ZEA.
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theilte mir gefälligst jene Nachricht mit, die auf der wohl-
erhaltenen Marmorplatte eingegraben war.
Was diese rothe Farbe war, lässt sich bergmännisch mit
aller Wahrscheinlichkeit folgendermaassen erklären.
Man findet nämlich am nördlichen Hafen Wourkari in der
Nähe, wo Karessos lag, Stückchen Bleiglätte und gelbes, dich-
tes Bleioxyd. Wurde also dort eine Art Masticot gebildet,
so fabricirte man auch Mennige; es wurde also wohl Glätte,
auch wohl gefrischtes Blei aus den nahen Gruben des Lau-
riongebirges hierher gebracht und Mennige fabricirt, da man
in der Lauria an Holzmangel litt.
Im Bericht der Expedition scientif. de More'e ist aufge-
führt: in der Gegend des Klosters St. Maria befänden sich
Gänge von Bleiglanz, die noch nicht schienen bebaut worden
zu sein. Ein Kloster St. Maria giebt es aber auf der ganzen
Insel und vielleicht in ganz Griechenland nicht; es wurde mir
jedoch der Grieche zugesandt, welcher damals als Führer ge-
dient hatte und wir begaben uns daher sogleich nach diesem
wichtig zu sein scheinenden Platze.
Das Kloster Ajia Marina, welches im westlichen Theil
der Insel liegt, ist verlassen, es ist an einen schönen vier-
eckigen altgriechischen Thurm angebaut, den jetzt eine Un-
zahl Dohlen bewohnt. Die Zinne ist mit weissem Marmor
verziert, auch der Gesims über jedem Fenster besteht aus
weissem Marmor; der schöne, noch ziemlich gut erhaltene
colossale Thurm macht einen gewaltigen Abstand zu den engen,
leicht daran gebauten Mönchszellen, die erst seit 2 Jahren
verlassen und schon zerfallen waren, während er schon Jahr-
tausende vorüber schwinden sah. 1 St. oberhalb dieses Thurms
sieht man die mächtigen Ueberreste eines andern Thurmes.
Hier lag wohl das alte Poeessa, dem diese zwei Thürme zum
Schutz dienten.
Unterhalb des Klosters zieht sich eine tief eingeschnittene
Schlucht herab, von deren Ausgang sich eine kleine mit Ge-
sträuch bewachsene Ebene bis an das nahe Meer erstreckt.
Beide Gehänge der Schlucht wurden sorgfältig begangen. Es
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theilte mir gefälligst jene Nachricht mit, die auf der wohl-
erhaltenen Marmorplatte eingegraben war.
Was diese rothe Farbe war, lässt sich bergmännisch mit
aller Wahrscheinlichkeit folgendermaassen erklären.
Man findet nämlich am nördlichen Hafen Wourkari in der
Nähe, wo Karessos lag, Stückchen Bleiglätte und gelbes, dich-
tes Bleioxyd. Wurde also dort eine Art Masticot gebildet,
so fabricirte man auch Mennige; es wurde also wohl Glätte,
auch wohl gefrischtes Blei aus den nahen Gruben des Lau-
riongebirges hierher gebracht und Mennige fabricirt, da man
in der Lauria an Holzmangel litt.
Im Bericht der Expedition scientif. de More'e ist aufge-
führt: in der Gegend des Klosters St. Maria befänden sich
Gänge von Bleiglanz, die noch nicht schienen bebaut worden
zu sein. Ein Kloster St. Maria giebt es aber auf der ganzen
Insel und vielleicht in ganz Griechenland nicht; es wurde mir
jedoch der Grieche zugesandt, welcher damals als Führer ge-
dient hatte und wir begaben uns daher sogleich nach diesem
wichtig zu sein scheinenden Platze.
Das Kloster Ajia Marina, welches im westlichen Theil
der Insel liegt, ist verlassen, es ist an einen schönen vier-
eckigen altgriechischen Thurm angebaut, den jetzt eine Un-
zahl Dohlen bewohnt. Die Zinne ist mit weissem Marmor
verziert, auch der Gesims über jedem Fenster besteht aus
weissem Marmor; der schöne, noch ziemlich gut erhaltene
colossale Thurm macht einen gewaltigen Abstand zu den engen,
leicht daran gebauten Mönchszellen, die erst seit 2 Jahren
verlassen und schon zerfallen waren, während er schon Jahr-
tausende vorüber schwinden sah. 1 St. oberhalb dieses Thurms
sieht man die mächtigen Ueberreste eines andern Thurmes.
Hier lag wohl das alte Poeessa, dem diese zwei Thürme zum
Schutz dienten.
Unterhalb des Klosters zieht sich eine tief eingeschnittene
Schlucht herab, von deren Ausgang sich eine kleine mit Ge-
sträuch bewachsene Ebene bis an das nahe Meer erstreckt.
Beide Gehänge der Schlucht wurden sorgfältig begangen. Es