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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0541

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Das Bade-Kollodium-Trockenverfahren usw.

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gibt „The Brit. Journ. of Phot.“ 1906, S. 206. Er erfand den Honig-Kollodiumprozeß
(ein Anfangsstadium des Kollodium-Trockenprozesses) und publizierte ihn am 17. Juni
1854. L y t e war Chemiker („Chemical engineer“) und war einer der ersten, welcher
auf die Gefahr des „Antichlor“ (Fixiernatron) im photographischen Karton für die
Haltbarkeit von Silberbildern aufmerksam machte. Er publizierte mannigfache
Mitteilungen über photographische Prozesse, z. B. auch die Verstärkung der Negative
mit Quecksilberchlorid und Schwefelammonium usw.

Ihm schloß sich besonders Shadbold an, der am 6. Juni 1854
in der Londoner Photographischen Gesellschaft gleichfalls den
Honig als Präservativ empfahl. Aber diese Art der Präservierung
der Kollodiumplatten war keine befriedigende, denn man erstrebte
haltbare trockene Kollodiumplatten. Diese suchten R o b i q u e t
und Duboscq (1855), dann der Abbe Desprats (1856) durch
Zusatz von Harz zu erreichen.

Das T aup en ot-Verfahren bestand darin, daß eine im Silber-
nitratbade empfindlich gemachte Kollodiumschicht gewaschen, mit
Eiweiß überzogen und getrocknet wurde. Dann mußten die Platten
nochmals in ein Silberbad gebracht und getrocknet werden; sie
hielten sich mehrere Wochen lang.

Das Kollodium-Eiweißverfahren hatte Taupe not
Ende 1855 publiziert ß und die ersten Proben im Herbste 1855
gelegentlich der Mitteilung seines Verfahrens ausgestellt; sie machten
durch ihre Schönheit viel Aufsehen. Taupe not starb in jungen
Jahren; Bilder aus seinem Nachlasse waren noch auf der Londoner
Weltausstellung 1862 '(in der photographischen Abteilung) als
Sehenswürdigkeit ausgestellt.

Das Taup en ot-Verfahren hatte sich schon um 1855 Freunde
erworben; es gab in den Händen geschickter Photographen recht
gute Resultate bei Landschaftsexkursionen, wobei man freilich viel
länger als mit den nassen Kollodiumplatten (oft mehrere Minuten)
exponieren mußte. Der Franzose A. Ferrier machte z. B. im Jahre
1857 Aufnahmen an den Schweizer Seen. Abb. 140 zeigt, die
Reproduktion einer seiner hübschen Aufnahmen des Brienzer Sees
auf Taupenotplatten. In England arbeiteten J. Mudd und J. Side-
botham u. a. mit diesem Kollodium-Eiweiß-Trockenverfahren.

Das Taupenot - Verfahren war Ende der fünfziger Jahre bis zu
Beginn der 1860er Jahre zur Landschaftsphotographie am meisten in
Gebrauch, konnte jedoch die Verwendung des nassen Kollodiumver-
fahrens nicht einschränken. Von den zahlreichen Varianten, welche 1

1) Compt. rend. 1855. Bd. 41, S. 383. — La Lumiere, 8. Sept. 1855.
 
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