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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 2): Mit 5 lithographirten Tafeln und einer illuminirten, geognostisch-bergmännischen Karte des Königreiches Griechenland — Leipzig, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.9174#0099

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SKYRO.

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Sie begraben oft noch ihre Todten in reichem venetianer
Costüm von Goldbrocat oder mit Tressen besetzt. Männer
wurden oft ihre Pistolen und Yattayane mit silbernem Griff
und Scheide mit ins Grab gegeben, auch Ringe mit antiken
geschnittnen Steinen. Vor der obern Kirche unterhalb der
ehemaligen Wohnung des franz. Consuls sind eine Menge alt-
griechische Grabstätten, in welchen Neuere, mehrere seit
wenigen Jahren begraben ruhen. Wäre nicht der Mörtel neu,
mit welchem die Deckplatten eingelegt sind, so könnte man
alte Griechen darin vermutben, auch wohl noch, wie erwähnt,
antike geschnittene Steine darin finden.

Den 17. Februar a. St. feierten die Einwohner hier den Car-
neral. Die Männer zogen mit einem, der die Zitter mit dem
Nagel oder einem spitzig zugeschnittenen Federkiel riss, in
einzelnen Gruppen herum und sangen dabei schneidend durch
die Nase, an ein Paar Plätzen tanzten sie einen einfachen
Tanz im Kreise herum, wie die Albanesen und Wallachen.
Einige kamen als Frauen verkleidet und Männer hatten einen
Flaschenkürbis mit langem Halse, von welchem sie einen sehr
obscönen Gebrauch machten, zum allgemeinen Gelächter der
Zuschauer, worunter leider auch Mädchen und Knaben von
jedem Alter waren.

Die Skyrioten haben auch noch die Sitte, ihren Vorfahren
Beinamen zu geben, die sich auf eine ibrer hervorstechenden
Eigenschaften beziehen, dieser Beiname erbt dann auf die
Nachkommen fort.

Ist einem Unrecht geschehen oder fühlt er sich beleidigt,
so pflegt er wohl die Kräfte seiner Verwandtschaft zusammen-
und gegen die des andern abzurechnen, so dass einige Fa-
milien sich für besonders mächtig halten, denn dieser Onkel
und jener Vetter ist stark, gewandt u. s. w. Erlittenes Unrecht
wird dann thätlich beigelegt, wobei sonst oft Waffen zu Hülfe
genommen wurden, es ist dabei zu verwundern, dass es hier
nicht Familienfehden gab, wie in der Maina; denn ist einmal
eine Sache gehörig und derb beigelegt, so wird sie als abge-
macht betrachtet.

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