
seine Beobachtung einer praktischen Verwertungsart zu. (Über „Atmographie“
s. Bd. IV, 3, dieses Werkes: „Heliogravüre etc.“ 3. Aufl., 1922, S. 392.)

1847 machte Niepce de St. Victor seine wichtige Erfindung
der Photographie auf Glas. Im Februar 1848 brannte die
Kaserne, in der er wohnte, ab; sein Laboratorium und alle Apparate
wurden zerstört. Im Juli 1848 kam er als Kapitän in ein Dragoner-
regiment, kehrte 1849 zur „Garde Republicaine“ nach Paris zurück,
wurde für seine wissenschaftlichen Arbeiten Ritter der Ehrenlegion,
und erhielt auch einen Preis von 2000 Franken von der Societe d’en-
couragement. Er arbeitete die Asphaltmethode seines Vetters Nice-
phore Niepce aus und brachte die Stahlheliogravüre auf eine hohe
Stufe. In seinen Werken „Recherches photographiques. Suivies de
considerations par E. Chevreul avec une preface biographique et
des notes par Ernest Lacan.“ Paris 1855 und „Traite pratique de
gravure heliographique sur acier et sur verre“ Paris 1856 sind
Porträte Niepce de Saint Victors (nach seiner Methode von
R i f f a u t in Stahl geätzt) enthalten, wovon wir eines in Abb. 121 in
Autotypie reproduzieren. Dann befaßte er sich, angeregt durch
Alexander Edmond Becquerel (1848) mit Heliochromie und
mit Asphaltheliogravüre (1853—1855), wurde 1854 Chef d’escadron
und Kommandant des Louvre in Paris. Er hatte Zeit für seine Ex-
perimente und beschäftigte sich unter anderm auch mit der Photo-
graphie mit Uransalzen1). Nach Änderung des politischen Re- 1

1) Die Lichtempfindlichkeit des Uranylchlorids in alkoholischer
Lösung hatte Gehlen (1804) entdeckt (s. S. 191). Der Engländer Bur nett
erfand 1857 einen photographischen Kopierprozeß auf Papier,, das mit Uran-
nitrat getränkt war, erkannte die photochemische Reduktion der Uranylsalze
(auch weinsauren und zitronensauren Uranylsalze) zu Oxydul (Uranosalz); die Kopien
wurden u. a. durch Behandeln mit Silbernitrat oder Ferrizyankalium sichtbar gemacht
(Photogr. Kotes 1857, S. 97, s. dieses Handbuch Bd. IV, 4, „Lichtpauserei“, 3. Aufl.,
1927, S. 159). Erst später in den Jahren 1858—60 befaßte sich Niepce de
Saint Victor mit dem Uran-Kopierverfahren.

Niepce .de Saint Victor arbeitete auf dieser Grundlage photographi-
sche Kopierprozesse aus (März 1858 der französischen Akademie der Wissenschaften
überreicht), wobei er allerdings die älteren Vorarbeiten von B u r n e 11 vom Jahre
1857 vor sich hatte. Die Abhandlungen Niepce de St. Victors über die
photographische Verwendung der LT ransalze 1858—60 erschienen in den Comptes
rendus Bd. 46, S. 448, 449; Bd. 47, S. 860 und 1002; Bd. 48, S. 470; Bd. 49, S. 815;
deutsch in Dinglers Polytechn. Journal Bd. 148 S. 126; Bd. 151, S 130, 435; Bd.
156, S. 456.
 
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