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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 2): Mit 5 lithographirten Tafeln und einer illuminirten, geognostisch-bergmännischen Karte des Königreiches Griechenland — Leipzig, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.9174#0341

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DER NAHE SCHIFFBRUCH.

Spiegelglatt war das Meer, als könne es nie toben, als sei
es das friedlichste Element. Der Himmel war wolkenlos und
kein Laut in der Luft, Helios letzte Strahlen waren verlo-
schen, das Schiff schwamm regungslos, wie festgezaubert; aber
mit banger Erwartung, was im dunklen Schleier der Nacht
verhüllt, verhängnissvoll sich entwickeln werde, spähten stumm
die Seeleute nach dem am südlichen Horizont aufsteigenden
Nebel.

Der Mond hob sich trüb und roth, flüchtige Wolken
jagten über den Zenith und verdüsterten das matte Licht.
Fernher rauschte es stärker und stärker, denn Afrika's Sand-
wüsten sendeten ihren tobenden Sirocco, der schnell im Ta-
kelwerk sich sausend und heulend festklammerte.

„Wir müssen Schutz suchen," sagte mein Schiffer und
drei Segel wurden aufgesetzt, uns nach einer wüsten, felsi-
gen Insel llaklia, die schwarz vor uns lag, zu bringen.— Als
könnten die Matrosen die Finsterniss durchdringen, so lugten
sie mit zusammengezogner Stirne, wo der Eingang sei zu ei-
ner engen Felsenbucht, die uns bergen sollte vor dem wilder
und wilder werdenden Sturme.

Schon auf manchem Schiff auf den nordischen Meeren
und dem falschen Baikal herumgeschwommen, mahnte ich den
Schiffer am Eingang der Ducht: „Lass die Segel nieder."
„Wir schneiden mit vollem Wind (prima) hinein," erwiederte
er, und die Goelette rauschte zwischen den nahen Felsen
Zweiter Thcil. 21
 
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